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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett)
Autoren: Susanne Gerdom
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nicht, was mit mir geschehen wird, wenn ich die Herzen vereinige«, sagte sie. »Was auch immer dabei geschieht, ich bin das Werkzeug, durch das es passiert. Es kann sein, dass ich danach – nicht mehr lebe. Die Herzen sagen mir nichts darüber.«
    Tallis blickte sie besorgt an. »Du willst es dennoch tun«, stellte sie fest.
    »Ich werde es tun, und ich werde es noch heute tun, weil mich sonst mein Mut verlässt.« Sie wandte sich an Korben und Jinqx. »Wenn ihr gehen wollt, müsst ihr es jetzt tun. Ich kann nicht mehr länger warten.«
    Jinqx nickte und stand auf. Korben sah Anna aus großen Augen an, und sie sah die Angst darin. »Geh«, sagte sie heiser. »Und mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe nicht vor, heute Nacht zu sterben.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Schließlich muss ich Mika noch von dir erzählen. Er wird böse auf mich sein, dass ich dich habe gehen lassen.« Sie räusperte sich. »Ich würde mich freuen, wenn du irgendwann einmal zurückkehren würdest. Ich werde dich nämlich vermissen.«
    Korben beugte sich vor und gab ihr mit trockenen Lippen einen Kuss auf die Wange. »Ich dich auch«, flüsterte er. Dann stand er auf und stellte sich neben die Krähe. »Ich bin bereit.«
    Jinqx beugte sich vor und legte eine Hand an Annas Wange. »Wir sehen uns wieder«, sagte sie. Anna nickte und zwinkerte Tränen fort.
    Die Krähe hob die Hand und deutete in die leere Luft. Die Stelle, auf die sie zeigte, begann zu wabern wie erhitzte Luft in der Sonne, wurde undurchsichtig und wuchs in die Breite und in die Höhe. Anna sah fasziniert zu, wie der neblige, undurchsichtige Fleck türgroß wurde und sich an den Rändern scharf abgezirkelt zu verfestigen schien. Sie konnte nicht sehen, was sich hinter diesem matt schimmernden Nebelfleck befand, und Korben ging es wohl nicht anders – seinem misstrauischen Blick nach zu urteilen.
    Jinqx atmete aus und griff nach Korbens Schulter. »Du weißt, was du zu tun hast. Überlasse mir die Führung, aber gib mir deine Kraft. Am besten machst du die Augen zu, dann ist es einfacher für dich«, riet sie ihm. »Hab keine Angst, ich bringe dich schon heil hinüber.« Sie sah Tallis an, die das magische Werk mit der wohlwollenden Miene einer Kennerin begutachtete, und sagte: »Lebwohl, alte Freundin. Wir sehen uns später.«
    »Du wirst im Großen Nest immer willkommen sein, Sturmkrähe«, erwiderte die Älteste warm. »Gute Reise euch beiden.«
    Jinqx lächelte Anna zu und schob Korben leicht voran. Der junge Mann seufzte und tat einen Schritt in den Nebel hinein, der mitten in der Höhle wallte. Im selben Augenblick verschwand er darin, und Jinqx, die Hand immer noch auf seiner Schulter, mit ihm. Das matte Schimmern zog sich blitzschnell zusammen und war fort. Anna atmete vor Schreck scharf ein und wäre aufgesprungen, wenn Tallis sie nicht festgehalten hätte.
    »Sie sind fort, Kind«, sagte sie mitfühlend. »Jetzt kümmere dich um dich. Deinem Freund wird nichts geschehen. Jinqx passt auf ihn auf. Sag mir nun, was ich tun kann, um dich zu unterstützen.«
    Anna schloss die Augen und sammelte sich. »Ich bin nicht sicher«, antwortete sie nach einer Weile. »Ich denke, ich weiß, was ich tun muss, aber ich glaube nicht, dass du oder irgendein anderer mir dabei helfen könnte.« Sie lächelte und straffte ihre Schultern. »Aber ich wäre beruhigt, wenn ich dich an meiner Seite wüsste. Dann bin ich nicht ganz so allein.«
    Tallis nickte und lehnte sich an die Höhlenwand. Sie zog eine Decke über ihre Knie und verschränkte die Arme. Ihre großen, warmen Augen fixierten Anna und flößten ihr Mut ein.
    Anna setzte sich aufrecht hin, nahm jedes der Herzen in eine Hand und sah lange darauf nieder. Dann hob sie den Kopf und schloss die Augen. »Ich bin bereit«, flüsterte sie.
    Tallis, die Anna nicht aus den Augen ließ, sah, wie sich die Luft rund um sie verfinsterte. Das Licht der Glühsteine reichte nicht aus, das tintige Dunkel zu durchdringen, und nach wenigen Atemzügen war von der Gestalt der jungen Frau nichts mehr zu sehen. Es wurde kalt in der Höhle. Der Atem kondensierte vor Tallis' Mund, und die Luft knisterte eisig. Die alte Grennach zog die Decke eng über ihren Kopf und kauerte sich wartend zusammen.

    Es tobte ein eisiger Sturm. Weiße und schwarze Blitze fuhren unaufhörlich rund um sie zu Boden, und der ohrenbetäubend heulende Wind riss an ihr, dass sie Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Sie kämpfte sich vorwärts, und der Sturm raubte
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