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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Attentat
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zwischen Schwarzen und Weißen ein unbarmherziger Bürgerkrieg entbrannt. Im Nahen Osten ist man dabei, die verheerenden Folgen des letztjährigen Krieges zu beseitigen; beide Seiten beschäftigen sich jedoch mehr mit der Wiederaufrüstung als mit ihren Schulen und Farmen. An den Grenzen zwischen China und Indien sowie zwischen Rußland und Pakistan droht ein Krieg – ein Krieg also zwischen vier der mächtigsten und volksreichsten Nationen der Erde. Südamerika schwankt zwischen extremer Rechter und extremer Linker, aber weder das eine noch das andere Extrem scheint imstande zu sein, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Zwei der ursprünglichen Signatarmächte der NATO, Frankreich und Italien, sind nahe daran, aus der Gemeinschaft auszutreten. 1949 verkündete Präsident Harry Truman, daß die Vereinigten Staaten bereit seien, mit aller Macht und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Freiheit überall dort zu verteidigen, wo sie in Gefahr scheint. Heute könnte man behaupten, daß dieser Großmut kein Erfolg beschieden war, daß Amerika zu schwach war und es heute noch ist, um die ganze Last eines Weltpolizisten zu tragen. Angesichts der sich ständig wiederholenden internationalen Krisen könnte sich jeder amerikanische Bürger mit Recht fragen, warum er sich für Ereignisse interessieren soll, die sich so fern von seiner Heimat abspielen; warum er für die Verteidigung der Freiheit außerhalb seines Landes verantwortlich gemacht wird. Ich brauche diese Zweifel nicht mit eigenen Worten zu beantworten. ›Kein Mensch ist eine Insel‹, schrieb Donne vor mehr als dreieinhalb Jahrhunderten. ›Jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents.‹ Die Vereinigten Staaten erstrecken sich vom Atlantik bis zum Pazifik und von der Arktis bis zum Äquator. ›Ich bin ein Teil der Menschheit; frag daher niemals, für wen die Glocken läuten; sie läuten immer für dich.‹«
    Edward gefiel dieser Teil der Rede; er drückte seine eigenen Gefühle aus. Aber er war nicht sicher gewesen, ob das Publikum mit dem gleichen Enthusiasmus reagieren würde, mit dem es Florentynas Höhenflüge der Rhetorik in der Vergangenheit begrüßt hatte.
    Der donnernde Applaus, der an sein Ohr schlug, beruhigte ihn. Der Zauber wirkte noch immer.
»Wir werden in unserem Land einen Gesundheitsdienst einrichten, um den uns die ganze freie Welt beneiden wird. Er wird allen Bürgern die gleichen Möglichkeiten für die beste medizinische Betreuung bieten. Kein Amerikaner darf sterben, weil er es sich nicht leisten kann, zu leben.«
Viele Demokraten hatten wegen Florentyna Kanes Einstellung zu einer allgemeinen Krankenversicherung nicht für sie gestimmt. Ein alter Landarzt etwa hatte zu ihr gesagt: »Die Amerikaner müssen lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.« – »Wie sollen sie das machen, wenn sie bereits auf dem Rücken liegen?« erwiderte Florentyna. »Gott bewahre uns vor einer Frau als Präsident«, meinte der Arzt und wählte die Republikaner.
»Die Hauptgrundlage dieser Administration werden jedoch Recht und Ordnung sein, und zu diesem Zwecke beabsichtige ich, dem Kongreß einen Gesetzesentwurf bezüglich des Verbots des freien Verkaufs von Feuerwaffen vorzulegen.«
Der Applaus der Menge klang nicht gerade spontan.
Florentyna hob den Kopf. »Und so sage ich euch, meine Mitbürger, laßt die letzten Jahre dieses Jahrhunderts eine Zeit sein, in der die Vereinigten Staaten die ersten auf dieser Welt sind – sowohl, was die Gerechtigkeit betrifft, als auch die Macht; die Sorge für andere wie auch den Unternehmungsgeist; eine Zeit, in der unser Land den Krieg erklärt – den Krieg gegen die Krankheit, den Krieg gegen die Benachteiligung der Schwächeren, den Krieg gegen die Armut.«
Die Präsidentin setzte sich; wie ein Mann erhoben sich alle Zuhörer. Die sechzehnminütige Rede war zehnmal von Applaus unterbrochen worden. Doch als sich die Präsidentin, jetzt in der Gewißheit, daß die Zuhörer auf ihrer Seite waren, vom Mikrofon abwandte, blickte sie nicht auf die jubelnde Menschenmenge. Zwischen den Würdenträgern auf der Plattform suchten ihre Augen einen bestimmten Menschen. Sie ging auf ihren Mann zu, küßte ihn auf die Wange und nahm dann seinen Arm, bevor der flinke Zeremonienmeister sie beide von der Plattform geleitete.
H. Stuart King haßte alles, was nicht programmgemäß ablief, und heute ging nichts nach Programm; alle würden mindestens dreißig Minuten zu spät zum Lunch kommen.
Sechsundsiebzig Gäste
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