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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz
Autoren: Brian Falkner
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herrischer Handbewegung auf.
    »Sind Sie bei der Polizei oder irgendwelchen sonstigen Ordnungsbehörden tätig?«, fragte einer von ihnen. Es klang, als läse er die Frage ab. An seiner Wange zuckte ein Muskel, wenn er sprach.
    Sam schüttelte den Kopf.
    Welcher Polizist oder Agent würde so was schon zugeben?, fragte er sich.
    »Ich hab dich nicht verstanden«, knurrte der Mann gereizt.
    »Nein«, sagte Sam.
    »Sind Sie Medienvertreter?«, fragte der andere Mann.
    »Nein«, wiederholte Sam.
    Jetzt wandten sie sich an Fargas. »Sind Sie bei der Polizei oder irgendwelchen sonstigen Ordnungsbehörden tätig?«
    »Mit dir rede ich erst, wenn du keine . . .«, begann Fargas, brach aber ab, als Sam ihn schmerzhaft gegen das Schienbein trat. »Äh, nein«, stotterte er.
    Sie traten in die große Lagerhalle, an deren Wänden zahlreiche leere Warenregale standen. Die ganze Halle war staubig, halb verfallen und stank nach einem Gemisch von Sägemehl und Maschinenöl.
    Am anderen Ende drängten sich dreißig oder vierzig Leute um eine Reihe von Workstations, die dort aufgebaut waren. Hinter ihnen hing ein Beamer von der Decke, der blaues Nichts auf eine riesige Leinwand projizierte.
    Das also war [email protected].
    Alle hatten ihre Gesichter verdeckt oder vermummt. Manche trugen Masken, Buzz Lightyear und Darth Vader waren offenbar am beliebtesten. Sam sah einen Mann, der sein Gesicht vollständig mit einer Mullbinde umwickelt hatte, sodass er wie eine Mumie aussah. Für die Augen hatte er nur einen schmalen Schlitz frei gelassen. Manche hatten sich so stark geschminkt, dass sie praktisch unkenntlich waren. Rechts neben Sam stand ein großer, kräftiger, kahl geschorener Punk, der sein Gesicht als Totenkopf geschminkt hatte. Seine Jeans schienen nur durch Ketten und Sicherheitsnadeln zusammengehalten zu werden. Er trug ein ledernes T-Shirt, auf dem zahlreiche Reißverschlüsse aufgenäht waren. Auf der Stirn allerdings schim merte eine Tätowierung, die von der Schminke nur teilweise verdeckt wurde. Sie zeigte das Symbol für Biogefährdung. Neben dem Totenkopf-Punk stand ein Mädchen in einem Jeansminirock und einem tief ausgeschnittenen weißen Tanktop. Einer ihrer Arme war völlig mit in sich verschlungenen Drachen tätowiert. Das Gesicht hatte sie mit einem Fetzen Brautschleier verhüllt, was aber nicht so recht zu ihrem übrigen Outfit passte.
    Nichts weiter als ein Haufen halb oder ganz durchgeknallter Computerfreaks, dachte Sam.
    Weitere Leute schlenderten in die Halle. Das Treffen begann, was aber nicht vor der ganzen Versammlung mit Pauken und Trompeten angekündigt wurde, sondern es begann vor den einzelnen Workstations, wo sich bald unterschiedlich große Gruppen bildeten.
    Um den Mumienmann hatte sich eine recht große Gruppe versammelt. Sam hörte, dass der Name »Telecomerica« erwähnt wurde. Er winkte Fargas, und sie schlenderten zu der Gruppe hinüber.
    Sam blieb schließlich hinter dem Punk mit dem Totenkopfgesicht stehen, aber weil er nichts sah, stellte er sich neben die Rockerbraut.
    »Aber es ist einfach unmöglich, bei dieser Firewall-Version den IPSec zu schlagen, ohne den Zone-Alarm auszulösen«, erklärte die Mumie gerade. »Und das heißt: Selbst wenn sie umfrisierte TCP-Pakete abschickten, um irgendwelche Schwächen der Firewall auszunutzen, und es dann tatsächlich bis in die DMZ schafften, wären sie rausgeworfen worden, bevor sie es noch weiter infiltrieren konnten.«
    »Das ist exakt das, was ich auch immer sage«, warf der Totenkopf ein, wobei er seine Worte mit wildem Herumfuchteln unterstrich.
    Der Mann ist Engländer, dachte Sam, nach dem Akzent zu urteilen. Vielleicht ein waschechter Londoner Cockney.
    Der Totenkopf fuhr fort: »Kann also kein Hackangriff gewesen sein. Unmöglich. Das war ein Insiderjob. Vielleicht ein schurkischer Banker, der sich für irgendwas rächen wollte.«
    »Aber wenn es ein Insiderjob war . . .«, warf ein Junge ein, der eine Gummimaske mit dem Gesicht eines Hahns trug.
    ». . . dann brauchen wir hier gar nicht mehr darüber zu diskutieren«, unterbrach ihn der Totenkopf brüsk. »Wir sind doch nicht hergekommen, um über irgendeinen Hampelmann zu reden, der ein paar feuchte Fürze abgelassen hat, um sich an seinem eigenen Laden zu rächen.«
    »Aber ihr wisst nun mal nicht mit Sicherheit, ob es tatsächlich ein Insiderjob war!«, mischte sich Sam ein.
    Der Totenkopf drehte sich zu ihm um. »Unmöglich, die Sache von außen durchzuziehen«, sagte er wegwerfend. »Und
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