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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin
Autoren: Jeanne C. Stein
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beinahe so sehr giert wie nach Blut.
    Aber ich bin noch nicht bereit, es so zu machen wie die meisten meiner vampirischen Freunde – eine monogame Beziehung eingehen. Einen Menschen »heiraten«, um Partner und Wirt zugleich zu haben. Nicht, dass ich diese Möglichkeit hätte. Im Moment habe ich gar keinen festen menschlichen Freund.
    Deshalb ja Beso de la Muerte.
    Ich schiebe die Schwingtür auf. Drinnen riecht es nach Gras und Patchouli. Ich bin froh, dass ich nicht mehr atmen muss. Zwei tiefe Atemzüge, und ich wäre high.
    Niemand achtet auch nur im Geringsten auf mich, während ich durch die Menge schlendere. Die meisten Gäste sind weiblich. Amazonen, von Kopf bis Fuß in Leder gekleidet und mit einem Emblem auf den Jacken, das ich noch nie gesehen habe – ein Wolf vor einem Vollmond. Sie sind laut. Gellendes Gelächter und schrille Stimmen erheben sich über das Wummern der Musik.
    Ich sehe mich nach meinem Freund Culebra um. Er ist Gestaltwandler und führt diesen übernatürlichen Unterschlupf. Hinter der Bar ist er nicht. Sein sterblicher Angestellter und eine Frau, die ich nicht kenne, machen die Drinks. Ich sende einen mentalen Gruß aus.
    Culebra? Bist du da? Erst kommt keine Antwort, dann spüre ich eine leichte Regung im karmischen Gewebe, die sich wie Schrecken anfühlt.
    Ich will ihr gerade zu ihrem Ursprung folgen, als Culebra aus dem Hinterzimmer geschossen kommt.
    Was tust du hier, Anna? Nicht gerade eine herzliche Begrüßung.
    Ich freue mich auch, dich zu sehen.
    Seine Bestürzung über meine Anwesenheit strahlt wie ein Leuchtfeuer. Seine Gedanken haben eine seltsame Schwingung, die ich nicht erkenne, und er hat die Verbindung zwischen uns blockiert, die mir erlauben würde, den Grund für diese Reaktion in seinen Gedanken zu sehen. Die geistige Barrikade lässt meine Frustration um eine weitere Stufe ansteigen.
    Was ist denn los? Ich habe einen stressigen Tag hinter mir. Ich will trinken. Ich mache eine ausholende Handbewegung. Es sind doch reichlich Menschen da.
    Er tritt dicht vor mich, und ich sehe den angespannten Zug um seinen Mund. Es gibt hier keinen Blutspender für dich. Du solltest gehen. Sofort. Komm morgen wieder.
    Keinen Blutspender? Der Laden ist doch voll.
    Nein, Anna. Du willst von niemandem hier trinken. Glaub mir.
    Ich glaube ihm nicht. Das ist unsinnig. Dann erklär mir das lieber. Ich empfange keine geistigen Schwingungen. Hier sind keine Gestaltwandler, und ich spüre auch keine anderen Vampire. Ich halte inne, weil mir Zweifel kommen, und »koste« die Luft wie ein Hund, der einen Geruch wittert. Da ist etwas, das ich vorhin nicht bemerkt habe. Okay. Ein Vampir. Im Hinterzimmer. Sie trinkt. Warum kann ich dann nichts trinken?
    Culebra hat ein Gesicht, mit dem Sergio Leone ihn als Bösewicht in einem seiner Spaghetti-Western gecastet hätte. Zerfurcht, abgekämpft, ausdrucksvoll. Im Moment drückt es geradezu verschämte Verlegenheit aus – seltsam, denn er war für mich nie etwas anderes als ein guter Freund. Was könnte nur eine solche Reaktion hervorrufen? Es sei denn, er versucht, mich vor etwas zu schützen – oder jemandem.
    Wer ist da hinten? Keine Antwort. Aber mir ist klar, dass ich auf etwas gestoßen bin. Er gibt sich solche Mühe, diese Information geistig vor mir zu verbergen, dass er die körperliche Bewegung hinter sich nicht wahrnimmt.
    Eine Vampirin betritt den Raum, groß, gertenschlank und rothaarig mit ein paar Sommersprossen auf dem Nasenrücken. Ihre grünen Augen leuchten vor Zufriedenheit. Sie erkennt mich als Ihresgleichen, grüßt mit einem leichten Nicken und schirmt ihre Gedanken nicht vor mir ab. Warum sollte sie auch? Sie spürt hier keine Bedrohung. Sie hat getrunken und mit jemandem geschlafen. Sie ist befriedigt. Ihre Hand ruht auf dem Arm ihres menschlichen Wirts, dessen Gesichtsausdruck ihren eigenen spiegelt. Der große Mann humpelt leicht. Als er den Kopf hebt und mich sieht, flackert sein Blick, sein Gesicht wird ausdruckslos.
    Nur für einen Moment. Dann lächelt er. Ein kaltes, unpersönliches Lächeln. »Hallo, Anna.«
    Die Vampirin blickt zwischen uns hin und her, und ein Funken Neugier lässt sie eine perfekt geformte Augenbraue hochziehen. Ihr beiden kennt euch?
    O ja. Ich brauche noch einen Moment, um mich von dem Schock zu erholen. Dann beantworte ich ihre Frage mit einem Nicken. O ja, wir kennen uns. »Hallo, Max.«
    Kapitel 6
    Meine Stimme hallt in meinem Kopf wider, kalt und scharf wie das Knacken von Eis auf einem
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