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Apocalypsis 3.09 (DEU): Arche. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.09 (DEU): Arche. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.09 (DEU): Arche. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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ganzen zuckenden, faserigen Helligkeit erkannte Peter die Umrisse zweier Körper, zusammengekrümmt und ebenso gefangen wie er: Nikolas und Maya. Peter sah, wie sie sich schwach im Takt des pulsierenden Lichts regten, und ihm wurde klar, was gerade mit ihnen und ihm selbst passierte. Sie waren das Zentrum, die Nervenzellen des Bösen, die Ganglien eines monströsen Gehirns, das sich endlich, nach Zeitaltern des Schlafs, zusammenfand. Peter spürte, wie die leuchtenden Fasern seinen Körper nicht mehr nur umschlangen, sondern nun auch in ihn eindrangen. Er fühlte keinen Schmerz. Auch keine Angst oder Panik. Er war nur noch ein Beobachter seiner eigenen Auflösung.
    Verschmelzung.
    Verwandlung.
    Auslöschung.
    Was wird aus dir?
    Ein interessanter Gedanke. Die Frage war nicht mehr, ob er sterben würde, sondern was danach kam. Der Tod war nur der notwenige Übergang zu einer höheren Daseinsform. Die Einfachheit und Klarheit dieser Erkenntnis verblüffte Peter. Wenn es erst einmal so weit war, wurde alles immer ganz einfach.
    Das Nervengeflecht verdichtete sich immer weiter zu einer kompakten Masse. Die Gestalten von Maya und Nikolas waren kaum mehr zu erkennen oder voneinander zu unterscheiden. Er erkannte sie nur noch an ihrem unterschiedlich pulsierenden Leuchten. Immer noch konnte Peter sehen, auch das verwunderte ihn. Mit der Dichte der faserigen Masse veränderte sich jedoch auch der Puls ihres Leuchtens, beruhigte sich allmählich und vereinigte sich zu einem einheitlichen Takt. Peter meinte, den Rhythmus nun auch spüren und hören zu können, wie das ferne Dröhnen von Congas. Nicht unangenehm. Er wollte schlafen.
    Es beginnt zu denken. Durch euch.
    Seine Wahrnehmung schärfte sich, sein Denken verschmolz mit dem von Maya und Nikolas. Er war in ihnen, konnte sie hören, konnte in den Bildern ihrer Erinnerungen lesen, wie sie in den seinen. Er kannte ihre Geheimnisse. Es gab keine Grenzen mehr, aber auch keine Scham, keine Reue, keine Enttäuschung, keine Wut. Nur vollkommene Klarheit. Sie waren eins. Ein Leib, ein Gedanke, pulsierend im gleichen Rhythmus. Ein schönes Gefühl. So kurz vor der vollständigen Auflösung.
    Aber Peter wollte sich nicht auflösen.
    Nicht. Auflösen.
    Der Gedanke war stark und klar. Er fiel in ihr gemeinsames Denken wie ein Stein in einen ruhigen See, schlug Wellen, sank tiefer, wirbelte den Schlamm am Boden auf. Das Pulsieren geriet aus dem Takt, Peter konnte die Beunruhigung bei Nikolas spüren. Von Maya eine Art stummer Zustimmung und Zuneigung. Und Peter tat etwas, das er seit ewigen Zeiten nicht mehr getan hatte. Etwas Unerhörtes. Er betete.
    Gegrüßet seist du, Maria,
    voll der Gnade,
    der Herr ist mit dir.
    Du bist gebenedeit unter den Frauen,
    und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
    Jesus, der in uns die Hoffnung stärke.
    Heilige Maria, Mutter Gottes,
    bitte für uns Sünder
    jetzt und in der Stunde unseres Todes.
    Amen.
    Die Worte wurden Substanz. Das Leuchten um ihn geriet in Wallung, verwirbelte und verdichtete sich zu einem dunstigen Schleier aus Farben und Formen. Bilder entstanden, zuckten unscharf vor seinen Augen, kamen näher und füllten ihn aus.
    Er saß in einem Klappstuhl auf dem flachen Dach einer großen Kirche, vor einer Reihe gedrungener Lehmhütten mit Holzkreuzen über den Eingängen, die man auf dem Dach der Kirche errichtet hatte. Wenn er sich umsah, konnte er helle, sandsteinfarbene Häuser, Dächer und Kirchtürme erkennen. In der Ferne die Spitze einer goldenen Kuppel.
    Jerusalem .
    Von weit her war immer noch das rhythmische Trommeln zu hören. Sonst kein Laut. Ein paar Menschen waren auf dem Dach zu sehen. Touristen mit Kameras und ein dunkelhäutiger Mönch, der das Dach mit einem Schlauch wässerte. Alle jedoch wie in der Bewegung erstarrt, selbst der Wasserstrahl. Peter sah, dass er einen hellen Anzug trug. Er spürte, dass Maya und Nikolas bei ihm waren. In ihm. Sie waren eins. Sie waren der Löwenmann.
    Der Mann, der ihn gerufen hatte, stand auf dem Dach und sah sich um. Ein junger Mann in einer Wanderhose und einem khakifarbenen Hemd. Er trug eine blaue Umhängetasche mit dem Logo von Nakashima Industries bei sich. Trotz des Altersunterschieds erkannte Peter ihn gleich wieder: Kleophas, der Mönch vom Athos. Franz Laurenz. Peter spürte die Anspannung des Löwenmannes in sich. Sie sprachen miteinander, aber Peter verstand nicht, um was es ging. Er spürte nur die wachsende Anspannung des Löwenmannes. Und plötzlich hielt dieser es
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