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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
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gedacht.
Bevor er später an diesem Abend sein Büro verließ, hinterlegte er die Akte in seinem Privatsafe. Ein paar Tage mehr oder weniger würden keinen großen Unterschied machen. Was er mit den beiden Männern besprechen musste, war schließlich in den vergangenen dreiundvierzig Jahren ein Geheimnis geblieben.
    *
    Nat wurde am Donnerstagabend aus St Patrick entlassen und kein Mitglied der Krankenhausbelegschaft glaubte auch nur für einen Moment, dass Fletcher am Wochenende noch bei ihnen sein würde, obwohl seine Mutter ihn davon zu überzeugen versuchte, er solle es locker angehen.
    Während der längsten Woche seines Lebens kämpfte Ben Renwick weiterhin mit seinem Wissen, ebenso wie es Dr. Greenwood dreiundvierzig Jahre vor ihm getan haben musste. Aber Renwick gelangte zu einer anderen Schlussfolgerung: Er hatte das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, als beiden Männern die Wahrheit zu sagen.
    Die beiden Wahlkampfgegner erklärten sich damit einverstanden, sich am Dienstag um 6 Uhr morgens in Dr. Renwicks Büro zu treffen. Es war der einzige Zeitpunkt vor dem Wahltag, an dem beide Kandidaten noch eine freie Stunde in ihren Terminkalendern hatten.
    *
    Nat traf als Erster ein, da er hoffte, noch rechtzeitig zu einer Besprechung um 9 Uhr in Waterbury einzutreffen und womöglich unterwegs noch ein paar Besuche an Pendlerbahnhöfen einschieben zu können.
    Fletcher humpelte um 5 Uhr 58 in Dr. Renwicks Büro und ärgerte sich, dass Nat es vor ihm geschafft hatte.
»Sobald ich den Gips abbekomme«, sagte er, »werde ich Ihnen in den Hintern treten.«
»Sie sollten nicht so mit Dr. Renwick reden, nach allem, was er für Sie getan hat«, meinte Nat grinsend.
»Warum nicht?«, fragte Fletcher. »Er hat mich mit Ihrem Blut aufgefüllt, jetzt bin ich nur noch ein halber Mann.«
»Wieder falsch«, erwiderte Nat. »Sie sind zweimal der Mann wie vorher, aber immer noch nur halb so ein Mann wie ich.«
Dr. Renwick trat hinter seinem Schreibtisch hervor und öffnete seinen Safe. Er zog eine Akte heraus und legte sie auf seinen Schreibtisch. »Ich habe mehrere Tage lang überlegt, wie ich Ihnen eine solch heikle Information mitteilen soll.« Er klopfte mit dem rechten Zeigefinger auf die Akte. »Eine Information, über die ich nie gestolpert wäre, hätte der Senator nicht einen beinahe tödlichen Unfall erlitten und die Notwendigkeit bestanden, Ihre beiden Krankenakten zu prüfen.« Nat und Fletcher warfen sich einen Blick zu, sagten jedoch nichts. »Mir stellte sich sogar das moralische Problem, ob ich es Ihnen separat oder gemeinsam erzählen sollte. Wenigstens in diesem Punkt ist jetzt klar, zu welcher Entscheidung ich gelangt bin.« Die beiden Kandidaten sagten immer noch nichts. »Ich habe nur eine Bitte: Die Information, die ich Ihnen gleich eröffnen werde, muss ein Geheimnis bleiben, es sei denn Sie beide – und ich wiederhole: Sie beide – wären bereit, sogar fest entschlossen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.«
»Das ist kein Problem für mich«, sagte Fletcher und sah Nat an.
»Für mich auch nicht«, erklärte Nat. »Schließlich bin ich hier in Anwesenheit meines Anwalts.«
Der Arzt ignorierte Nats Leichtfertigkeit. »Selbst wenn es den Ausgang der Wahl beeinflussen könnte?«, fügte er fragend hinzu. Beide Männer zögerten einen Augenblick, nickten dann jedoch erneut.
»Lassen Sie mich klarstellen, dass das, was ich Ihnen jetzt eröffnen werde, keine Möglichkeit oder auch Wahrscheinlichkeit ist. Es ist ganz einfach eine Tatsache.« Der Arzt schlug die Akte auf und sah auf eine Geburts- und eine Sterbeurkunde.
»Senator Davenport, Mr Cartwright«, fing er an, als ob er mit zwei Menschen sprach, denen er noch nie zuvor begegnet war. »Ich muss Sie davon in Kenntnis setzen, dass nach Prüfung und nochmaliger Prüfung Ihrer beider DNA-Proben außer Frage steht, dass Sie wissenschaftlich gesehen nicht nur Brüder sind«
– er hielt inne, sein Blick kehrte zur Geburtsurkunde zurück –, »sondern sogar zweieiige Zwillinge.« Dr. Renwick verstummte und ließ die Bedeutung seiner Worte einsinken.
Nat erinnerte sich an die Zeit, als er zum Wörterbuch laufen musste, um die Bedeutung eines Wortes nachzuschlagen. Fletcher brach die Stille als Erster. »Das bedeutet, wir sind nicht genau gleich.«
»Stimmt«, bestätigte Dr. Renwick. »Die Annahme, dass Zwillinge immer gleich aussehen, ist ein Mythos, den vor allem die Dichter der Romantik verbreitet haben.«
»Aber das erklärt doch nicht …«, fing Nat
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