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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020
Autoren: Alexander Kröger
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sein.«
    »Aber die extremen Bedingungen!« warf sie ein. »Und die Menschen unter diesen Bedingungen, das muß doch auch für Sie eine völlig neue Aufgabe sein.«
    Thomas schaute sie an. Eigenartige Vorstellungen, dachte er. Was soll das schon für eine besondere Aufgabe sein? Ein Bergbau wie jeder andere. Na gut, die Strecken werden im Eis vorgetrieben und sollen wohl auch einen größeren Querschnitt haben. Und sicher wird das Eis selbst einige Probleme bringen. Aber so schrecklich neu stelle ich mir das nicht vor.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich habe mit einem Bekannten gesprochen, der zur Exkursion dort war. Er fand die Bedingungen im Vergleich zu anderen Bergwerken nicht so unterschiedlich. Und die Menschen«, redete er weiter, »warum sollen die anders sein? Ein großer Teil, die ehemaligen Armeeeinheiten, hat seinen Befehl und arbeitet. Mit ihnen müßte daher ein wesentlich leichteres Auskommen sein als mit den Werktätigen in unseren Betrieben hier.«
    Sie schaute ihn zweifelnd an, und er hatte den Eindruck, als zucke sie kaum merklich mit den Schultern.
    Sie wechselte das Thema. »Was müssen Sie in Moskau noch erledigen?« fragte sie.
    »Das übliche, Kontrollen und den internationalen Paß ausstellen lassen. Nicht allzuviel. Ich denke, daß in einem Vormittag alles geregelt sein könnte, wenn die Kollegen im Büro in Stimmung sind.«
    »Meinen Sie«, fragte sie weiter, »daß wir Gelegenheit haben, uns die Stadt ein wenig anzuschaun? Ich bin das erstemal in Moskau.«
    »Ganz bestimmt«, sagte Thomas obenhin. »Wir haben doch drei Tage Zeit. Sicher ergibt sich auch die Gelegenheit, ein Theater zu besuchen oder so was.«
    »Meinen Sie, daß man da ohne Vorbestellung hineinkommt?«
    »Warum nicht?« sagte er und fühlte eine gewisse Überlegenheit in sich aufsteigen, die ihm beim vorigen Thema abhanden gekommen war. »Ich habe eine Bekannte in Moskau – eine Kommilitonin«, fügte er eilfertig erklärend hinzu. »Sie hat mit mir zusammen studiert.«
    Quatsch, dachte er. Muß sie ja wohl, wenn sie eine Kommilitonin ist. Er sprach rasch weiter: »Und immer wenn ich in Moskau war…«, hier betonte er das »immer«, sie wußte ja nicht, daß er auch erst das zweitemal nach Moskau reiste, »… hat sie mir Eintrittskarten besorgt. Ich habe ihr vorsichtshalber geschrieben, daß ich drei Tage dort bin.«
    »Da sind Sie besser dran als ich«, stellte sie fest.
    »Keine Angst«, sagte Thomas, »das arrangiere ich schon. Wie ich Walja kenne, ist sie froh, sich nicht drei Tage lang mit mir beschäftigen zu müssen, und gibt Ihnen gern ihre Karten ab, falls sie wirklich welche besorgt hat. Es sei denn, Sie sind in Russisch genauso schlecht wie ich, dann könnten wir sie als Dolmetscher brauchen.«
    »Da habe ich nun wieder keine Bedenken«, sagte sie lächelnd, »es geht leidlich.«
    Thomas frischte sein Prestige wieder auf und sagte: »Ja, lesen und Fachtexte übersetzen, das kann ich schon, aber sprechen? Hemmungen, Sie verstehen…«
    Sie sah ihn komisch-zweifelnd an.
    »… die erst bei zweihundert Gramm Kognak vergehen«, setzte er witzelnd fort, worauf sie die Nase rümpfte.
    Er wollte sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. »Englisch geht es besser«, fügte er deshalb hinzu. »Und wahrscheinlich werde ich es in TITANGORA mehr brauchen als Russisch. Es sollen ja zu achtzig Prozent Amerikaner im Schacht arbeiten.«
    Er bereute diese Worte gleich, nachdem er sie ausgesprochen hatte, weil er wegen der dummen Angeberei das Gespräch wieder auf das leidige Bergbauthema lenkte.
    »Wie geht nach dem Praktikum in Mirny Ihre Ausbildung weiter?« fragte er deshalb schnell.
    »Vielleicht reicht das Material, das ich dort sammeln soll, um eine Dissertation daraus zu machen.«
    »Im Staatssekretariat, in dem ich vor dem Abflug war«, erklärte Thomas, »hat man mir mitgeteilt, daß ich nach TITANGORA noch in mindestens zwei Objekten unseres Kombinates praktizieren muß.« Er stellte befriedigt fest, daß sie sich aufmerksam vorbeugte. »Wir stecken jetzt in der ganzen Welt«, ergänzte er. »Ich habe davon gelesen«, antwortete sie, »das ist doch das Kombinat INTERGAN?«
    »Ja«, sagte Thomas. »Normalerweise geht es bei uns Technikern nicht so vornehm zu«, spöttelte er unsachlich. »Wenn wir ein so interessantes Praktikum ableisten dürfen, dann muß schon etwas dahinterstecken. Und bei mir ist es das Kombinat für Internationale Gewinnung und Aufbereitung von Naturstoffen. Ansonsten scheinen Objekte wie
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