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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft
Autoren: Anne McCaffrey
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ein Swingby-Manöver um den ersten Planeten.«
    »Wollen Sie sich einen Sonnenbrand holen, Benden?«
    »Nein, Ma'am, aber uns bleiben nur noch zwei
    Komma drei KPs Delta V.«
    »Wie haben Sie denn das geschafft?«
    »Aus humanitären Gründen mußten wir die letzten
    zehn Überlebenden des Kolonisierungsprojekts an Bord nehmen.«
    »Zehn?« Eine Pause entstand, die nicht auf Inter—
    ferenzen zurückzuführen war. »Ich bin gespannt auf
    Ihren Bericht, Benden. Das heißt, falls Ihre humanitäre Einstellung Sie nicht daran hindern wird, ihn abzugeben. Wieviel an Übergewicht schleppen Sie mit?«
    Nev reichte ihm sein Notepad, und Benden las die
    Zahlen ab.
    »Hmm. Grob geschätzt würde ich sagen, daß sich
    unsere Orbits nicht angleichen lassen. Können Sie fünf KPs herausholen?«
    »Nein, Ma'am.«
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    »Roger. Bleiben Sie dran, während wir Ihren Kurs
    und den Rendezvouspunkt refigurieren.«
    Benden versuchte, weder Nev anzusehen noch
    Saraidh, die sich zu ihnen an die Konsole gesellt hatte.
    Er bemühte sich, nicht nervös zu wirken, doch er spürte, wie seine Muskeln zu zittern anfingen, was normalerweise nie bei ihm vorkam und in Schwerelosigkeit verdammt lästig sein konnte.
    So unauffällig wie möglich klammerte er sich an den Rand der Konsole, um nicht aus dem Sessel gehoben zu werden.
    »Erica? Hier spricht Captain Fargoe. Wieviel Ballast können Sie abwerfen?«
    »Wie viel wäre denn erforderlich?« Benden dachte an das Vermögen, das sie gerade erst ins All befördert hatten.
    »Sie müssen neunundvierzig Komma null fünf Kilogramm loswerden. Dann zünden Sie eins Komma drei
    Sekunden lang die Manövrierdüsen mit einem Impuls
    von zehn Ge, damit Sie bei einundneunzig Grad

Rektaszension um den ersten Planeten herumschwenken. Auf diese Weise erreichen Sie den
    korrekten Kurs und die richtige Geschwindigkeit für ein neues Rendezvous – so Gott will. Wir wünschen Ihnen viel Glück, Lieutenant.« Ihr Tonfall verriet, daß er es brauchen würde.
    Ein Schub von zehn Ge gefiel ihm gar nicht, auch
    wenn dieser nur eins Komma drei Sekunden dauerte.
    Sie würden alle ohnmächtig werden. Für die Kinder
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    wäre es besonders schlimm. Aber immer noch besser,
    wie wenn sie alle zu Asche verkohlten.
    »Sie haben den Captain gehört.« Zuerst wandte er
    sich an Saraidh, dann an Nev. »An die Arbeit.«
    »Was werfen wir ab, Lieutenant?« fragte Nev.
    »Alles, was nicht niet-und nagelfest ist«, erwiderte Saraidh, »und vermutlich noch mehr. Ich beginne in der Küche.«
    Am Ende trennten sie sich von den Sachen, die sich
    durch die Depots auf der Amherst am ehesten ersetzen ließen: Reserve-Energiezellen; Sauerstofftanks, die eine Menge wogen; der Tisch aus der Offiziersmesse; sämtliche Funkbaken bis auf eine.
    »Wenn Captain Fargoe sich zu der Ansicht durch—
    ringt, daß Sie nicht grob fahrlässig gehandelt haben, brauchen Sie das Zeug vielleicht nicht zu bezahlen«, sagte Saraidh mit ausdrucksloser Miene zu Ross, während sie beobachteten, wie die Sachen aus der Luftschleuse ins Vakuum trudelten.
    »Was?« Dann merkte er, daß sie ihn aufzog, und
    grinste. »Ich muß schon genug auf meine Kappe nehmen. Eine Soldkürzung hätte mir gerade noch gefehlt.«
    Er grübelte immer noch über Kimmers rätselhaftes Ende nach und fragte sich, ob und wie er es hätte verhindern können.
    »Na, na, Ross.« Sie befanden sich allein im Korridor, und Saraidh drohte ihm mit dem Finger. »Lassen Sie sich die Geschichte mit Kimmer nicht so zu Herzen
    gehen. Ich unterstütze voll und ganz die Selbstmord-453
    Theorie. Geistige Verwirrung, weil sein Plan scheiterte.
    Im Grunde könnte er sich umgebracht haben, nur um bei anderen Leuten Schuldgefühle zu erzeugen. So was gibt's.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Captain Fargoe uns das abkauft.«
    »Tja, sie hat Kimmer nie kennengelernt, aber wir
    wissen, wozu er fähig war.« Aufmunternd reckte Saraidh den Daumen in die Höhe.
    Der Augenblick der Wahrheit kam zwei lange,
    zermürbende Wochen später. In Rubkats Nähe begann
    die Innentemperatur der Erica zu steigen und erreichte eine unangenehme Höhe. Benden schwitzte aus allen Poren, während er das ominöse Heranrücken des ausgeglühten schwarzen Schlackeplaneten beobachtete. Der winzige, Rubkat am nächsten stehende Himmelskörper hatte nicht die geringste Chance gehabt. Benden indes hatte fest vor zu überleben.
    »Zünden der Raketen minus sechzig Sekunden«,
    verkündete er über Interkom. Die Tortur eines Swingby-Manövers
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