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Anthologie - Das Lustbett

Anthologie - Das Lustbett

Titel: Anthologie - Das Lustbett
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hellen Sonnenlicht draußen war so stark, daß Sven-Erik Boström überhaupt nichts sehen konnte, als er die großen Türen des Gymnasiums durchschritten hatte. Er blieb kurz stehen und schloß die Augen, damit sie sich umgewöhnen konnten. Seine Kehle war ganz trocken geworden von dem Staub, den er während des Fußweges vom Bahnhof hatte einatmen müssen, und als er die Augen wieder aufmachte, sah er sich sofort nach einer Toilette um. Er befand sich in einer großen Halle, und der dunkle Marmor roch stark nach Bohnerwachs. Auf der anderen Seite der Halle befand sich eine große Treppe, die zur Schule hinaufführte. Sie wurde von zwei Toiletten flankiert – eine für jedes Geschlecht.
    Sven-Erik stellte seine Reisetasche vor der Toilette ab und ging dann hinein, um eine Stange Wasser in die Ecke zu stellen und den Reisestaub abzuwaschen. Nach einem letzten Blick in den Spiegel ging er wieder hinaus, um nach dem Büro des Direktors zu suchen. Es war kein Mensch zu sehen, den er hätte fragen können – die Schule schien genauso tot zu sein wie die Stadt. Aber dann entdeckte er einen großen Pfeil, auf dem Direktor zu lesen war. Er folgte der angegebenen Richtung bis zu einer massiven Eichentür, die die gleiche Aufschrift trug. Er rückte seine Jacke noch einmal zurecht, hob die Hand und klopfte hart an die Tür. Sie wurde so schnell geöffnet, daß Sven-Erik zusammenzuckte und erschreckt einen Schritt zurückwich.
    »Nanu, wen haben wir denn hier?«
    Sven-Erik hörte eine Frauenstimme, sah aber nichts als eine schwarze Silhouette, die sich in der lichtdurchfluteten Türöffnung abzeichnete. Als er die Hand hochhielt, um den gleißenden Sonnenschein abzuwehren, entdeckte er, daß eine hochgewachsene, schlanke Blondine gefragt hatte. Er nannte seinen Namen und sagte, er solle hier als neuer Englischlehrer anfangen. Die Silhouettenfrau machte Platz und bat ihn einzutreten.
    Als er sich im Zimmer befand, konnte er so weit zur Seite treten, daß der störende Sonnenschein, der durch eines der riesigen Fenster hereinkam, ihm nicht länger in die Augen stach. Jetzt bekam er auch Gelegenheit, sich die Frau näher anzusehen, die ihm geöffnet hatte. Sie war nicht nur schlank, sie hatte auch Formen. Sehr leckere Formen. Der schlanke Hals verschwand in einer dünnen Sommerbluse, unter der sich zwei reife, geschmeidige Brüste abzeichneten. Der Taille nach zu schließen war diese Frau nicht gerade ein Vielfraß, aber auch keine Hungerkünstlerin. Die Taille machte einen weichen Bogen, bis sie in die runden Hüften überging, denen sich ein Paar ungewöhnlich appetitlicher Rassebeine anschloß.
    Sven-Erik ertappte sich dabei, daß er das Wesen vor ihm anstarrte, und räusperte sich, um den Anschein zu erwecken, als hätte er soeben an etwas anderes gedacht.
    »Ja, wie schon gesagt, ich soll hier als Englischlehrer anfangen. Dies ist meine erste Stellung nach dem Examen. Eigentlich beginnt mein Dienst erst morgen, aber ich habe mir gedacht, daß es nicht schaden kann, wenn ich schon heute einmal hereinschaue.«
    Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte seine Blicke sicher bemerkt, ließ sich aber nichts anmerken, sondern zeigte mit der Hand auf eine weitere Tür.
    »Das klingt ja ganz schön«, sagte sie. »Aber eigentlich sollten Sie eher mit meinem Mann als mit mir sprechen. Er sitzt dort drin.«
    Sven-Erik war, als hätte man ihm einen Eimer mit kaltem Wasser über den Kopf gegossen. Mann! Dieses liebliche Wesen verheiratet! Er hatte ja schon begonnen, sie in Gedanken auszuziehen, und nachdem sie ihm diesen Schock versetzt hatte, hatte er das Gefühl, als hätte sich die wundervolle Spätsommeratmosphäre dieses Tages in einen kalten Herbstschauer verwandelt. Er verbeugte sich geschäftsmäßig und betrat das angrenzende Zimmer durch die Tür, die die Blondine ihm gezeigt hatte.
    Er fand sich in einem großen, sechseckigen Raum wieder, der einer Bibliothek glich. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke voller Bücher, und auch auf dem Fußboden lagen hohe Stapel von Büchern. Mitten im Raum stand ein großer Schreibtisch, dessen Schreibfläche mit Papieren übersät war. Dahinter hob sich ein hakennasiger Männerkopf. Als Sven-Erik eintrat, öffnete sich der schmallippige Mund kaum merkbar.
    »Aha, Sie sind also der Neue«, ließ sich der Mund murmelnd vernehmen. »Nun, ich habe im Augenblick keine Zeit für Sie. Irgendeiner der Hausmeister da draußen kann Ihnen alles Nötige sagen. Sie wissen doch, daß Sie
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