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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Volatilität Zusammenhängendem einstellt. Worum handelt es sich bei diesem Etwas? Ganz einfach: um irgendein Mitglied aus der großen Chaosfamilie.
    Die große Chaosfamilie (oder -gruppe): 1. Unsicherheit, 2. Variabilität, 3. unvollkommenes, unvollständiges Wissen, 4. Risiko, 5. Chaos, 6. Unbeständigkeit, Volatilität, 7. Unordnung, 8. Entropie, 9. Zeit, 10. das Unbekannte, 11. Zufälligkeit, 12. Unruhen, 13. Stressoren, 14. Irrtum, 15. Streuung der Ergebnisse, 16. Unwissen.
    Dabei können Unsicherheit, Unordnung und das Unbekannte denselben Effekt haben: Antifragile Systeme profitieren (bis zu einem gewissen Grad) davon, und das Fragile leidet darunter – selbst wenn beide auf dem Campus der Universitäten in unterschiedlichen Gebäuden zu finden sind und ein paar Philosophaster, die in ihrem ganzen Leben noch kein Risiko eingegangen sind oder – noch schlimmer – noch gar nicht angefangen haben zu leben, Ihnen sagen werden, dass »sie sich absolut nicht gleichen«.
    Warum führe ich 9. die Zeit an? Zeit ist eine funktionelle Entsprechung zur Volatilität: Je mehr Zeit vergeht, desto mehr geschieht, desto mehr gerät in Unordnung; denn wenn Sie begrenzte Schädigungen aushalten und gegenüber kleinen Irrtümern antifragil sind, dann stellen sich mit der Zeit auch die Arten von Irrtümern ein, die Ihnen letztlich nützen oder einen Schaden ausgleichen. Das entspricht schlicht dem, was Ihre Großmutter als Erfahrung bezeichnet. Das Fragile hingegen wird früher oder später, eben im Lauf der Zeit, zu Bruch gehen.
    Nur ein einziges Buch
    All das macht dieses Buch zu meinem zentralen Werk. Ich hatte eine zentrale Idee, die ich jedes Mal einen Schritt weiterentwickelte, wobei der letzte Schritt – das Buch, das Sie jetzt vor sich haben – eher einem großen Sprung gleicht. Ich kehre zurück zu meinem »praktischen Ich«, zum handlungsorientierten Teil meiner Biographie, denn dieses Buch ist eine Verschmelzung meiner Geschichte als Praktiker und »Spezialist für Volatilität« mit meinem theoretischen und philosophischen Interesse an Zufälligkeit und Ungewissheit. Früher waren das zwei unterschiedliche Wege.
    Meine Texte sind keine für sich stehende Essays zu einzelnen Themen, mit einem Anfang, einem Ende und einem Verfallsdatum, sie sind vielmehr einzelne, sich nicht überschneidende Teile dieser einen zentralen Idee. Im Zentrum stehen die Themen Ungewissheit, Zufall, Wahrscheinlichkeit, Unordnung und die Frage, wie wir in einer Welt zurechtkommen, die wir nicht verstehen, einer Welt mit unerkannten Elementen und Eigenschaften, einer Welt des Zufalls und der Komplexität – wo wir Entscheidungen fällen unter opaken, also undurchschaubaren Bedingungen. Das Corpus trägt den Titel Incerto und besteht (bis dato) aus einer Trilogie plus philosophischen und fachwissenschaftlichen Addenda. Als Regel kann gelten, dass der Abstand zwischen einem beliebigen Kapitel des einen Buchs – beispielsweise Antifragilität – zu einem beliebigen Kapitel eines anderen Buchs – beispielsweise Narren des Zufalls – ähnlich groß ist wie der zwischen den Kapiteln eines einzigen dicken Buchs. Mit dieser Regel kann der Gesamttext auf ein breites Spektrum an Themen ausgreifen (aus den Naturwissenschaften, der Philosophie, der Wirtschaft, der Psychologie und Literatur und schließlich meiner eigenen Biographie), ohne in Beliebigkeit abzurutschen.
    Die Beziehung dieses Buchs zum Schwarzen Schwan lässt sich etwa folgendermaßen umreißen: Trotz der Chronologie (und des Umstands, dass dieses Buch den natürlichen, logischen Schluss aus der Idee vom Schwarzen Schwan zieht) ist Antifragilität das zentrale Buch und Der Schwarze Schwan eine Art Begründung theoretischer Art, wenn nicht sogar ein nachgeordneter Anhang. Warum ist das so? Weil sowohl Der Schwarze Schwan als auch sein Vorgänger Narren des Zufalls verfasst wurden, um den Leser davon zu überzeugen, dass wir uns in einer schlimmen Situation befinden, und beide sich damit redlich Mühe gegeben haben; dieses Buch hingegen kann von dem Standpunkt ausgehen, dass niemand mehr von der Situation, wie sie ist, überzeugt werden muss. Jeder weiß a), dass Schwarze Schwäne die Gesellschaft und die Geschichte dominieren (und die Menschen aufgrund von Ex-post-Rationalisierungen meinen, sie seien in der Lage, sie zu verstehen); was b) unter anderem zur Folge hat, dass wir nicht genau wissen, was geschieht, vor allem unter der Voraussetzung gravierender Nichtlinearitäten – wir
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