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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier
Autoren: Marinchen
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ihren Spargel haben, und später, wenn es so lange dauerte, ihre Concord-Trauben. Sie sollte zwei Sommerseminare in Kriminalpsychologie an der University of Guelph geben. Die musste sie absagen.
    Und Jinx? Was sollte sie mit Jinx machen? Mrs Gafney wäre sicher bereit, ihn zu füttern, aber er würde so einsam sein.
    Sie stemmte sich hoch. Richtete sich auf. In letzter Zeit hatte sie sich älter als ihre neununddreißig Jahre gefühlt, aber jetzt schüttelte sie, wie ein Soldat, der sich auf die Schlacht vorbereitete, im Geiste alles Körperliche ab. »Ich komme. «

2
    Detective Max Irving, Leiter der Mordkommission, nahm einen Schluck kalten Kaffee, schnitt eine Grimasse und stellte die fleckige Tasse zurück auf seinen Schreibtisch. Er schaute auf die Uhr an der Wand, sah, dass er die Mittagszeit verpasst hatte, und schlug dann den Bericht des Leichenbeschauers auf. Er las ihn zum dritten Mal in zwei Stunden.
    Tia Sheppard und männliches Baby, Timothy Sheppard. Die Leiche der Mutter wies Würgemale am Hals auf, außerdem zweiundzwanzig Stichwunden, hauptsächlich in Brust und Bauch - den Bereichen, die symbolhaft für Mutterschaft standen.
    Das Baby, Timothy Sheppard, war erstickt worden. Es gab keine Spuren oder Male irgendwelcher Art an der Leiche.
    Abgesehen von der Anzahl der Stichwunden war der Bericht fast identisch mit denen des Madonna-Mörders von vor Jahren. Max durfte es sich nicht erlauben, den offensichtlichen Weg zu gehen, und zugleich musste er alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, egal wie unwahrscheinlich.
    Die Madonna-Morde. Den Namen hatte sich ein Reporter des Chicago Herald ausgedacht, und er war kleben geblieben, obwohl er nicht ganz passte - die Opfer waren unverheiratete Mütter und ihre kleinen Söhne. Bezeichnungen wie die mit dem Madonna-Mörder waren nicht mehr erlaubt; dennoch tauchten sie immer wieder auf.
    Vor sechzehn Jahren hatte die Serie aufgehört, und schließlich landeten die Akten bei CHESS, der »Chicago Central Homicide Evaluation Support Squad«, einer Abteilung, die sich ausschließlich mit älteren, ungelösten Fällen beschäftigte. Bis der Mord an Mutter und Sohn in der letzten Woche die Leute vor Angst hatte Vermutungen flüstern lassen. Sein Bauchgefühl war, dass der Mord das Werk eines Nachahmers war. Er fand es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass ein Serienmörder nach fast zwei Jahrzehnten wieder zuschlug. Wenn der Mörder damals vielleicht vierundzwanzig gewesen war, wäre er jetzt einundvierzig, viel älter, als die CPD-Profiler annahmen. Aber die Profiler waren ja auch nicht unfehlbar.
    Er rief im Labor an, obwohl er wusste, dass man dort noch keine Informationen haben würde. Aber es schadete nie, sie daran zu erinnern, wie wichtig ihr Bericht war.
    »Haben Sie eine Ahnung, wie viel wir hier zu tun haben? «, fragte der gereizte Techniker. »Prioritäten.« »Haben wir. «
    »Muss ich Ihnen wirklich erklären, dass es sich um einen Serienmörder handeln könnte? « Max konnte kaum glauben, dass er sich jetzt desselben Medien-Wahnsinns bediente, über den er geflucht hatte.
    »Willkommen im Club. Im Serienmörder-Club.« Schwarzer Humor. Hatten sie alle. Sonst hielt man es nicht aus. Aber was der Labortechniker als nächstes sagte, meinte er ernst: »Wir haben in zwei Bereichen Chicagos Detectives, die nach Serienmördern suchen. In Bereich Eins und in Bereich Drei, und jetzt noch diese Mutter-Baby-Sache im Bereich Fünf. Wie soll ich da Prioritäten setzen? «
    Vor zehn Jahren hatte man vermutet, dass zu jedem beliebigem Zeitpunkt etwa fünfzig Serienmörder in den Vereinigten Staaten aktiv waren. Jetzt schienen, obwohl die Gewaltverbrechen insgesamt landesweit abgenommen hatten, Serienmorde, abartige Gemetzel, sinnlose, zufällige Brutalitäten und Gewalttätigkeiten täglich zuzunehmen. »Wie lange braucht ihr? «, fragte Max und versuchte, die Ungeduld aus seinem Ton herauszuhalten.
    »Drei, vielleicht vier Tage.«
    Kaum hatte Max aufgelegt, da klingelte das Telefon. Superintendent Abraham Sinclair bestellte ihn in sein Büro im Hauptquartier im Bereich Eins.
    Max hielt mit seinem blauen Chevrolet Caprice vor dem Wachhäuschen und zeigte seinen Ausweis und seine Marke. Der Wachmann nickte. Die Holzschranke öffnete sich, und Max schoss hindurch, er parkte auf einem Parkplatz, der so flach und riesig war wie der eines Supermarktes - der Beitrag der CPD zur Ausdehnung der Stadt.
    Die Sohlen von Max' schwarzen Lederschuhen klackten auf dem Marmorboden,
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