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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Attentat
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wir also weiter mit der Gesetzesvorlage über die Kontrolle der Handfeuerwaffen.«
Janet Brown erschauderte. Sie wußte nur allzugut, daß die Kämpfe im Repräsentantenhaus in den nächsten zwei Jahren höchstwahrscheinlich ebenso grimmig und zäh werden würden wie der Bürgerkrieg, mit dem Lincoln konfrontiert gewesen war; so viele Leute betrachteten den Besitz von Waffen immer noch als ihr unveräußerliches Recht, von Geburt an. Sie betete nur im stillen, daß die Sache nicht ebenso enden würde – mit der Spaltung des Repräsentantenhauses.

2
     
    Donnerstag, 3. März (zwei Jahre danach) 17 Uhr 45
    Nick Stames wollte nach Hause gehen. Er hatte seit sieben Uhr früh gearbeitet, und jetzt war es bereits Viertel vor sechs. Ob er zu Mittag gegessen hatte oder nicht, wußte er nicht mehr. Seine Frau Norma hatte wieder geschimpft, daß er niemals rechtzeitig zum Abendessen nach Hause käme, und wenn er kam, dann meistens so spät, daß das Essen nicht mehr genießbar war. Übrigens, wann hatte er zum letztenmal eine richtige, komplette Mahlzeit gegessen? Wenn er um sechs Uhr dreißig ins Büro fuhr, lag Norma noch im Bett. Jetzt, da die Kinder tagsüber in der Schule waren, bestand ihre einzige echte Arbeit darin, ihm ein Abendbrot zu kochen. Nie konnte er es ihr recht machen; wäre er ein Versager, würde sie sich darüber auch beklagen, aber, zum Teufel, er war erfolgreich; der jüngste Spezialagent, der im FBI ein Field Office leitete. Einen solchen Job bekommt man nicht mit einundvierzig Jahren, wenn man täglich zum Dinner zu Hause ist. Jedenfalls liebte Nick seine Arbeit. Sie war seine Geliebte; weni gstens dafür sollte seine Frau ihm dankbar sein.
    Nick Stames war seit neun Jahren Leiter des Field Office in Washington. Obwohl ihm das kleinste Gebiet von Washington, D.C. unterstellt war – nur hundertachtundfünfzig Quadratkilometer –, verfügte das drittgrößte Field Office in Amerika über zweiundzwanzig Polizeieinheiten, zwölf Kriminalabteilungen und zehn Abteilungen für den Staatssicherheitsdienst. Ja, so war es; Nick Stames beschützte die Hauptstadt der Welt. Natürlich mußte er sich da manchmal verspäten. Aber heute abend wollte er einmal versuchen, pünktlich zu sein. Wenn er Zeit dazu hatte, vergötterte er seine Frau. Über das Haustelefon rief er seinen Stellvertreter Grant Nanna an.
    »Grant.«
»Boß.«
»Ich fahre nach Hause.«
»Wußte gar nicht, daß Sie ein Zuhause haben.« »Fangen Sie nicht auch noch damit an!«
Nick Stames legte den Hörer nieder und fuhr sich mit
    der Hand durch das lange dunkle Haar. In einem Film hä tte er vermutlich den Verbrecher gespielt und nicht den FBI-Agenten, denn an ihm war alles dunkel – dunkle Augen, dunkle Haut, dunkles Haar, sogar der Anzug und die Schuhe waren dunkel; diese letzten beiden Accessoires gehörten allerdings zu jedem Spezialagenten. Am Revers trug er eine Nadel mit den Flaggen der Vereinigten Staaten und Griechenlands.
    Vor ein paar Jahren hatte man ihm eine Beförderung und die Chance angeboten, als einer der dreizehn Berater des Direktors ins Hauptquartier des Bureaus zu übersiedeln. Berater zu werden, gefiel ihm nicht, also blieb er, wo er war. Dieser Schritt hätte ihn aus einem Elendsquartier in einen Palast gebracht; das Washington Field Office befi ndet sich im vierten, fünften und achten Stock des alten Postamtes auf der Pennsylvania Avenue, und die Zimmer erinnerten ein wenig an Eisenbahnabteile. Wären sie im Getto gewesen, hätte man sie als Elendsquartiere eingestuft.
    Als die Sonne langsam hinter den hohen Gebäuden verschwand, wurde Nicks düsteres Büro noch dunkler. Er ging zum Lichtschalter. »Energie sparen« stand auf einem Schild unter dem Schalter. Wie das fortwährende Kommen und Gehen von dunkel und unauffällig gekleideten Männern und Frauen vor dem alten Postamt anzeigte, wo das FBI-Field Office seinen Sitz hatte, so wies das kleine Schild darauf hin, daß die hohen Herren der EnergieVerwaltung zwei Stockwerke des alten Gebäudes bewohnten.
    Nick starrte aus dem Fenster über die Straße auf das neue, 1976 fertiggestellte Hauptquartier des FBI; ein großes, häßliches Monster, mit Fahrstühlen, die größer waren als sein Büro. Ihn störte das nicht. Er hatte Gehaltsstufe 18 erreicht, und nur der Direktor verdiente mehr als er. Jedenfalls würde er nicht hinter dem Schreibtisch sitzen, bis man ihn mit goldenen Handschellen in den Ruhestand schickte. Er wollte in fortwährendem Kontakt mit den Agenten
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