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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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Jacketts.
    »Ja«, sagte er leise. Von unten tönte das Zirpen der Zikaden zu ihm herauf.
    »Ist auf dem Weg. Bislang allein.«
    »Okay. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    Geduldig spähte er in die Tiefe, bis er weit unten endlich kleine Staubwolken erkennen konnte, dann einen sich bewegenden Punkt, der sich langsam in ein Auto verwandelte - einen vom Staub grau gefärbten Mercedes. Das Motorgeräusch wurde immer lauter, gefolgt von einem Quietschen der Bremsen, als der Wagen schließlich hielt..

    Einen Augenblick später erschien oben an der Treppe ein Araber in einem eleganten hellgrauen Anzug. Er war zwischen vierzig und fünfzig, schlank und gepflegt. Das kurze Haar ließ er sich vermutlich von einem teuren Friseur schneiden, sein Hemd war trotz der Hitze ohne Falten, der Kragen blütenweiß und steif.
    »Salam aleikum, Abboud.« Templeton erhob sich und reichte dem Mann die Hand. Er sprach das klassische Arabisch, das er in einem sechsmonatigen Intensivkurs in den Hügeln vor Beirut gelernt und in zwei Jahrzehnten an unterschiedlichen Einsatzorten im Nahen Osten vervollkommnet hatte.
    »Aleikum-as-salam«, antwortete der Mann namens Abboud. Dann sprach er auf Englisch weiter. »Ich gehe davon aus, dass wir allein sind.«
    »Mutterseelenallein«, versicherte Templeton. Er lächelte kurz und nickte in Richtung der Kapelle. »Die Brüder beten gerade.«
    Sie setzten sich auf den Absatz. Abboud spähte misstrauisch in die Tiefe. »Offenbar haben Sie mir etwas Wichtiges zu sagen«, begann Templeton. Das Codewort, das Abboud - Jaghir - benutzt hatte, war nur für Ausnahmefälle gedacht. Eigentlich hätten sie sich erst wieder in einem Monat treffen sollen.
    »Richtig«, antwortete Abboud. Er zog ein Zigarettenetui aus der Tasche und hielt es Templeton hin. Dieser schüttelte den Kopf. Abboud zündete sich mit einem goldenen Feuerzeug eine Dunhill an, sog den Rauch tief ein und blies ihn dann als lange Wolke in die Luft über den Abgrund vor ihnen. Kaum hundert Meter entfernt stand ein jagender Turmfalke über der Bergflanke und hielt mit raschem Flügelschlag im Aufwind die Balance. »Ich war letzte Woche in Damaskus. Tibshirani wollte mich sehen.«

    Templeton nickte. Tibshirani war der stellvertretende Direktor von Idarat al-Mukhabarat, einem der berüchtigten syrischen Geheimdienste, und Abbouds direkter Vorgesetzter. In ihm vereinte sich ein scharfer Intellekt - er hatte unter anderem an der Universität von Berkeley in Kalifornien studiert - mit primitiver Grausamkeit.
    »Was wollte er?«
    »Wir haben Probleme mit den Türken. Letzten Monat haben sie in Ankara einen unserer Agenten verhaftet. Das könnte Folgen haben - besonders hier in Zypern.« Abboud zog an seiner Zigarette. »Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich Sie sehen wollte. Am zweiten Abend war ich mit Tibshirani in der Altstadt essen. Ohne unsere Frauen - für die Unterhaltung sorgten andere Damen.« Der Anflug eines Lächelns huschte über Abbouds Gesicht. »Hinterher begann Tibshirani, von einer anderen Sache zu erzählen. Ich dachte, er wäre nur betrunken und indiskret - er kennt mich, seit ich beim Dienst angefangen habe -, doch am nächsten Morgen informierte er mich in seinem Büro ganz offiziell darüber.«
    Abboud hielt inne, sah ins Tal hinunter und stand dann auf, um einen noch besseren Überblick zu haben. Erst als er sich überzeugt hatte, dass niemand die Straße heraufkam, ließ er sich wieder auf dem Absatz nieder. Er warf den Zigarettenstummel auf den Boden und trat die Glut mit dem Absatz seines quastengeschmückten Halbschuhs aus.
    Dann fragte er: »Sie haben von den Gesprächen zwischen meinem Land und den Amerikanern gehört?«
    »Ja«, antwortete Templeton. Dass die Briten keine Einladung zu diesen Unterredungen bekommen hatten, schätzte die Regierung in Whitehall ganz und gar nicht.
    »Gemeinhin wird angenommen, dass dabei nicht viel herauskommt. Es heißt, ohne vorherige Rücksprache mit den Israelis legten sich die Amerikaner auf nichts fest. Und
falls sie es doch tun, wird die jüdische Lobby im Kongress die Beschlüsse anschließend einfach blockieren. So sehen es zumindest die Vertreter der Medien.«
    Damit hatte er recht. Die anfängliche Begeisterung darüber, dass die beiden einander feindlich gesonnenen Regierungen miteinander sprachen, war nach und nach der längst gängigen zynischen Auffassung gewichen, die »geheimen« Treffen - von denen ohnehin die ganze Welt wusste - würden nicht zu greifbaren
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