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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman
Autoren: Michael-André Werner
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Unmittelbar .«
    »Aha«, sage ich. »Wann war das?«
    Sie neigt den Kopf, denkt kurz nach, der Pony fällt zur Seite, dann sagt sie: »Zweitausend ... Nein, was haben wir denn jetzt? Also, in den letzten zwei Jahren.«
    »Drei Läden in zwei Jahren?« Ich ziehe die Augenbrauen hoch, muss doch heute mal so tun, als könnte ich auch so etwas wie Autorität ausstrahlen.
    »Im Fischeck war ich über ein Jahr. Das Schulzs, da war ich eher eine Ab-und-zu-Aushilfe, für eine Freundin. Wenn die nicht konnte, bin ich für sie eingesprungen, aber das war eben nur sporadisch. Und in der Unmittelbar war ich das letzte halbe Jahr, bis sie zugemacht haben.«
    »War ein guter Laden«, sage ich. Für einen sehr langen Moment schweigen wir, als wäre ein gemeinsamer Bekannter gestorben.
    »Ja«, sagt sie, »und lief eigentlich auch gut.«
    Und trotzdem hat die Unmittelbar Pleite gemacht. Ist mir bis heute ein Rätsel, wie Thomas das geschafft hat, einen gutgehenden Laden in bester Lage Pleite gehen zu lassen. Ich meine, gut, es gibt Gerüchte, aber ...
    »Gut«, sage ich. »Also, wenn Sie wollen ...« Ich breite die Arme aus. »Das hier ist es. Nur der eine Raum, von hinter dem Tresen hat man alles ganz gut im Blick. Der mit der struppigen Frisur und dem kantigen Kinn ist Rolf«, ich zeige auf Rolf, der gerade das macht, nämlich ungekämmt hinter demTresen stehen und alles gut im Blick haben, während er Gläser spült. »Er ist sozusagen der Geschäftsführer, der Chef vom Dienst, der Mensch, mit dem Sie ...«, ich stocke.
    »Du«, sagt sie.
    »... mit dem du die meiste Zeit zu tun haben wirst. Ich helf nur ab und zu aus, wenn’s wirklich mal eng wird. Wie die letzten Tage, aber nun bist du ja da. Wenn du willst«, schließe ich.
    Sie hat offenbar sehr aufmerksam zugehört, denn sie sieht mich gespannt an, neugierig, was noch kommen könnte. Kommt aber nichts. Ich bin fertig.
    »Also, wenn du hier arbeiten willst.«
    »Ach so, ja, ja, klar. Gern.«
    »Schön.«
    »Danke, ich freu mich.«
    »Gut.«
    »Prima.« Sie lacht.
    »Ja, dann willkommen im Theaterklaus «, beende ich dieses unwürdige Hin- und Hergejubel. »Die Einzelheiten, was Kasse, Arbeitszeiten und so betrifft, klärst du am besten mit Rolf. Er erklärt dir auch, was es mit dem Chef spezial auf sich hat.«
    »Chef spezial?«
    »Ja, das erklärt dir Rolf. Ich kann dir nur die unwichtigen Dinge sagen: montags, donnerstags und sonnabends kommt der Zigarettenauffüller, geraucht wird draußen, dienstags kommt der Typ vom Lesezirkel und mittwochs der mit den Werbepostkarten.Über die Entlohnung hatten wir ja schon am Telefon neulich ...«
    »Ja, alles klasse, kein Problem.«
    »Trinkgeld teilst du dir mit Rolf, natürlich anteilig nach deinen Stunden. Wann fängst du an? Jetzt gleich?«
    Sie sieht mich an.
    »Morgen?«, frage ich.
    »Nee, da hab ich Uni. Samstag kann ich.«
    »Sonnabend«, sage ich und frage: »Was studierst du denn?«
    »Kunstgeschichte und EWi.« Sie grinst.
    Super, genau die Fächer, mit denen sie irgendwann mal ganz viel Geld machen kann.
    »Auf Lehramt. Aber eigentlich will ich malen. Also – ich male! Bilder.«
    »Aha.« Na, noch besser. »Interessant. Ach so ...«, ich drehe mich um, »das hier sind die Stammgäste.« Ich gehe zum Tisch, winke ihr, sie soll mitkommen, und bleibe mit ihr an dem Stammgästetisch stehen, zeige auf Sarah, sage: »Sarah«, zeige auf Armin, sage: »Armin«.
    »Hi.«
    »Sahara«, sagt Sarah.
    »Sehr erfreut«, sagt Armin, »außerordentlich ...«
    »Zwei fehlen noch. Dieser Lockenkopf und ... Wie heißt eigentlich der Dingens hier, der Blonde?«
    »Welcher Blonde?«, fragt Armin.
    »Den Locki manchmal mit anschleppt, der Versicherungstyp, mit dem du jede Woche hier rumsitzt.«
    »Versicherungstyp?«
    »Egal. – Das hier ...«, ich zeige auf die neue Kellnerin.
    »Manuela«, sagt sie.
    »... ist Manuela, sie kellnert ab jetzt hier. Ach so, ganz wichtig«, sage ich zu ihr, »von Armin wird nichts angeschrieben, er kriegt keinen Mengenrabatt und aufs Haus nur, wenn ich es sage. Oder Rolf.«
    »Verdammt«, sagt Armin und boxt in die Luft.
    »Kannst dich auch noch zu uns setzen, falls du nicht gleich wieder weg musst.«
    »Nein«, sagt Manuela, »ich meine, ja, äh, gerne.« Sie setzt sich, mir gegenüber, zwischen Armin und Sarah.
    »Hast du einen Freund?«, fragt Armin.
    »Ey, hör auf, gleich am ersten Tag meine Angestellten anzugraben.«
    »Sie hat noch nicht angefangen«, sagt Armin.
    »Trotzdem. Bei Armin solltest du
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