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Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me

Titel: Angst ist dein Tod - Ephron, H: Angst ist dein Tod - Come and Find Me
Autoren: Hallie Ephron
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geöffnete Schachteln mit Verpackungsschaumstoff hinweg und ließ sich in Dianas Schreibtischsessel fallen – weißes Fiberglas, in Form einer Tulpe gegossen, mit rotem Sitzpolster und einem polierten Aluminiumfuß. Daniel hatte ihr das nostalgische Stück aus den Sechzigern vor ein paar Jahren zum Valentinstag geschenkt.
    Bevor Diana sie aufhalten konnte, hatte Ashley die Maus schon in der Hand und fuhr mit ihr herum. Der Monitor erwachte zum Leben.
    Die Nachbildung des Raums, in dem sie sich befanden, baute sich vor ihr auf. Nadia stand reglos in der Mitte. Die Liste der ungelesenen Nachrichten in der unteren Bildschirmecke war länger geworden.
    »Das ist ja cool«, rief Ashley.
    Diana schloss die Bürotür, ging durch den Raum und tippte Ashley auf die Schulter. »Darf ich?«
    »Tut mir leid.« Ashley ließ die Maus los und stand auf. Sie beugte sich nach vorn und betrachtete den Bildschirm. Ihr langes Haar fiel auf die Tastatur. » OtherWorld? «, las sie laut. »Was soll das sein? Ein Spiel?«
    »Spiel?« Diana musste ein Lachen unterdrücken. »Nein. Das ist …« Sie hielt inne und suchte nach einem treffenden Begriff. »Wie der Name schon sagt, es ist eine andere Welt. Mit Läden und Büros. Du kannst in Parks gehen und Konzerte besuchen. Ich treffe dort Kunden.«
    »Ist ja irre. Videokonferenz mit Comicfiguren«, kicherte Ashley.
    Diana massierte sich die Stirn. »So in etwa, nur dass ich nicht in Spielgeld bezahlt werde.« Sie drängte Ashley zur Seite und schob sich auf den Sessel. »Und die Comicfiguren sind echte Leute.«
    »Bist du sicher?«
    »Ziemlich sicher, ja.«
    Ashley sah sie verblüfft an. »Und das aus dem Mund einer Frau, die sonst niemandem vertraut?«
    »Niemandem außer dir, meine Liebe.«
    Diana sah auf die Computeruhr: minus zwei Minuten, dreißig Sekunden. Jetzt war sie eindeutig zu spät. Sie schielte auf die Flagge, mit der Skype ihr den Eingang einer Nachricht signalisierte. Vermutlich war es Jake, der unbedingt wollte, dass sie sich meldete.
    Mit wenigen Klicks verwandelte sie Nadias kurzen blonden Igelschnitt in einen konservativen, brünetten französischen Zopf.
    »Darf ich dir Nadia vorstellen«, sagte Diana, während sie Lederjacke, Jeans und Stiefel ihres Avatars durch ein dunkles, maßgeschneidertes Jackett, einen kurzen Rock und Ballerinas ersetzte. »Sie ist mein Alter Ego in der Welt. Und das ist der Hauptsitz von Gamelan Security in dieser Welt. Ihr Büro. Stell es dir als mein ganz persönliches MySpace in 3-D vor.«
    »Oder Rapunzels virtuellen Turm?«, schlug Ashley vor.
    Diana erinnerte sich an den grünen Einband ihrer Ausgabe mit Grimms Märchen, bei dem sich der Rücken schon löste. Rapunzel war ihrer beider Lieblingsmärchen gewesen. Wie oft hatten sie die Geschichte gespielt, immer abwechselnd in der Rolle der Prinzessin, die ihr langes Haar herablässt, an dem die böse Zauberin und später ein edler Prinz zu ihr in den Gefängnisturm emporklettern konnte.
    »Nur dass Nadia nicht gerettet werden muss«, sagte Diana. »Die Geschäfte laufen sehr gut. Allerdings kommt sie zu spät zum Meeting.«
    Die Kunden hatten Schlange gestanden, nachdem Gamelan einen jungen Medizinstudenten als den Kopf hinter dem Angriff auf das Netzwerk einer bekannten Krankenversicherung ausgemacht hatte. Sie hatten den Diebstahl riesiger Mengen Patientendaten aufgedeckt, wenn auch leider erst, nachdem die ausländische Kundschaft des Hackers bereits Tausende Krankenversicherungskarten und Rezepte mit den gestohlenen Daten gefälscht hatte. Seit die Angelegenheit im In- und Ausland durch die Medien gegangen war, hatten Diana und Jake mehr Arbeit, als sie bewältigen konnten.
    Diana zog die rote Schirmmütze und die Wrap-Around-Sonnenbrille mit der Maus in das Inventar zurück. Die goldenen Glücksbringer, die ihr Avatar um den Hals trug, waren kaum zu sehen – wie die zwei goldenen »D«s, die Diana selbst oft trug.
    »Okay, es geht los.« Sie schwenkte ihren Sessel zu Ashley herum und legte den Finger auf die Lippen. »Vergiss nicht«, sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern, »mucksmäuschenstill.«
    »Wo soll ich sitzen?«, piepste Ashley.
    Diana deutete auf einen Stuhl. Ashley hielt die Arme wie Pfötchen vor sich, trippelte zu dem angewiesenen Stuhl hinüber und setzte sich.

3
    D iana betätigte einen Schalter. Der virtuelle Raum verschwand vom Monitor und tauchte quer über der leeren Wand vor ihnen wieder auf.
    Ashley stand der Mund offen. »Irre!«
    »Psst«, bedeutete ihr
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