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Archer, Jeffrey

Archer, Jeffrey

Titel: Archer, Jeffrey
Autoren: Abels Tochter
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daß das Richmond Continental abgebrannt war und die Polizei ihn der Brandstiftung bezichtigte. Es handelte sich auch um Brandstiftung: allerdings war es, wie sich herausstellte, ein Racheakt Desmond Paceys. Er gab es sofort zu, als er festgenommen wurde. Alles, was er erreichen wollte, war Abels Ruin. Fast wäre ihm sein Vorhaben gelungen, doch die Versicherungsgesellschaft kam Abel zu Hilfe. Bis zu diesem Augenblick hatte sich Abel gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, in dem russischen Kriegsgefangenenlager zu bleiben, aus dem er geflüchtet war, bevor er nach Amerika auswanderte. Doch als ein anonymer Geldgeber – Abel hielt ihn für den Besitzer des Stevens Hotels, einen Mr. David Maxton – die Richmond-Gruppe kaufte, begann für Abel eine Glückssträhne. Der Käufer bot Abel seine alte Stellung als Direktor an und gab ihm damit die Chance zu beweisen, daß er die Hotels gewinnbringend leiten konnte.
    Abel erinnerte sich, wie er Zaphia wiederfand, jenes selbstsichere junge Mädchen, daß er an Bord des Schiffes nach Amerika kennengelernt hatte. Wie unsicher und unerfahren hatte er sich damals gefühlt; jetzt, da er sie als Kellnerin im Stevens Hotel wiedersah, war alles anders.
    Seitdem waren zwei Jahre vergangen, und obwohl die neu benannte Baron-Gruppe im Jahr 1933 keine Gewinne abwarf, verlor sie nur dreiundzwanzigtausend Dollar, wobei die Hundertjahrfeier von Chicago, die mehr als eine Million Touristen in die Stadt und zur Weltausstellung lockte, sich als höchst hilfreich erwies.

    Nachdem Pacey wegen Brandstiftung verurteilt worden war, mußte Abel nur auf die Auszahlung der Versicherungssumme warten, um das Hotel in Chicago wiederaufzubauen. In der Zwischenzeit besuchte er die anderen zehn Hotels der Gruppe, entließ die Leute vom Personal, die ähnlich unredliche Neigungen zeigten wie Desmond Pacey und ersetzte sie durch Arbeitslose aus dem gewaltigen Heer, das durch Amerika zog.
    Abels ständige Reisen – von Charleston nach Mobile und von Houston nach Memphis – begannen Zaphia zu mißfallen. Abel wußte jedoch, daß ihm, wollte er die Abmachung mit seinem anonymen Gönner einhalten, nicht viel Zeit blieb, um zu Hause herumsitzen, auch wenn er seine kleine Tochter noch so sehr anhimmelte. Man hatte ihm zehn Jahre gewährt, den Bankkredit zurückzuzahlen. Wenn es ihm gelang, konnte er die restlichen sechzig Prozent der Gesellschaftsaktien für weitere drei Millionen Dollar kaufen. Zaphia dankte jeden Abend dem lieben Gott für das, was sie bereits besaßen, und flehte ihren Mann an, etwas weniger hektisch zu arbeiten. Aber nichts konnte Abel von seinem Ziel abhalten.
    »Dein Abendbrot ist bereit«, rief Zaphia laut.
    Abel gab vor, nichts gehört zu haben und starrte weiter auf seine schlafende Tochter.
    »Hast du nicht gehört? Das Abendessen ist fertig.«
    »Was? Nein, meine Liebe. Tut mir leid. Ich komme schon.«
    Widerwillig stand Abel auf, um mit seiner Frau zu essen.
    Florentynas rote Daunendecke lag auf dem Boden neben der Wiege. Abel hob sie auf und breitete sie sorgsam über seine Tochter; sie sollte nie erfahren, wie es ist, zu frieren.
    Florentyna lächelte im Schlaf. Träumt sie ihren ersten Traum? fragte sich Abel, als er das Licht löschte.

2
    Florentynas Taufe blieb allen Anwesenden unvergeßlich –
    außer Florentyna, die während der ganzen Zeremonie schlief. Nach der Taufe in der Holy Name Cathedral in North Wabash begaben sich alle hundert geladenen Gäste in das Stevens Hotel. Abel hatte einen Saal gemietet.
    George Novak, sein bester Freund und ebenfalls ein Pole, der auf der Überfahrt im Stockbett über ihm geschlafen hatte, war der Taufpate, eine von Zaphias Cousinen, Janina, die Taufpatin.
    Die Gäste vertilgten ein traditionelles polnisches Nachtessen von zehn Gängen einschließlich pirogi und bigos. Abel saß am Kopfende der Tafel und nahm im Namen seiner Tochter Geschenke entgegen – unter anderem eine silberne Klapper, amerikanische saving bonds, eine Ausgabe von Huckleberry Finn und, als schönstes Geschenk, einen antiken Smaragdring von Abels unbekanntem Gönner. Abel hoffte, daß das Schenken dem Mann ebensoviel Freude bereitete wie der Ring später seiner Tochter. Um den feierlichen Anlaß gebührend zu würdigen, schenkte Abel Florentyna einen riesigen Teddybär mit roten Augen.
    »Er sieht aus wie Franklin D. Roosevelt«, sagte George und hielt den Bären hoch. »Das verlangt eine zweite Taufe
    – F. D. R.«
    Abel hob das Glas. »Mr. Präsident«, sagte
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