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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan
Autoren: R Ludlum
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mit dem Biokampfstoff schwerelos neben dem sperrigen Wrack des Schwertransporters zu schweben, das wie ein Bleigewicht herabstürzte. Das verstümmelte Fluggerät und seine tödliche Fracht wiegten sich scheinbar in Zeitlupentempo in einem umschlungenen Tanz.
    Dann trafen sie auf, und ein Pilz aus schwarzen und roten Flammen schoss in die Höhe und wuchs aus dem riesigen Loch, das durch das Eis gesprengt worden war.
    »Was ist mit dem Anthrax, Jon?«, erkundigte sich Valentina, während sie den Feuerball betrachtete.
    »Flammen und Meerwasser«, erwiderte Smith. »Zwei bessere Sporenvernichter kann man sich gar nicht wünschen.«
    »Dann war es das also?«
    »Das war es.« Smith warf einen Blick nach vorn ins Cockpit. Seine Kehle war heiser vom Schreien, und seine Lunge brannte von der Kälte. Als sein Adrenalinspiegel sank, nahm er plötzlich die schmerzenden Prellungen wahr, die er sich beim Eisbruch in der vergangenen Nacht zugezogen hatte. Das Sprechen fiel ihm schwer. »Randi, glaubst du, du kannst von hier aus die Haley finden?«
    »Da die Funkgeräte funktionieren, sollte das kein allzu großes Problem sein.«
    »Dann bring uns zu dem Schiff zurück. Überlassen wir es anderen, auf Wednesday hinter uns her zu räumen.«
    »Mit dem größten Vergnügen!«
    Smith knallte die Seitenluken zu und ließ sich mit dem Rücken gegen den Pilotensitz sinken. Seine Augen fielen ihm zu, und er nahm nur vage die Wärme neben sich wahr: Valentinas Kopf ruhte leicht auf seiner Schulter.

Kapitel zweiundfünfzig
    Insel Ascension
     
     
    Im südlichen Atlantik war das Frühjahr angebrochen, aber mit dem Sonnenuntergang war ein Unwetter aufgezogen. Die gespenstisch blaue Pistenbefeuerung von Wideawake Field schimmerte durch den Dunst, und Regen tropfte von den Tragflächen der beiden riesigen Düsenverkehrsflugzeuge, die auf dem abgelegensten Hangarvorfeld des gemeinsam genutzten britisch-amerikanischen Luftwaffenstützpunkts nebeneinander geparkt waren. Eines davon war eine Boeing 747 in den Farben des amerikanischen Präsidentengeschwaders, blau und weiß; das andere war eine Iljuschin 96, die Entsprechung der Russischen Föderation.
    Die Öffentlichkeit wusste nichts von der Anwesenheit der beiden Flugzeuge hier, und ihr war auch nichts von dem Treffen der beiden Staatsoberhäupter bekannt, die diese Flugzeuge befördert hatten. Während bewaffnete Wachposten das triefnasse Vorfeld umstellten, fand in einem schalldichten, elektronisch abgeschirmten Briefing-Raum an Bord der Air Force One eine Konfrontation ohne Aufzeichnungen und ohne Zeugen statt.
    »Ich sehe ein, dass man als Präsident manchmal gezwungen ist, seine Wählerschaft zu belügen«, sagte Samuel Castilla unterkühlt zu der schlanken, aristokratischen Gestalt, die ihm an dem Konferenztisch gegenübersaß, »aber ich kann es nun mal nicht ausstehen, dieses Privileg zu missbrauchen. Und ganz besonders unangenehm ist es mir, die Angehörigen, über die Umstände des Todes ihrer Familienmitglieder zu belügen. Das lässt einen schlechten Geschmack in meinem Mund zurück.«
    »Was bleibt uns denn anderes übrig, Samuel?«, erwiderte Präsident
Potrenko geduldig. »Sollen wir etwa die verheilenden Wunden des Kalten Kriegs wieder aufreißen? Oder die Annäherung unserer Nationen um Jahrzehnte zurückwerfen? Und den Hardlinern auf beiden Seiten in die Hand spielen? Denen, die behaupten, den Vereinigten Staaten und Russland sei es bestimmt, Erbfeinde zu sein?«
    »Du spinnst diesen Faden sehr geschickt, Yuri, und dasselbe gilt auch für meine Berater und das Außenministerium, aber selbst wenn ich die Notwendigkeit akzeptiere, braucht es mir noch lange nicht zu behagen.«
    »Das kann ich verstehen, Samuel. Ich kenne dich als einen Mann mit Gewissen und Ehrgefühl« – die Mundwinkel des Russen zuckten – »und für die Realitäten unseres Berufs hast du möglicherweise sogar zu viel von beidem. Aber wir brauchen Zeit. Wir müssen warten, bis mehr Zeitgenossen und aktive Anhänger des Kalten Krieges gestorben sind und die Furcht weiter in die Vergangenheit gerückt ist. Aber zumindest kannst du dich mit dem Wissen trösten, dass die Wahrheit am Ende doch ans Licht kommen wird.«
    »Oh ja, das wird sie, Yuri. Darauf kannst du dich verlassen. Wir sind uns darüber einig, dass in zwanzig Jahren sämtliche Aufzeichnungen über den Zwischenfall Wednesday Island und den Vorfall Fünfter März freigegeben werden und es zu einer vollständigen gemeinschaftlichen Enthüllung
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