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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse
Autoren: Ephraim Kishon
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prüfenden Blick nach der Küchentür und winkte mich dann zum Ausgang. Jetzt käme nichts mehr, sagte er.
    Wir passierten den großen Tisch, auf dem die Bar-Mizwah- Geschenke aufgeschichtet waren. Jossele wählte eine Bibel und ein englisches Wörterbuch, das er schon lange gesucht hatte, ich entschied mich für eine Luxusausgabe von Shakespeares Werken und ein Paar Schlittschuhe. Nächste Woche gehen wir zu einer Hochzeit.

 
T-14948
     
    An einem warmen Sommerabend beschlossen Jossele und ich, die vielgerühmte Ausstellung »Haus und Garten« zu besichtigen, die, wie man hörte, mit Vorliebe auch von den jungen Damen der Gesellschaft aufgesucht wurde. Wir fuhren mit meinem Wagen und parkten ihn auf dem langgedehnten Baugrund nächst dem Eingang. Während ich die Eintrittskarten holen ging, lehnte sich Jossele an die Mauer und stocherte in den Zähnen.
    Nach einer Weile trat ein Herr auf ihn zu und fragte: »Kostet?«
    »35 Aguroth«, sagte Jossele und nahm das Geld in Empfang.
    Der Herr blieb stehen und schien auf etwas zu warten.
    Schließlich fragte er:
    »Bekomme ich keinen Zettel?«
    »Was für einen Zettel?«
    »Was heißt das: was für einen Zettel? Für meinen Wagen!«
    »Ach so«, Jossele riß aus seinem Notizbuch einen Zettel heraus und schrieb die Nummer des Autos darauf, dem der Herr entstiegen war: T - 14 948.
    Der Herr faltete den Zettel sorgfältig zusammen und steckte ihn in die Brieftasche. Hierauf verlangte er zu wissen, warum man hier für das Parken 35 Aguroth zu zahlen habe; auf dem bewachten Parkplatz hinten beim Schwimmbecken koste es nur 20 Aguroth.
    Jossele stellte ihm frei, seinen Wagen zu nehmen und hinten beim Schwimmbecken zu parken.
    Das Gesicht des Herrn lief rot an, aber da er die Ausstellung besuchen wollte, hörten wir nicht mehr genau, was er sagte.
    Freundlichkeiten waren es nicht.
    Jossele seinerseits hatte den Plan, die Ausstellung zu besuchen, bereits aufgegeben. Er blieb auch nicht mehr an der Mauer stehen, sondern trat sofort an jeden parkenden Wagen heran, winkte den aussteigenden Fahrer zu sich, händigte ihm einen Zettel mit der Nummer des Wagens und dem heutigen Datum ein und sagte:
    »35 Aguroth.«
    Nur ein einziger Fahrer, ein stadtbekannter Geizkragen, weigerte sich zu zahlen und parkte seinen Wagen beinahe drei Kilometer weiter unten (wegen lumpiger 35 Aguroth, man glaubt es nicht). Nach zehn Minuten war Josseles Notizbuch aufgebraucht. Glücklicherweise hatte ich ein paar Formulare mit der Aufschrift »Letzte Warnung vor der Zwangsvollstreckung« bei mir. Ich verarbeitete sie zu einer Anzahl von kleinen Zetteln, auf deren Rückseite Jossele weiter die Autonummern und das heutige Datum schrieb.
    Schließlich war auch dieser Zettelvorrat erschöpft, und wir betraten die Ausstellung. Eine sehr hübsche junge Dame, die einen automatischen Kartoffelschäler vorführte, verwickelte uns in ein freundliches Gespräch und wollte uns ihre Telephonnummer geben, aber wir fanden in unseren sämtlichen Taschen kein Stückchen Papier mehr, um die Nummer aufzuschreiben.
    Als wir die Ausstellung verließen, dachten wir kaum noch an die uns anvertrauten Wagen. Wir wurden erst wieder an sie erinnert, als der Herr, mit dem der Strom unserer Kundschaften eingesetzt hatte, totenblaß auf uns zugewankt kam und Jossele seinen Zettel unter die Nase hielt. Man hatte ihm, wie er vorwurfsvoll bemerkte, den Wagen gestohlen.
    Jossele prüfte den Zettel eingehend. Dann sagte er:
    »T - 14 948. Stimmt Hier haben Sie Ihre 35 Aguroth zurück.«
    Zum Wochenende fliegen wir nach Cypern.

 
DIE HEILSAMEN SCHILDCHEN
     
    Vor ein paar Tagen saßen Jossele und ich im Cafe und beklagten den moralischen Niedergang unseres armen, jungen Staates. Die Kaffeehäuser waren voll von Nichtstuern, denen es offenbar sehr gut ging, ohne daß man gewußt hätte, wovon sie eigentlich lebten. Schon seit drei Tagen saßen wir vormittag und nachmittag in diesem Kaffeehaus, um das Rätsel zu lösen, aber es gelang uns nicht. Und zwei so begabte junge Menschen wie wir, die zu kühnsten Taten bereit waren, mußten für ein niedriges Gehalt arbeiten, um mit knapper Not das Leben zu fristen! Warum, fragten wir uns, warum? Dann standen wir auf, zahlten und gingen in ein anderes Kaffeehaus.
    Plötzlich sah Jossele ein kleines, braunes Paket auf einem Sessel liegen. Ein sichtlich herrenloses Paket, das wahrscheinlich schon seit längerer Zeit dort lag.
    »Wir sollten es dem Kellner übergeben«, sagte ich.
    »Natürlich«,
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