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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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»Morgen« geben.
    Ein Hausmädchen, das sie an der Tür empfing, sagte, Mrs Thompson sei am anderen Ende der Insel, um wilde Erdbeeren zu sammeln. Eine Insel mit wilden Erdbeeren!
    Bevor Anne aufbrach, um Mrs Thompson zu suchen, bat sie das Hausmädchen, die kleine Elizabeth so lange dazubehalten und im Wohnzimmer ausruhen zu lassen. Elizabeth sah nach ihrem ungewohnt langen Spaziergang plötzlich sehr müde aus und brauchte sicher eine Ruhepause. Elizabeth stritt das zwar ab, gab aber nach.
    Es war ein hübsches Zimmer. Überall standen Blumen, die frische Meeresbrise strömte herein und vom offenen Fenster sah man den Hafen, die Hügel auf der anderen Seite und die Ferne. Plötzlich kam ein Mann zur Tür herein. Elizabeth erschrak. Der Gedanke an Entführung schoss ihr durch den Kopf. Sie sah ihn ängstlich an. Plötzlich stieg aber in ihr das Gefühl auf, dass sie gar nichts dagegen hätte, wenn er sie entführen würde. Sie mochte ihn. Die Fältchen um seine blauen Augen, sein krauses braunes Haar und sein Lächeln gefielen ihr.
    »Na, wer bist du denn?«, fragte er sie.
    »Ich bin - ich bin ich«, stammelte Elizabeth, immer noch ein wenig durcheinander, und saß ganz steif auf ihrem Stuhl. »Ah, ich verstehe - du bist plötzlich aus dem Meer aufgetaucht. Du bist wohl nicht von dieser Welt«, lachte der Mann. Elizabeth hatte das Gefühl, als wollte er sich über sie lustig machen. Aber es machte ihr nichts aus. Eigentlich gefiel es ihr sogar. Aber dann sagte sie ein wenig steif: »Mein Name ist Elizabeth Grayson.«
    Es wurde plötzlich still, merkwürdig still im Raum. Der Mann sah sie an, ohne ein Wort. Dann setzte er sich ihr gegenüber und fragte sie ein wenig aus.
    »Ich warte auf Miss Shirley«, erklärte sie ihm. »Sie sucht Mrs Thompson, um ihr eine Einladung zu Überbringern Wenn sie zurück ist, gehen wir zum Ende der Welt hinunter.«
    »Natürlich. Aber inzwischen kannst du dir es ruhig bequem machen. Was hältst du von einer kleinen Erfrischung?« Elizabeth setzte sich. Sie fühlte sich merkwürdig glücklich und zu Hause. »Kann ich haben, was ich will?«, fragte sie.
    »Ja, natürlich.«
    »Dann«, sagte Elizabeth triumphierend, »dann möchte ich Eiskrem mit Erdbeermarmelade drauf.«
    Der Mann läutete nach dem Hausmädchen. Ja, das musste »Morgen« sein, es gab gar keine Zweifel. Eiskrem und Erdbeermarmelade kamen »Heute« nicht vor!
    »Das Eis kommt gleich!«, sagte der Mann.
    Sie verstanden sich von Anfang an. Der Mann sprach nicht sehr viel, aber er sah Elizabeth ständig an. Sein Gesicht strahlte so viel Zärtlichkeit aus, wie sie es noch bei keinem Menschen gesehen hatte, noch nicht einmal bei Miss Shirley. Sie fühlte, dass er sie mochte. Und sie merkte, dass sie ihn mochte. Schließlich sah er aus dem Fenster und stand auf.
    »Jetzt muss ich gehen«, erklärte er. »Miss Shirley kommt, du wirst also nicht allein sein.«
    »Wollen Sie nicht warten und Miss Shirley begrüßen?« fragte Elizabeth.
    »Nein, jetzt nicht.«
    Elizabeth war zutiefst enttäuscht, dass er gehen wollte; es war ein Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte.
    »Auf Wiedersehen und vielen Dank«, sagte sie jedoch höflich. »Ich freue mich so, dass endlich >Morgen< ist.«
    »>Morgen    »Ja, das hier ist >Morgen<«, erklärte Elizabeth. »Ich habe immer davon geträumt, endlich >Morgen< zu erleben, und jetzt ist >Morgen< da.« Sie schaukelte fröhlich mit den Beinen.
    »Ah, ich verstehe. Aber ich fürchte, ich denke nicht so sehr an >Morgen<. Gestern wäre mir viel lieber.«
    Der Mann tat Elizabeth Leid. Wieso war er unglücklich? Wie konnte jemand, der mitten in >Morgen< lebte, unglücklich sein? Elizabeth blickte sehnsüchtig zurück, als Anne und sie Flying Cloud verließen. Als sie mit dem Boot das Buschwerk am Ufer durchstießen, drehte sie sich noch einmal um. Da schoss plötzlich ein Pferdewagen um die Ecke, der Kutscher konnte die Pferde nicht mehr halten.
    Elizabeth hörte nur noch Miss Shirley aufschreien . . .

Kapitel 13
    Das Zimmer drehte sich so merkwürdig im Kreis, und die Möbel tanzten auf und ab. Das Bett - wie war sie bloß in dieses Bett gekommen? Jemand mit einer weißen Haube auf den Kopf ging gerade zur Tür hinaus. Welche Tür? Von irgendwoher kamen Stimmen. Sie konnte nicht sehen, wer da sprach, erkannte aber Miss Shirley und den Mann.
    Wovon redeten sie? Elizabeth konnte nur Wortfetzen verstehen.
    »Sind Sie es wirklich?«, hörte sie Miss Shirley ganz aufgeregt
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