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Apple - Die Geburt eines Kults

Apple - Die Geburt eines Kults

Titel: Apple - Die Geburt eines Kults
Autoren: Michael Moritz
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verantwortungsvollen Mitbewerber bei dem intensiven Bemühen, diese amerikanische Technologie in der Welt zu verbreiten.“ (Das war die höflichere Version einer Anzeige, über die das Minicomputer-Unternehmen Data General nachgedacht hatte, als IBM 1976 den Minicomputermarkt betrat. In dieser Anzeige – die nie das Licht der Welt erblickte – hatte es geheißen : „Die Bastarde heißen Euch willkommen.“) Ein paar Tage danach bekam Jobs einen Brief von dem IBM-Vorsitzenden John Opel, der ihm für die Begrüßung dankte und indirekt andeutete, derart freundliche Gesten könnten schiefe Blicke seitens der Bundesbehörden auf sich ziehen.
    Markkula und Jobs erläuterten in Cupertino ihre Anzeige. Markkula sagte in der Woche, in der IBM seinen Computer einführte: „Wir sehen da nichts Außergewöhnliches. Da gibt es keine großen technischen Durchbrüche und so weit wir das sehen keinen offensichtlichen Wettbewerbsvorteil.“ Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Verantwortlichen von Apple die Macht ihres neuen Rivalen schmerzlich unterschätzten. Als Markkula gefragt wurde, wie Apple auf IBM reagieren wolle, konnte er seinen Ärger kaum verbergen. „Wir planen und warten seit vier Jahren darauf, dass IBM in diesen Markt eintritt. Wir sind diejenigen, die am Steuer sitzen. Wir sind die Leute mit einer Drittelmillion Geräten im Einsatz. Wir sind die Leute, die eine Softwarebibliothek haben. Wir sind die Leute mit einem Vertrieb. Es ist ja so, dass IBM auf Apple reagiert und antwortet.“ Er fuhr fort: „Die werden noch viel mehr reagieren und antworten müssen. IBM hat nicht die leiseste Ahnung, wie man an Privatpersonen verkauft. Wir haben vier Jahre gebraucht, um das zu lernen. Die müssen etwas über Vertriebsstrukturen und unabhängige Händler lernen. Man kann die Zeit nicht dadurch verkürzen, dass man Geld reinbuttert. Abgesehen vom Dritten Weltkrieg wird uns nichts vom Hocker hauen.“ Jobs lieferte seinen eigenen knappen Befund zur IBM-Ankündigung und sagte voraus: „Wir werden IBM aus dem Markt drängen. Wir haben unsere verdammten Hausaufgaben gemacht.“
    „Das Paradies ist ein Cheeseburger.“
    – JIMMY BUFFETT
    Der Apple-Heißluftballon drehte sich wie ein nervöser Kreisel neben einer riesigen Bühne. Wenn sein Gasbrenner betätigt wurde, ruckelte der Ballon an seiner Vertäuung und das großzügige Apple-Logo, das an der Seite aufgenäht war, erglühte. Der Ballon war das auffälligste Zeichen von Apple Computer an dem Ort, an dem Stephen Wozniak für das Werbung machte, was nach seinem Wunsch das größte Rockkonzert sein sollte, das je veranstaltet wurde. Am Ende des Sommers 1982 finanzierte Wozniak eine grotesk vergrößerte Version einer Veranstaltung, die genauso gut eine Party in seinem Split-Level-Haus hätte sein können. Sein Rockkonzert am Labor Day wurde zu einer Disneyland-Version von Woodstock und hatte weder mit Computern noch mit Unternehmen viel zu tun. Zu tun hatte es vielmehr mit der Flüchtigkeit des Ruhms, mit dem blechernen Klang der Legende und mit dem musikalischen Mainstream Amerikas.
    Wozniak errichtete sein ausgelassenes, zusammenklappbares Monument in einer skrofulösen Wüstenschüssel am Rande der größten Vorstadt der Welt. Hier, auf der Fußmatte von Devore, einem kleinen Städtchen, das außer seinen 372 Einwohnern, einer Kolonie von Nudisten und LKW-Fahrern, die von der Schnellstraße herunterfuhren, um zu tanken oder ein Stück Wassermelone zu essen, niemandem auffiel, wollte Wozniak sein erstes drei Tage langes Rock’n’Roll-Festival veranstalten.
    Das Konzert zeugte von Anfang an von Wozniaks spendabler Unschuld und seinem standhaften Glauben an die Freuden des opulenten Lebens. Er hatte Apple verlassen, hatte sich wieder in Berkeley eingeschrieben und wieder geheiratet. Er trieb sich entweder auf dem Campus von Berkeley oder in seinem schindelgedeckten Haus in den Santa-Cruz-Bergen herum, das Türmchen aus Holzimitat und eine sagenhafte Aussicht auf die Monterey Bay hatte. Dort wohnte er mit seiner zweiten Frau, vier Lamas, zwei Eseln, drei Siberian Huskys, vier Mischlingshunden, einem Australian Sheperd und einem Rotschwanzbussard. Er stattete das Haus, das seine Freunde als Woz’s Castle bezeichneten, mit allen Annehmlichkeiten aus: einem Raum für Videospiele, einem Großbildfernseher, einer Stereoanlage mit Boxen bis an die Decke und etwas, das aussah wie eine Sammlung aller Personal Computer und Peripheriegeräte, die je gebaut
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