Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
Vom Netzwerk:
fahren.
    Als Ethelbert sich geduckt in das Büro des Anwalts schob, schrie die Empfangsdame hinter dem Schalter auf und fiel aus dem Sessel. Der Lärm lockte MacAlpine aus seinem Heiligtum – ein stämmiger, schläfrig dreinblickender Mann mit einer dichten Haarmähne. Der Anwalt versuchte die Frau zu beruhigen.
    »Aber, aber, das ist doch bloß Mr. Ethelbert, der sich telefonisch angemeldet hat. Kein Grund zur Sorge. Kommen Sie in mein Zimmer, Mr. Ethelbert, und berichten Sie mir von Ihren Schwierigkeiten. Ich glaube, Sie passen durch die Tür, wenn Sie seitwärts gehen.«
    Nachdem Ethelbert seine Geschichte erzählt hatte, sagte MacAlpine: »Gewöhnlich arbeite ich nicht auf Erfolgsbasis; das ist etwas für Anfänger. Aber in diesem Fall bin ich einverstanden. Die Sache bringt mir kostenlose Werbung, wie ich sie nie bezahlen konnte.« Er grinste und kicherte.
    Als sie den Vertrag durchgesprochen, ihre Absich ten und ihr Vorgehen diskutiert hatten, meinte MacAlpine: »Also in Ordnung, ich formuliere noch heute den Schriftsatz; morgen lege ich ihn sofort dem Gericht vor.«
    »Und was soll ich inzwischen tun?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe keinen Job oder dergleichen und kann mich nicht länger von Bill Szymczak aushalten lassen. Und Mr. Grogan wird mich den Transporter nicht mehr benutzen lassen, wenn er erfährt, daß ich gegen ihn klage.«
    »So ist das. Hören Sie, ich kenne einen Mann in der Nähe, dem ich einmal einen Gefallen erwiesen habe, er ist Manager eines Hotels. Bestimmt kann ich ihn überreden, Sie vorläufig aufzunehmen. Und ich sorge für Ihre Verpflegung, bis Ihre Angelegenheit geregelt ist.«
    »Ich weiß kaum, wie ich Ihnen danken soll, Mr. MacAlpine.«
    Beim Verlassen des Büros fühlte sich Ethelbert versucht, die junge Frau am Schalter um eine Verabredung zu bitten, aber dann überlegte er es sich.
    Während Ethelbert und der Anwalt über die Straße gingen, bildeten sich kleine Gruppen von Gaffern, die sich aber in respektvoller Entfernung hielten. Das war ihm nicht angenehm, aber er konnte kaum etwas dagegen tun, ohne noch größeres Aufsehen zu erregen.
    Im Elysian-Hotel schien der Manager nicht eben erfreut über seinen Fünfhundert-Kilo-Gast und murmelte etwas, wie daß seine Betten zusammenbrechen würden.
    »Schon gut«, erklärte Ethelbert, »ich wüßte ohnehin nicht, wie ich in einem Bett schlafen sollte. Ein paar Matratzen auf dem Boden werden genügen.«
    »Mr. Ethelbert«, meinte der Manager, »kann ich mich darauf verlassen, daß Sie sich nicht in der Halle aufhalten? Nicht, daß wir Ihre Art Leute diskriminieren wollten, aber wenn sich jemand eintragen möchte und sieht Sie, könnte er es sich anders überlegen.«
    »Ich bleibe in meinem Zimmer, außer wenn ich zu Mr. MacAlpine muß«, versicherte Ethelbert. »Ich ken ne mich in Chikago nicht gut genug aus, um in die Stadt zu gehen; ich würde mich verirren.«
    Am nächsten Morgen rief MacAlpine wieder an.
    »Kommen Sie in mein Büro, George. Grogan und sein Anwalt sind hierher unterwegs.«
    Im Büro erklärte MacAlpine: »Es ist möglich, daß sie sich außergerichtlich mit uns einigen wollen. Blei ben Sie in meinem Zimmer und verhalten Sie sich ruhig, was auch immer geschieht. Nachher sage ich Ihnen, was los war.«
    »Mr. MacAlpine«, meinte Ethelbert, »vielleicht bin ich zu hart mit dem armen Mr. Grogan …«
    »Unsinn! Grogan hat noch keinem armen Hund einen Teller Suppe gegeben, Sie brauchen ihn nicht bemitleiden.«
    Ethelbert wartete im Arbeitszimmer und lauschte den leisen Stimmen nebenan, bis MacAlpine eintrat.
    »George, sie bieten Ihnen zwei Drittel der Studienkosten, wenn Sie die Klage zurückziehen. Zuerst argumentierten sie dahin, daß Sie kein Mensch waren, aber ich konnte ein Dutzend ähnlicher Fälle anführen, in denen anders entschieden wurde. Dann wollten sie ein Viertel und dann die Hälfte zahlen, aber schließlich hatte ich die besseren Argumente.«
    »Und was raten Sie mir?«
    »Ich halte es für vernünftig, das Angebot zu akzep tieren. Berücksichtigen Sie Grogans finanzielle Situation. Ich befürchte, wenn wir auf der Gesamtforderung bestehen, ist er bald ruiniert. Es wird davon gesprochen, daß er beim Poker Fünfzigtausend an irgendeinen Gang ster verloren hat, der ihm nun auf den Pelz rückt.«
    Ethelbert dachte nach. »Gut, Mr. MacAlpine. Was soll ich jetzt tun?«
    »Wir werden sehen.« MacAlpine begleitete Ethelbert ins Büro, wo er Grogan und dessen Anwalt die Hände schüttelte; die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher