Anthologie - Das Lotterbett
war, in den man alles mögliche hineinstopfen konnte, Mutter hatte Angst, sie könnte mich verführen. Wenn sie sich unbeobachtet glaubte, fummelte sie an meinem Schlitz herum, und manchmal steckte sie einen Finger hinein.
»Na, schau an!« sagte sie dann.
Sie kam andauernd zu uns und gierte nach Antons Pimmel. Sie schnüffelte förmlich nach einem Schwanz, wo sie ging und stand. Und wählerisch war sie nicht, sie knöpfte sich Junge und Alte vor. Sogar mit kleinen Knirpsen hätte sie, es versucht, was sie dabei auch anstellen mochte. Jedenfalls waren die kleinen Lauser ganz verrückt nach ihr. Obwohl sie scheißfreundlich tat, konnte Mutter sie nicht ausstehen. So ist das ja manchmal zwischen Busenfreundinnen. Ich weiß noch, wie böse und ängstlich Mutter sie ansah, wenn sie aufkreuzte, und daß Mutter dann sagen konnte: »Was hat die denn hier zu suchen!« Obwohl sie es sehr gut wußte.
Frauen können sehr vertraut miteinander sein und sich bald Sahne, bald Zucker, bald ein Stück Bratwurst ausleihen; sie knipsen sich einen Setzling von den Topfpflanzen auf dem Fensterbrett ab und pflücken sich gegenseitig die Erdbeeren aus den Beeten; sobald es aber um den Schwanz des Mannes geht, werden sie kratzbürstig und verstehen keinen Spaß. Der Pint ist ihr privates Eigentum, und damit basta! Ich bin überzeugt, daß sie ihn am liebsten in einen Schrank einschließen und nur dann hervorholen würden, wenn sie Appetit darauf haben.
Deshalb also konnte Mutter ihre Freundin Malla nicht ausstehen. Malla sei ein Luder, behauptete sie, womit sie meinte, daß Malla das haben wollte, was ihr gehörte.
Anton hatte vergnügliche Tage. Er schmierte seinen Pint. Wo er ging und stand, sang er: »Eine kleine Maid möcht’ ich mit roten Buxen«, und dann kniff er Mutter in den Hintern.
»Laß das!« zischte sie dabei. Es war das alte Lied, aber Anton wußte, was es bedeutete: Tu es!
Jansson glotzte über den Zaun, Jansson mit zwei s im Namen und dem komischen Pimmel. Er stand einfach da und glotzte mich an. Seine Blicke umkreisten meinen Po und krochen in meinen Hosenstall. Erst viel später begriff ich, daß Jansson eine tragische Figur war. Er war in mich verliebt, doch das Gesetz verbot ihm, das zu tun, wonach er sich sehnte. Mutter hätte ihn am liebsten fortgescheucht, tolerant war sie nur, wenn es ihrem eigenen Genuß galt. Er bekam bitterböse Blicke.
»Ich möchte bloß mal wissen, was er mit seinem macht?« fragte sie immer wieder.
»Dasselbe wie andere Kerls«, glaubte Anton, der von Janssons kleinem Hobby nichts ahnte.
Die Pfarrersfrau war erkrankt und lag in irgendeinem Krankenhaus. Der Gedanke, was sie wohl mit dem Holzpint gemacht hatte, verfolgte mich lange. Die Leute sagten, es seien die Nerven, aber ich wußte, wo es saß. Ich wußte überhaupt viel mehr, als die Erwachsenen glaubten, denn Mutter sprach nur zu gern davon, wie unschuldig ich sei… wie ein Säugling, dem man gerade den Schnuller abgewöhnt habe.
Der Kerl mit dem nackten Schwanz war auch verschwunden. Er käme nur wieder raus, wenn er kastriert würde, behauptete man. Doch Woche für Woche verging, und er weigerte sich standhaft, sich verschneiden zu lassen, als wäre er ein Ferkel. Er wollte raus und wieder seinen Pint zeigen und irgendeine Pfarrersfrau erfreuen, aber das durfte er nicht. Man sage also nicht, daß das Leben nicht tragisch sei. Was konnte er dafür, daß er sich in seinen eigenen Pimmel vergafft hatte? In diesem Krankenhausaber glaubten die Ärzte offenbar, daß Frauen den Anblick eines Schwanzes nicht ertragen, daß sie seelische Schäden davontrügen, daß der Anblick eines Ständers schlimmer sei, als sich einen Mord im Fernsehen anzuschauen. Zuzusehen, wie irgend jemandem das Messer in den Hals gestoßen wurde, das halten sie aus, aber nicht, wenn jemand ihnen mit dem Pimmel vor der Nase herumfuchtelt. Freilich behaupten die Frauen selber das nicht, jedenfalls hab’ ich es noch nie von einer Frau gehört. Das haben sich die Männer ausgedacht, die ihren eigenen Schwanz nicht zu riskieren brauchen.
Über den Nacktschwanz wurde viel geredet – und alle glaubten, daß ich nichts hörte. Aber sie irrten sich. Dann zerfetzte man sich das Maul über die beiden Alten im Wald: Hilda und Harald. Sie waren ein bißchen bescheuert, konnten kaum lesen, und das brauchten sie auch gar nicht. Haralds Apparat schien jedenfalls in Ordnung zu sein. Hilda hatte zwölf Kinder geboren, und dieses ganze Dutzend hatte Harald zum Vater.
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