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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte
Autoren: Laura Parker
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Politik beeindrucken?«
    Er sagte es ohne Schroffheit, und doch beschämten seine Worte sie, weil sie ihre Unterlegenheit ausdrückten. Sie schaute weg, damit er ihr nicht ansah, wie verletzt sie war. »In einem Land, in dem Loyalität so flüssig ist wie Lampenöl, verbünden sich die Schwachen mit dem wechselhaften Glück der Starken.«
    »Meine Loyalität gilt mir allein, ayah.«
    Eine zweite Abfuhr! »Und doch weiß man, dass der Hind Div sich überreden lassen könnte, seine Gaben gegen einen Regen von Rupien für eine Sache einzusetzen.«
    »Ich ziehe einen Regen von Lakh vor.« Seine Miene blieb skeptisch. »Vermagst du, einen solchen Wolkenbruch zu veranstalten?«
    »Meine Fähigkeit ist begrenzt«, meinte sie vorsichtig. Mit Sicherheit konnte sie diese Summe, die dem Lösegeld für einen Sultan entsprach, nicht herbeischaffen. Ein Lakh war hunderttausend Rupien wert. Wenn sie auf dem Markt nicht den Weihrauch gekauft hätte, könnte sie jetzt mehr bieten. Doch schien er Klugheit zu schätzen.
    Sie zog eine Münze hervor und warf sie mit den Worten in die Luft: »Erfrischt ein wenig Tau den Garten nicht effektiver als eine Monsunflut?«
    Der spärliche Goldschauer, der sich über ihn ergoss, entlockte ihm ein hartes Auflachen. »Bahia, du unterschätzt leider, wie gleichgültig mir deine Lage ist. Verschwinde! Ich bin des Spiels überdrüssig.«
    Er lehnte sich zurück, legte Daumen und Zeigefinger der Linken an die Stirn und rieb sich die Schläfe, wodurch er Müdigkeit verriet. Es war die erste unbedachte Geste, die ihm unterlief. Vielleicht hatte er wirklich geschlafen. Seine Stimmungswechsel erstaunten sie; doch ganz eindeutig lastete ihm etwas auf der Seele. Vielleicht lag in dieser Verletzlichkeit eine Chance, sich seiner Hilfe zu versichern. Rasch trat sie an die Glutpfanne am Fußende des Lagers. Mit der bereitliegenden Zange nahm sie drei glühende Kohlenstücke und legte sie auf einen Kupferteller. Dann nahm sie zwei Weihrauchperlen aus ihrer Tasche und warf sie auf die Kohle. Sofort entfaltete sich würziger Waldduft in einer dünnen Rauchwolke. Mit einem Palmwedel fächelnd trug sie den Teller ans Kopfende des Bettes und stellte ihn auf den Boden neben ihn. »Zu Eurem Wohlbefinden biete ich Euch als Gabe den feinsten Weihrauch der Welt. Atmet tief ein, burra sahib ! «
    Er rührte sich nicht und sagte kein Wort.
    Ohne sich beirren zu lassen, nahm sie einen langhalsigen, mit Halbedelsteinen verzierten Weinkrug von einem niedrigen Tisch. Daneben standen zwei passende Trinkgefäße. Hatte sie seine Gastfreundschaft zurückgewiesen, so konnte sie diese Scharte nun auswetzen. Großzügig goss sie Wein ein und brachte den Becher an sein Bett.
    »Wollt Ihr nicht wenigstens diese kleine Gabe als Zeichen des Vertrauens annehmen?«
    »Vertrauen verkehrt sich oft ins Gegenteil.« Mit erschreckender Behändigkeit setzte er sich auf und umfasste das Gelenk der Hand, die den BecKer hielt. »Seid Ihr die Meuchelmörderin, die mich vergiften soll?«
    »Ich bin keine Mörderin!« Sie zuckte zusammen, als seine Finger ihr Handgelenk drückten. »Ihr tut mir weh.«
    »Wenn du lügst, werde ich dir noch mehr wehtun.« Die Zeichnung auf seinem Gesicht schien sich im Zorn zu verändern und verwandelte ihn in ein Raubtier übernatürlicher Art.
    »Ich lüge nicht.«
    »Dann trink!« Er ließ sie los und riss ihr den Schleier vom Gesicht.
    Japonica senkte den Blick, da sie die Enttäuschung nicht sehen wollte, die sich in seinen Augen spiegeln würde, wenn er merkte, wie reizlos sie war.
    Es schien ihm nicht aufzufallen. »Trink, bahia, oder es wird dir nicht gefallen, was als Nächstes geschieht.«
    Sie bemühte sich, den Becher in ihren zitternden Händen ruhig zu halten, und trank zügig. Sie verschluckte sich, da sie nicht auf einen so stark gewürzten Wein gefasst war. Spuckend und hustend versuchte sie, wieder zu Atem zu kommen, als sie ihm den Becher reichte.
    Doch er nahm ihn nicht, sondern hob ihn am Boden an und drückte ihn ihr an den Mund. »Noch einmal«, befahl er.
    Obwohl Kehle und Augen brannten, gehorchte sie.
    Da sie es kaum mehr schaffte, nahm er ihr den Becher kurz ab und packte sie rückwärts am Hals. »Trink!«, befahl er erneut und hielt ihr das Gefäß an die Lippen.
    Als sie versuchte, langsamer zu trinken, zwang er ihren Kopf zurück und schüttete den Wein in sie hinein, bis der Becher nahezu leer war. Erst als sie tränenüberströmt um Atem rang, ließ er sich erweichen.
    »Und jetzt trinke
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