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Annies Entscheidung

Annies Entscheidung

Titel: Annies Entscheidung
Autoren: Allison Leigh
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schlichte Uhr mit einem schmalen schwarzen Armband. Sonst war kein Schmuck zu sehen. Verschwunden waren die klirrenden Halsketten und baumelnden Ohrringe. Die langen braunen Wimpern wirkten sanft, und wenn sie Makeup aufgelegt hatte, dann so dezent, dass er es nicht erkennen konnte. Mit siebzehn hatte sie ausgesehen, als hätte sie das Zeug mit einer Kelle aufgetragen.
    „Mach ein Foto von ihr, okay?“ Riley verdrehte die Augen und schüttelte angewidert den Kopf. „Das ist ja nicht mehr auszuhalten.“
    Annie hob den Kopf. Ihr Blick zuckte von ihrer Nichte zu Logan, und sie errötete noch stärker. Sie fuhr .sich mit der Zunge über die Lippen und schien etwas sagen zu wollen, doch dann kam die Kellnerin mit dem Essen. Logan fragte sich, warum sie errötete und ob es mit der Vergangenheit zu tun hatte.
    Sie war nie der Typ gewesen, der zum Erröten neigte.
    Das letzte Mal hatte er sie auf dem stattlichen Anwesen ihrer Eltern in Seattle gesehen, wo sie – zusammen mit den anderen Hochzeitsgästen – den Abend nach Wills Trauung verbracht hatte. Er war verdammt wütend auf sie gewesen.
    Aber noch wütender auf sich selbst. Sie war noch so jung gewesen. Er hatte keine solche Entschuldigung gehabt.
    „Kann ich den Ketchup haben, bitte?“
    Er gab Riley die Flasche. Ihre plötzliche Höflichkeit überraschte ihn. Aber trotzig oder nicht, sie war eben Wills und Noelles Tochter. Er beobachtete, wie sie ihn über die Pommes frites kippte. „Isst du gern Pommes frites zu deinem Ketchup?“
    Sie verzog das Gesicht, dann nickte sie. Er griff nach der Flasche und goss eine kräftige Ladung auf seinen Teller. „Ich auch.“
    Mehr als einen betont gelangweilten Blick brachte es ihm nicht ein.
    Annie hatte einen Salat bestellt. Sie schob das Gemüse hin und her, aß jedoch kaum davon.
    „Warum hast du in Bendlemaier keinen Abschluss gemacht?“ fragte er sie.
    Sie sah nicht auf. „Ich war nicht lange genug da.“
    „Wieso lebst du nicht mehr auf Turnabout, wenn du doch von hier stammst?“
    Riley tauchte ein Kartoffelstäbchen in ihren Ketchupsee.
    „Ich musste aus beruflichen Gründen fort“, erwiderte Logan. Das stimmte, war aber nicht die ganze Wahrheit. Er ahnte, dass Riley ihn nur gefragt hatte, um von ihrer Tante abzulenken. Ihre Fürsorglichkeit verblüffte ihn.
    „Was war das für ein Beruf?“
    „Riley, das geht dich nichts an“, mischte Annie sich ein.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich bin Spion geworden.“
    „Ja, sicher.“ Das Mädchen schob sich das triefende Kartoffelstückchen in den Mund und leckte sich die Finger ab.
    „Okay, ich bin Berater“, sagte er trocken. Für die meisten Leute war diese Lüge immer verdaulicher gewesen als die nackte Wahrheit. Selbst für seine Kollegen.
    Für Coleman Black, den Chef von HollinsWinword, arbeiteten viele Agenten. Auf vielen Gebieten. Aber man brauchte nur einen, der… aufräumte.
    „Berater für was? Für wen?“
    „Hast du die Verhörtechnik bei deinem Dad aufgeschnappt? Ich fand schon immer, wenn er nicht Anwalt geworden wäre, hätte er einen guten Polizisten abgegeben.“
    Der Teenager ließ sich nicht beirren. „Das ist keine Antwort.“
    „Was ist aus deinem eigenen Abschluss in Jura geworden?“ wollte Annie wissen.
    „Ich habe die Urkunde in einen Schrank gelegt, wo sie Staub sammelt.“ Er lächelte grimmig. Er war kein Anwalt, aber auch er sorgte dafür, dass das Recht sich durchsetzte. Nur auf eine Art, von der die meisten Leute nichts wissen wollten. Bis vor kurzem hatte er es immer geschafft, das zu verdrängen und einfach nur seinen Job zu erledigen.
    Eine junge Frau mit langer weißer Schürze trat an den Tisch. „Kann ich euch noch etwas bringen?“
    Logan schüttelte den Kopf. Riley lehnte sich mit gekreuzten Armen zurück. Sie hatte ihre in Ketchup getränkten Pommes frites und den halben Hamburger gegessen. Annie, auf deren Teller noch der Großteil ihres Salats lag, lächelte der Kellnerin zu. „Nein danke, Janie.“
    Die junge Frau ging davon.
    „Wer ist sie?“ fragte Logan. „Sie kommt mir bekannt vor.“
    Annie folgte seinem Blick. „Janie Vega. Sie hilft manchmal bei Maisy aus.
    Eigentlich ist sie Glaskünstlerin und hat ein eigenes Studio auf der Insel.“
    „Vega?“
    Annie nickte. „Ich nehme an, du kanntest Sam Vega. Sie ist seine jüngere Schwester.“
    „Ich bin mit Sam zur Schule gegangen.“ Damals war Janie noch ein Baby gewesen.
    „Er ist jetzt unser Sheriff.“
    Überrascht schüttelte Logan den Kopf.
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