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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte
Autoren: Laura Parker
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hatte es sich herumgesprochen, dass der Honorable Fernlow Hepple Miss Hyacinthe Abbott bei ihren Vorbereitungen für die Hochzeit im Gewächshaus mehr als eifrig zur Hand gegangen war. Man hatte ihn etliche Male nach Croesus Hall reiten sehen, wo er ihr mit Rat und Tat beistand. Der Dorfklatsch stellte delikate Vermutungen an, wann wohl wieder ein Aufgebot aus dem Hauptort de r Grafschaft eintreffen würde.
    Zum Glück ahnten die zwei passionierten Gartenfreunde nichts von diesen taktlosen Spekulationen, da sie in ihrer Pflanzenleidenschaft selbst nicht auf entsprechende Gedanken kamen. Und an diesem Tag gab es allerhand anderes, das die Menschen auf und um Croesus Hall beschäftigte. Besonderen Anteil an den Vorbereitungen hatte natürlich die Hausherrin selbst.
    Japonica stand im schützenden Schatten einer Eiche und schaute zu, wie die besten Reiter unter ihren männlichen Gästen sich im Park hinter dem Haus eine hitzige Polo-Partie lieferten, zu der das Geschrei der Spieler, das Krachen der Schläger und das Gewieher der Pferde eine lautstarke Geräuschkulisse bildeten, die von aufmunternden Hurrarufen des kundigen Publikums ergänzt wurde. Das Spiel gehörte zum Unterhaltungsprogramm, das den zur Hochzeitsfeier aus London angereisten Gästen dieser Wochenendparty geboten wurde.
    Der illustre Fremdling, wie die Morning Post Mirza Hassan oft bezeichnete, war unter den Spielern nicht nur wegen seines langen gelockten Bartes leicht auszumachen. Sein Reitkostüm bestand aus einer roten, pelzbesetzten kurzen Jacke und einem langen Hemd aus grüner gesteppter Seide, dazu Pluderhosen und Gamaschen über den Stiefeln. Eine rote Schärpe betonte seine Mitte, sein kegelförmiger Hut war mit einem Halbmond verziert. Diese prächtige Aufmachung stach sogar unter den mit reichlichen Orden dekorierten Uniformröcken der zahllosen englischen Offiziere hervor, die sich auf dem Feld tummelten.
    »Sieh! Ach dort, Jamie! Siehst du, wie der Ball fliegt, wenn er getroffen wird?«, fragte Japonica das Kind in ihren Armen.
    Jamies Aufmerksamkeit aber wurde anderweitig beansprucht. Er hatte Peonys neuesten Liebling, einen braunweißen jungen Cockerspaniel entdeckt, der über den Rasen auf sie zugeschwänzelt kam. Da der Kleine schon sehr gut krabbeln konnte, wollte er nun seine Fertigkeit mit dem Hündchen messen und verlangte lautstark, auf den Boden gesetzt zu werden. Die Frau Mama gab seinem Drängen nach.
    Der junge Hund, der einen Spielgefährten der richtigen Größe erspähte, hoppelte daher und leckte Jamie das Gesicht ab. Der Junge wiederum streckte die Hand aus und bekam eine Faust voll Hängeohr zu fassen. Er zog daran, bis der Welpe jämmerlich jaulte.
    »Nein, du musst lieb zu ihm sein, Schätzchen«, ermahnte ihn seine Mutter, als sie seine dicken Fingerchen aus dem samtigen Ohr löste.
    Der Hund, der gemerkt hatte, dass bei seinem neuen Freund Vorsicht geboten war, sprang nun hin und her, sodass Jamie gezwungen war, seine neue Art der Fortbewegung auf Händen und Knien in Eile anzuwenden, wenn er den Spielkameraden erwischen wollte.
    Während sie zusah, wie ihr Sohn auf dem weichen Rasen davonkrabbelte, war Japonica froh, dass sie England nicht verlassen hatte, ehe es in Blüte stand.
    Dies hatte sie Lady Simms zu verdanken, die sehr geschickt die unnötige Härte ins Treffen geführt hatte, der Jamie auf einer langen Reise im Winter ausgesetzt sein würde. Japonica selbst war nicht angetan davon, doch sah sie keine Alternative. Das war der Punkt, an dem die Dame ihre ganze Raffinesse ausspielte.
    »Dev sagt, Sie hätten Angst, der Londoner Gesellschaft Ihr leibliches Kind zu präsentieren«, hatte sie am Tag der geplanten Abreise Japonicas bemerkt. »Ich halte diese Befürchtung für grundlos. Wer sollte denn, von seiner Familie abgesehen, seine Geburt in Frage stellen? Niemand, der nicht von den Komplikationen weiß, und die kennt nur die Familie! Laurel hat es zugegeben. Dieses dumme Ding! Am liebsten möchte ich sie zweimal täglich tüchtig durchschütteln, um ihr den Schaden vor Augen zu halten, den sie beinahe angerichtet hätte. Skandale überlassen wir lieber dem Haus Hanover, dieser ordinären teutonischen Linie, die unseren König stellte. Aber solange ich lebe, soll unsere Familie nie ein Skandal besudeln.«
    Japonica lächelte in Erinnerung an den Eulenblick, mit dem Lady Simms sie bei diesem schicksalhaften Gespräch durchbohrt hatte. »Ihr Fehltritt sei verziehen! Da es sich um Dev handelt, der Ihnen dazu
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