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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte
Autoren: Laura Parker
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darunter auch der Mirza, ließ sie fast verzweifeln. Bislang hatten sie kein vertrauliches Wort gewechselt. Entschlossen, ihn bei nächster Gelegenheit zu stellen und eine Erklärung seiner Absichten zu fordern, musste sie sich zurückhalten, nicht davonzulaufen und sich zu verstecken, wenn er in einem Raum voller Menschen erschien.
    »Er hat es nicht eilig, mit mir zu sprechen«, murmelte sie vor sich hin, während Entrüstung ihre Sinne beflügelte. In der Nacht, als sie ihn in ihr Schlafgemach eingeladen hatte, hatte sie ungeheure Schamlosigkeit gezeigt. Woher sie den Mut dazu genommen hatte, würde ihr immer ein Rätsel bleiben. Doch sie hatte es satt, die Führung zu übernehmen. Wenn Reserviertheit Merkmal seines neuen Stils war, konnte sie darauf verzichten.
    Was Jamie betraf, war er weit weniger zurückhaltend. Laut Aggie erschien er dreimal täglich in der Kinderstube, um den Kleinen in die Arme zu nehmen und zu herzen. Sie wollte es nicht, doch wie konnte sie es verhindern?
    »Wenn er glaubt, ich würde als Erste sprechen, kann er lange warten.«
    Japonica ließ ihre Gedanken abschweifen, als sie ihrem Sohn nachlief, der sich plötzlich doch für das Poloturnier interessierte und in Windeseile darauf zu robbte .
    Nach dem Match schlenderten die Teilnehmer zu einem gestreiften Zelt, unter dem Speis und Trank dem Geschmack der Gäste und dem Anlass entsprechend warteten. Dort stand Aggie, um Jamie zur Amme zu bringen. Als sie ihr den Jungen übergeben hatte, entfernte Japonica sich abrupt von der Schar der Gratulanten, in der Hoffnung, Lord Sinclair auszuweichen.
    Aber Devlyn hatte sie bereits von seiner erhöhten Sattelposition aus erspäht. Tatsächlich behielt er sie schon den ganzen Morgen über so aufmerksam im Auge, dass er einen strategisch wichtigen Schlag versäumte. Denn sie hatte sich gebückt, um Jamie aufzuheben und ihm einen prachtvollen Blick auf die vollen Rundungen ihrer Hüften gestattet, die sich wohl geformt unter dem schmalen Rock abzeichneten. Der Anblick hatte ihn kurz stutzen lassen, und schon war das Spiel an ihm vorbeigefegt.
    Als sie sich mit dem Kind in den Armen aufrichtete, schmiegte sich ihr Kleid unter dem leichten Luftzug an ihre schlanke Gestalt und zauste ihr leuchtendes Haar, das sie in modischen Ringellocken trug. Er konnte nicht hören, was sie zu ihrem - seinem - Sohn sagte. Doch er sah, wie das Mündchen des Kleinen sich zu einem Freudenschrei öffnete und dass sie ihn mit ihrer Nase unter dem Kinn kitzelte. Der Anblick von Mutter und Kind rührte in ihm etwas an, das tiefer lag als Lust. Er rührte an das Verlangen, Teil dieses Bildes zu sein. Nein, an sein Recht der Zugehörigkeit!
    Das Bild verfolgte ihn durch den Rest des Spieles mit der Gewissheit, dass sie alles darstellte, was er je in einer Frau gesucht hatte.
    Aber wie stand es um sie und die Art Mann, den sie sich erträumte? Am letzten Dezembertag hatte er Croesus Hall verlassen, ungewiss, ob er der geeignete Ehemann für sie war, ganz zu schweigen von seiner Vaterrolle für ihr Kind.
    Er hatte nicht einmal in Ansätzen begriffen, was für ein Mensch sie eigentlich war, bis ihm Laureis Brief den Schlüssel lieferte. Im Zorn und in der Hoffnung geschrieben, Unglück zu bringen, hatte der Brief ihn davor bewahrt, ein schlimmes Fehlurteil zu fällen. Nach Portugal zu fahren und den Jungen herzuschaffen, schien der einzige Weg zur Schadensbehebung. Dann wollte er ihr seine Gefühle erklären und sich abermals in Geduld fassen. Aber sie lehnte es ab, ihn anzuhören - was er ihr nicht verdenken konnte. In seinem Selbstmitleid hatte er sie schäbig behandelt und sie ohne ein Wort der Erklärung am Abend des geplanten Opernbesuchs sitzen lassen. Dann war er von Croesus Hall am letzten Tag des Jahres abgereist, wider alle Vernunft hoffend, sie würde ihn durch Wort oder Tat um ein Wiedersehen bitten. Anschließend vergingen Monate, ohne dass etwas geschah.
    »Dickschädel«, murmelte er unhörbar. Und deshalb war er an diesem Wochenende gekommen, um selbst herauszufinden, ob es eine Zukunft für sie gab.
    Vielleicht würde er sein Gedächtnis niemals wiedererlangen, doch verfolgte ihn der Verlust nicht mehr. Er hatte es satt, sich von seinen fruchtlosen Bemühungen, sich zu erinnern, fast in den Wahnsinn treiben zu lassen. Parallel zu dieser Erkenntnis waren die Kopfschmerzen verschwunden. Der wichtigste Teil seiner Vergangenheit befand sich auf der Wiese in einiger Entfernung vor ihm. Er musste ihn nur für sich
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