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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey
Autoren: Abels Tochter
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gewinnen?«
    »Sie meinen die Cubs?«
    »Nein, die Wahl.«
    »Bestimmt. Landon wird geschlagen. Die Kansas Sunflower hat keine Chance, F.D.R. zu schlagen«, meinte Henry. »Wie der Präsident sagte: Diese Blume ist gelb, hat ein schwarzes Herz, ist gut als Papageienfutter und verwelkt immer vor November.«
    Wieder lachte Abel. »Und wie steht es mit Ihnen?«
    »Keine Sorge. Der Sitz gehört immer einem Demokraten. Schwierig war die Nominierung, nicht die Wahl.«
    »Ich freue mich, daß Sie in den Kongreß einziehen werden, Henry.«
    »Das glaube ich Ihnen, und ich freue mich darauf, Ihnen ebenso zu dienen wie meinen anderen Wählern.«
    Abel sah ihn prüfend an. »Ich hoffe, wesentlich besser«, bemerkte er, während der Kellner ein fast tellergroßes Sirloin-Steak vor ihn stellte und ein frisches Glas mit einem Côte de Beaune 1929 füllte. Die Gespräche drehten sich nun um Gaby Hartnetts Verwundung, Jesse Owens vier Goldmedaillen und den möglichen Einmarsch Hitlers in Polen.
    »Nie«, behauptete Henry und grub Erinnerungen an die Tapferkeit der Polen bei Mons im Ersten Weltkrieg aus.
    Abel überging die Tatsache, daß kein polnisches Regiment bei Mons gekämpft hatte.
    Um halb drei saß Abel wieder an seinem Schreibtisch, überdachte die Probleme der Präsidentensuite und der achttausend frischen Brötchen.

    Er kam erst um neun Uhr abends nach Hause, und Florentyna schlief schon fest. Aber kaum betrat er das Kinderzimmer, wachte sie auf und lächelte ihn an.
    »Päsidunk, Päsidunk, Päsidunk.«
    Abel lachte. »Ich nicht. Du vielleicht, ich nicht.«
    Er nahm seine Tochter auf, küßte sie auf die Wange und blieb bei ihr sitzen, während sie unermüdlich ihr Ein-Wort-Vokabular wiederholte.

3
    Im November 1936 wurde Henry Osborne als Abgeordneter des Ninth District von Illinois ins Repräsentantenhaus gewählt. Sein Stimmenvorsprung war etwas geringer als der seines Vorgängers, eine Tatsache, die nur auf seine Indolenz zurückzuführen war, da Roosevelt in allen Bundesstaaten mit Ausnahme von Vermont und Maine gewonnen hatte; im Kongreß hatten die Republikaner nur noch siebzehn Senatoren und hundertdrei Abgeordnete.
    Abel aber interessierte nur, daß sein Mann im Kongreß saß, und sofort bot er ihm den Vorsitz im Planungskomitee der Baron-Gruppe an. Dankbar akzeptierte Henry.
    Abel baute ein Hotel nach dem anderen – mit Hilfe des Kongreßmanns Osborne, der anscheinend jede Baubewilligung beschaffen konnte. Für diese Dienste wurde er von Abel mit gebrauchten Noten bezahlt. Abel hatte keine Ahnung, wofür Henry das Geld verwendete, aber offenbar kam etwas davon in die richtigen Hände, und Näheres wollte er gar nicht wissen.
    Abel und Zaphia sprachen kaum mehr miteinander, trotzdem wünschte sich Abel einen Sohn und war un-glücklich, daß seine Frau nicht schwanger wurde. Zuerst gab er Zaphia die Schuld, die gern ein zweites Kind gehabt hätte, aber schließlich brachte sie ihn dazu, einen Arzt aufzusuchen. Abel war zutiefst beschämt, als er erfuhr, daß er eine zu niedrige Spermazahl hatte, vermutlich eine Folge von Unterernährung in der Kindheit.
    Der Arzt erklärte ihm, daß er wahrscheinlich kein zweites Kind mehr haben würde. Von diesem Moment an gab er jede Hoffnung auf und konzentrierte seine ganze Liebe und alle seine Hoffnungen auf Florentyna, die in die Höhe schoß wie Unkraut. Das einzige in Abels Leben, das noch rascher wuchs, war die Baron-Gruppe. Er baute ein neues Hotel im Norden und ein weiteres im Süden, er moder-nisierte und verbesserte die bereits bestehenden Hotels.
    Mit vier Jahren kam Florentyna in den Kindergarten. Sie bestand darauf, am ersten Tag von ihrem Vater und Franklin D. Roosevelt begleitet zu werden. Die meisten anderen Kinder wurden von weiblichen Personen begleitet, und Abel stellte erstaunt fest, daß es oft nicht die Mütter, sondern Kindermädchen waren; sogar eine Gouvernante war darunter. Am selben Abend erklärte er Zaphia, daß er zur Betreuung seiner Tochter eine ähnlich qualifizierte Person wünsche.
    »Wozu?« fragte Zaphia gereizt.
    »Damit niemand etwas hat, was Florentyna nicht hat.«
    »Ich halte es für eine sinnlose Geldverschwendung. Was kann eine solche Person tun, was ich selbst nicht tun kann?«
    Abel antwortete nicht, aber am folgenden Morgen gab er in der Chicago Tribune, in der New York Times und in der London Times ein Inserat auf; gesucht wurde eine Gouvernante. Die Bedingungen wurden genau angegeben.
    Aus allen Teilen des Landes trafen
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