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Armageddon 1 - Das Musical

Armageddon 1 - Das Musical

Titel: Armageddon 1 - Das Musical
Autoren: Robert Rankin
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Heute war sein allererster Arbeitstag auf seiner allerersten
    Arbeitsstelle, und er wollte auf gar keinen Fall zu spät kommen.

    »Morgen, Rex. Puh, was für eine Affenhitze, wie?« Die Stimme auf dem
    offenen Kanal gehörte Thaddeus Decor, der in der Coca-Cola-Maschine
    an der Straßenecke lebte.
    Rex winkte ihm fröhlich zu. »Morgen, Thaddeus. Wie geht’s deiner
    Frau?«
    »Ihr Knie ist schon viel besser, dank dem Gangrän-Gel, das du mir ge-
    geben hast.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Der junge Kevin hat schon wieder die Räude.«
    »Ich bring’ dir später was vorbei.« Rex setzte seinen Weg fort.
    Thaddeus grinste ihm zahnlos durch seine transparente Helmkugel hin-
    terher. »Danke, Kumpel«, sagte er. »Du bist ein echter Fatzke.«
    Die Passage zur U-Bahn war hel erleuchtet vom Techniglow™ hun-
    derter holographischer Werbeplakate. Rex stapfte durch die lächelnden
    Geister und ignorierte ihr fröhliches Geplapper. Nachdem er die Dekon-
    tamination hinter sich gebracht hatte, schraubte er seinen Helm ab und
    stellte sich in der Schlange an, die auf ihre Fahrtgenehmigung wartete.
    Als er an der Reihe war, preßte er das Gesicht gegen den EYESPY.
    »Zielort?« erkundigte sich der Automat.
    »Der Nemesis-Bunker«, antwortete Rex voller Stolz.
    Relais ratterten und klickten, Informationen flossen hin und her, und
    die elektronische Stimme sagte: »Danke sehr, Mister Mundi. Sie dürfen
    fahren. Einen schönen weiteren Tag noch.«
    Der Morgenzug schlich quälend langsam in die Station und kam zit-
    ternd zum Stehen. Er war nicht übermäßig vol , und Rex suchte sich eine
    freie Ecke in dem sitzlosen Waggon, um sich hinzukauern. Die Fahrt
    dauerte etwas länger als eine Stunde, doch wenn schon nichts anderes, so
    bot sie Rex Gelegenheit, die morgendliche Nachrichtensendung im TV
    des Waggons zu verfolgen, zu erfahren, was für die Welt als gut und
    richtig erachtet wurde und ein paar zusätzliche Nahrungs- und Medico-
    Rationen zu verdienen.
    Die Nachrichten waren so ziemlich die gleichen wie immer. Die Dinge
    wurden besser. Der Wirtschaft war es niemals besser gegangen. Die Pro-
    duktion war auf eine neue Rekordhöhe gestiegen. Es hatte mehrere neue
    authentische Sichtungen von Blauem Himmel™ gegeben. Man rechnete
    jederzeit damit, daß die Sperrung der Straße M25 aufgehoben wurde.
    Rex runzelte bei der letzten Meldung die Stirn… doch alles war mög-
    lich.
    Die Nachrichtensendung endete mit der üblichen Eigenwerbung, ver-
    kleidet in eine menschlich rührende Geschichte und mit einer komischen
    Pointe. Heute ging es um eine alte Lady, die eine bisher nie dagewesene
    Anzahl von Umquartierungs-Kredits aufgehäuft hatte, al esamt bei einem
    Sender der Konkurrenz. So viele Kredits, daß sich der Intendant des
    Senders veranlaßt gesehen hatte, die Lady persönlich zu besuchen und
    ihr seine Glückwünsche auszusprechen. Nachdem er vergeblich an ihre
    Bunkertür gehämmert hatte, waren seine Gehilfen gekommen und hat-
    ten sich einen Weg ins Innere gebahnt. Und dort hatte sie gesessen, die
    gute, und blind auf den Bildschirm gestarrt. Sie war seit drei Wochen tot.
    »Das war abzusehen«, murmelte Rex, der sicher war, daß er die Ge-
    schichte schon einmal gehört hatte. Zum Glück fuhr der Zug gerade in
    dem Augenblick in die Station ein, als die Sänger des Senders zu einer
    unerträglichen neuen Cover-Version von ›Jeder Atompilz hat einen Sil-
    berstreif am Horizont‹ ansetzten. Der Zug ratterte in die Nemesis-
    Station und überrol te al es in seinem Weg. An diesem Morgen hatten
    sich lediglich zwei asoziale Elemente entschlossen, in das Nichts zu
    springen. Der Fahrer entschied, daß diese Anzahl durchaus im Rahmen
    des für die Jahreszeit Üblichen lag und schaltete den Fernseher auf seine
    Lieblings-Feinschmeckersendung um.

    Nachdem der Abspann ihrer Lieblings-Show endlich über den Schirm
    ins Nichts geglitten war, senkte die vornehme Dame hinter dem Emp-
    fangsschalter die Lautstärke ihres Fernseh-Terminals. Dann starrte sie
    mit gespielter Überraschung auf den jungen Mann, der die letzten zwan-
    zig Minuten vor ihr gestanden und geduldig Schuppen und Hautfetzen
    aus dem Innern seines Kugelhelms geschnippt hatte.
    »Was wollen Sie?« erkundigte sie sich ohne die geringste Spur von
    Freundlichkeit.
    »Mein Name ist Rex Mundi.« Der Bursche brachte doch tatsächlich die
    Frechheit auf, die steingesichtige Harpyie hoffnungsvol anzulächeln!
    »Na und?« Irgend etwas im Tonfal der Frau ließ
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