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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey
Autoren: Abels Tochter
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das Gebäude, sondern der Erbauer, der immer als der Chicago-Baron bekannt sein wird.«
    Abel strahlte über den Beifall und lächelte ein wenig.
    Diesen Satz hatte sein Public-Relations-Berater dem Mann, der die Reden des Senators aufsetzte, vor ein paar Tagen zukommen lassen.
    Abel begann sich unter bekannten Geschäftsleuten und älteren Politikern wohl zu fühlen. Zaphia hingegen hielt mit dem Erfolg ihres Mannes nicht Schritt. Sie blieb im Hintergrund, trank ein wenig zuviel Champagner und schlich sich schließlich vor dem Dinner mit der lahmen Ausrede davon, sie müsse nachsehen, ob Florentyna schlafe. Schweigend begleitete Abel seine Frau zur Drehtür. Weder verstand Zaphia die Größe seines Erfolges noch legte sie Wert darauf. Sie zog es vor, seine neue Welt zu ignorieren. Obwohl sie wußte, wie sehr es Abel ärgerte, konnte sie eine Bemerkung nicht unterlassen: »Beeil dich nicht, nach Hause zu kommen«, sagte sie, während er sie in ein Taxi setzte.
    »Bestimmt nicht«, sagte er und versetzte der Drehtür einen so heftigen Stoß, daß sie sich noch eine Weile weiterdrehte, als er sie bereits verlassen hatte.
    Im Hotelfoyer wartete Stadtrat Henry Osborne auf ihn.
    »Das muß ein Höhepunkt in Ihrem Leben sein«, bemerkte er.
    »Höhepunkt? Ich war eben dreißig«, erwiderte Abel.
    Ein Blitzlicht flammte auf, als er einen Arm um die Schulter des großen, gutaussehenden Politikers legte. Abel lächelte dem Kameramann zu, genoß es, als bekannte Persönlichkeit behandelt zu werden, und sagte gerade so laut, daß es die Umstehenden hören konnten: »Ich werde Baron-Hotels rund um den Erdball errichten. Ich beabsichtige, in Amerika das zu werden, was Cêsar Ritz für Europa war. Halten Sie sich an mich, Henry, und es wird Ihnen Spaß machen.«
    Der Stadtrat und Abel gingen zusammen in den Speisesaal, und als sie außer Hörweite waren, fügte Abel hinzu:
    »Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.«
    »Mit dem größten Vergnügen, Abel. Ein einfacher Stadtrat hat immer Zeit für den Chicago-Baron.«
    Beide lachten herzlich, obwohl keiner die Bemerkung besonders komisch fand.
    Wieder wurde es ein langer Abend für Abel. Als er nach Hause kam, ging er direkt ins Gästezimmer, um Zaphia nicht zu wecken das behauptete er zumindest am nächsten Morgen.

    Als Abel zum Frühstück in die Küche kam, saß Florentyna in ihrem hohen Kinderstuhl und schmierte sich begeistert Haferbrei über das Gesicht; Abel küßte sie auf die Stirn, die einzige Stelle, die noch keinen Brei abbekommen hatte, und setzte sich zu einem Teller Waffeln mit Ahornsirup. Dann stand er auf und teilte Zaphia mit, daß er mit Henry Osborne zu Mittag essen werde.
    »Ich mag diesen Mann nicht«, sagte Zaphia mit Nachdruck.
    »Mir ist er auch nicht sonderlich sympathisch«, erwiderte Abel. »Aber vergiß nicht, er sitzt im Rathaus und kann eine Menge für uns tun.«
    »Auch eine Menge Schaden.«
    »Mach dir keine Sorgen. Stadtrat Osborne kannst du mir überlassen.«
    Abel gab seiner Frau einen flüchtigen Kuß und wandte sich zum Gehen.
    »Päsidunk«, sagte eine Stimme. Die Eltern starrten ihre Tochter an, die auf den Boden wies, wo der acht Monate alte Franklin D. Roosevelt auf seinem pelzigen Gesicht lag.
    Abel lachte, hob den heißgeliebten Teddybären auf und setzte ihn neben Florentyna auf den Stuhl.
    »Präsident«, sagte Abel energisch.
    »Päsidunk«, beharrte Florentyna.
    Wieder lachte Abel und versetzte Franklin D. Roosevelt einen Klaps. F. D. R. war also nicht nur für den New Deal verantwortlich, sondern auch für Florentynas erste politische Äußerung.
    Vor dem Haus warteten Abels Cadillac und der Chauffeur. Je bessere Autos sich Abel leisten konnte, desto schlechter wurden seine Fahrkünste. Als er einen Cadillac kaufte, hatte ihm George geraten, einen Chauffeur aufzunehmen. An diesem Morgen bat er den Mann, langsam zu fahren. Als sie sich der Gold Coast näherten, sah Abel zu den glänzenden Scheiben des Chicago Baron hinauf und erkannte, daß es keinen anderen Platz auf Erden gab, wo man so rasch so viel erreichen konnte. Was einen Chinesen in zehn Generationen zu erreichen beglückt hätte, hatte er in knappen fünfzehn Jahren erreicht.
    Bevor der Chauffeur den Wagenschlag öffnen konnte, war er aus dem Auto gesprungen. Er ging rasch ins Hotel und nahm den privaten Expressfahrstuhl in den 42. Stock, wo er den ganzen Morgen damit verbrachte, alle Probleme des neuen Hotels durchzugehen: Einer der Fahrstühle funktionierte nicht
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