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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Attentat
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jemand hatte ihn je ohne Schuhe gesehen. Mit seinen zweiunddreißig Jahren hielt man ihn für einen der ehrgeizigsten jungen Leute der Abteilung. Er trug ein dunkelgrünes Jackett, eine dunkle undefinierbare Hose und derbe schwarze Lederschuhe. Das braune Haar war kurz geschnitten und auf der rechten Seite säuberlich gescheitelt. Einzig die Piloten-Sonnebrille sollte seine Nonkonformität unter Beweis stellen. Meistens war er noch lange nach dem offiziellen Büroschluß im Dienst, nicht nur, weil er ehrgeizig war, sondern auch, weil er seinen Job liebte. Soweit seine Kollegen wußten, liebte er sonst niemanden oder höchstens vorübergehend. Calvert stammte aus dem Mittelwesten und war mit einem Diplom in Soziologie von der Indiana University in das FBI eingetreten. Er hatte den fünfzehnwöchigen Kursus auf der FBIAkademie in Quantico absolviert und war in jeder Hinsicht der Archetyp eines FBI-Mannes.
Mark Andrews hingegen gehörte zu den ungewöhnlicheren jungen FBI-Leuten. Nach einem Geschichtsstudium und der Absolvierung der Rechtsakademie in Yale wollte er, bevor er in eine Anwaltsfirma eintrat, noch einige Abenteuer erleben. Verbrecher und Polizei aus der Nähe kennenzulernen, konnte nur nützlich sein, fand er. Natürlich gab er diesen Grund nicht in seinem Aufnahmegesuch an – das Bureau als akademisches Experiment zu betrachten, entsprach nicht den Prinzipien des FBI. Hoover war so weit gegangen, Agenten, die den Dienst einmal quittiert hatten, unter keinen Umständen wieder aufzunehmen. Mark Andrews – gelocktes helles Haar bis zum Hemdkragen und ein frisches hübsches Gesicht mit hellblauen Augen – war ein Meter fünfundsiebzig groß und wirkte klein neben Calvert. Mit achtundzwanzig Jahren gehörte er zu den jüngsten Agenten der Abteilung. Er war immer nach der letzten Mode, aber nicht immer nach den Vorschriften des FBI gekleidet. Nick Stames hatte ihn einmal in einem roten Sportjackett und in brauner Hose erwischt und nach Hause geschickt, damit er sich anständig anziehe. Nur niemals das Bureau in Verlegenheit bringen. Marks Charme half ihm, eine Reihe von unangenehmen Situationen in der Kriminalabteilung zu meistern, und er besaß eine Zielstrebigkeit, die seine Ausbildung an einer amerikanischen Eliteuniversität und das entsprechende Auftreten mehr als wettmachten. Er war selbstsicher, drängte sich jedoch niemals vor und war nicht auf Beförderung aus. Was er eigentlich vorhatte, vertraute er niemandem an.
Grant Nanna berichtete den beiden von Casefikis.
»Ein Schwarzer?« fragte Calvert.
»Nein, Grieche.«
Calvert verbarg seine Überraschung nicht. Achtzig Prozent der Einwohner von Washington und achtundneunzig Prozent der wegen eines Verbrechens Inhaftierten waren Schwarze. Einer der Gründe, warum den mit Washingtoner Verhältnissen Vertrauten der infame Einbruch im Watergate-Gebäude von Anfang an verdächtig erschienen war, war die Tatsache, daß keine Schwarzen dabeigewesen waren. Natürlich gab das niemand zu.
»O. k. Barry, können Sie die Sache erledigen?«
»Klar, wollen Sie morgen früh einen Bericht?«
»Nein, der Boß will direkt kontaktiert werden, falls es sich um etwas Besonders handelt. Andernfalls geben Sie Ihren Bericht heute abend ab.« Nannas Telefon schellte.
»Mr. Stames über Funk aus seinem Auto. Für Sie, Sir«, sagte Polly von der Telefonvermittlung.
»Er gibt nie Ruhe, was?« meinte Grant zu den beiden jungen Agenten, während er die Telefonmuschel mit der Hand zuhielt.
»Hallo, Boß.«
»Grant, hab ich Ihnen gesagt, daß der Grieche eine infizierte Schußwunde am Bein hat?«
»Ja, Boß.«
»Gut, bitte tun Sie mir einen Gefallen. Rufen Sie Vater Gregory von meiner Pfarrei, Saint Constantine und Saint Helen an, und bitten Sie ihn, den Griechen im Kranke nhaus zu besuchen.«
»Selbstverständlich.«
»Und gehen Sie nach Hause, Grant. Aspirin kann das Büro für den Rest des Abends übernehmen.«
»Ich wollte eben gehen, Boß.«
Die Verbindung brach ab.
»O. k. ihr zwei, macht euch auf den Weg.« Die beiden Spezialagenten gingen den schmutzigen grauen Korridor entlang zum Fahrstuhl, der aussah, als müsse man ihn mit der Hand ankurbeln. Als sie endlich auf der Pennsylvania Avenue waren, stiegen sie in einen Dienstwagen.
Mark lenkte den dunkelblauen Ford Sedan am Nationalarchiv und der Mellon Gallery vorbei die Pennsylvania Avenue hinunter. Er fuhr um die üppig grünen, schattigen Rasenflächen des Kapitols herum und bog in Richtung Südost in die Independence Avenue
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