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Arbeit - Leben - Glueck

Arbeit - Leben - Glueck

Titel: Arbeit - Leben - Glueck
Autoren: Gina Schulze
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Trendence-Instituts aus dem Jahr 2003.
    Auch eine Umfrage des Hamburger Arbeitskreises »Einstieg« aus dem Jahr 2004 zeigte: Eltern, Schule und Freundeskreis sind die wichtigsten Ratgeber (Werte zwischen 80 |23| und 91   Prozent), während das Internet mit 51   Prozent, Bücher und Zeitschriften mit 54   Prozent und das BIZ mit immerhin 78   Prozent viel weniger gefragt werden, wenn es darum geht, sich für einen Beruf zu entscheiden.
     
    Noch einmal zurück zu Sonja: Obwohl sie über das BIZ und die anderen Institutionen alle möglichen und auch richtige Informationen bekommen hat, glaubt sie, vieles noch nicht bedacht zu haben. Welche Aussichten hat sie persönlich? Ist sie dem Beruf gewachsen? Sie entschließt sich, mit ihrem Onkel Eberhard zu sprechen, der Fotograf ist und ein eigenes Fotostudio hat.
    Warum sucht Sonja das Gespräch mit ihrem Onkel? Warum ist das Gespräch mit Freunden und Bekannten eine so häufig genutzte Informationsquelle? Die Einstellung anderer ist doch immer von ihren persönlichen Erfahrungen abhängig: Manche sind erfolgreich in ihrem Beruf und haben nur Gutes zu berichten, andere sind es nicht und werden sich entsprechend negativ äußern.
    Diese Subjektivität scheint aber niemand zu stören. Im Gegenteil: Sie macht wohl gerade den Reiz solcher Gespräche aus. Es ist die persönliche Erfahrung, die andere bereits gesammelt haben, die ein Gespräch mit ihnen interessant macht. Es kommt dabei weniger auf die objektive Information an, die sie sicher auch geben können, sondern auf ihre subjektive Einschätzung. Mit dieser Einschätzung können sie die Begeisterung für einen Beruf bestärken oder auch bremsen.
    Eine solche Erfahrung macht auch Sonja mit Onkel Eberhard. In ihrem Fall trifft seine Ernüchterung auf ihren Idealismus. Das Gespräch mit ihm macht Sonja klar, dass beruflicher Erfolg sehr viel mit ihr selbst und sehr wenig mit den »Umständen« zu tun hat. Sie sieht ihre Chancen, aber auch den Einsatz, den sie bringen muss. Sie stellt sich sogar auf die Möglichkeit des Scheiterns ein, allerdings   – und das ist wichtig |24| – ohne deshalb ihren Plan aufzugeben. Würde der Gedanke an ein mögliches Scheitern dazu führen, alle Pläne gleich wieder aufzugeben, würde sich keiner mehr etwas trauen.
    Und was heißt schon Scheitern? Dass alles ganz anders kommt, als man es sich vorgestellt hat? Wenn das passiert, kommt es darauf an, ob man dieses andere dann akzeptieren kann, denkt sich Sonja. Onkel Eberhard wollte Pressefotograf werden, aber das klappte nicht. Stattdessen knipst er nun jeden Tag Bewerbungsfotos. Menschen wie er haben die Erfahrung gemacht, dass sie trotz aller Mühe nicht das erreicht haben, was sie sich früher einmal vorgestellt hatten. Nach dem Gespräch ist Sonja noch mal richtig ins Grübeln gekommen. Das liegt wohl vor allem daran, dass sie einen Beruf ergreifen will, der mit großer Wahrscheinlichkeit in die Freiberuflichkeit führt und nicht in ein vergleichsweise sicheres Angestelltendasein oder gar in ein Beamtenverhältnis
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    Der Dramatiker Arthur Miller beschreibt in seinem Stück
Tod eines Handlungsreisenden,
wie ein Mann scheitert. Der Handelsvertreter Willy Loman hält sich für einen genialen Verkäufer, obwohl seine Geschäfte eher bescheiden laufen und er schließlich kaum noch etwas absetzt. Dann kündigt die Firma, die er vertritt, seine Verträge. Für Willy Loman bricht die Welt zusammen. Aus der Begeisterung für seinen Beruf ist nach all den Jahren eine haltlose Illusion geworden, eine Lebenslüge. Aber Willy merkt es nicht. Ein Freund bietet ihm eine Stelle an. Willy schlägt sie aus, denn noch immer meint er, der geborene Handelsvertreter zu sein. Statt das Beste aus seiner neuen Situation zu machen, sucht er die Schuld für sein Scheitern bei anderen und nimmt sich schließlich das Leben.
     
    Was kann man von Willy Loman lernen? Wer davon leben will, dass er etwas verkauft, muss verkaufen können. Sein Angebot kann so gut sein, wie es will, so lange andere das |25| nicht auch finden, nützt es gar nichts. Viele mögen denken: Ein interessantes Foto, eine gute Erfindung, ein spannender Text, ein faszinierendes Kunstwerk   – das verkauft sich doch von selbst. Aber das stimmt nicht. Man muss verkaufen können, aber gerade das ist so eine Sache. Besonders mit den eigenen Arbeiten ist man empfindlich. Wenn man merkt, dass sie bei anderen nicht ankommen, nimmt man das sehr persönlich. Und trotzdem darf man sich nicht zu
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