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Angels - Meine Rache waehrt ewig

Angels - Meine Rache waehrt ewig

Titel: Angels - Meine Rache waehrt ewig
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Zweigen einer Magnolie nieder, als wollte sie seine Sorge bestätigen. Sie stieß einen einsamen, höhnischen Schrei aus.
    »Du warst ziemlich neben dir, als du im Krankenhaus aufgewacht bist«, erinnerte er sie.
    »Das ist Schnee von gestern, verdammt noch mal!« Und das stimmte. Seit ihrem Aufenthalt auf der Intensivstation hatte sich die Welt verändert. Hurrikan Katrina hatte New Orleans auseinandergenommen, war dann die gesamte Golfküste entlanggefegt und hatte eine bleibende Spur der Verwüstung und Verzweiflung hinterlassen. Obwohl Katrina vor über einem Jahr über den Golf hereingebrochen war, waren die Nachwirkungen ihrer Wucht noch überall sichtbar und würden vermutlich noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zu spüren sein. Es hieß, New Orleans würde nie mehr so werden wie zuvor. Kristi wollte gar nicht darüber nachdenken.
    Ihr Vater war überarbeitet. Okay, das hatte sie verstanden. Die gesamte Belegschaft des New Orleans Police Department war bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit strapaziert worden, genau wie die Stadt selbst und ihre geplagten Bewohner, von denen einige im Zuge der Evakuierung quer durchs Land geschickt worden und einfach nicht zurückgekehrt waren. Wen wunderte es, wenn sämtliche Krankenhäuser, städtischen Einrichtungen und Transportsysteme ein einziges Chaos waren? Natürlich kam alles wieder in Gang, aber langsam und nicht überall gleichzeitig. Glücklicherweise wagten sich die Touristen inzwischen wieder ins French Quarter, ein Viertel, das für das alte New Orleans stand und das den Hurrikan nahezu unversehrt überstanden hatte.
    Kristi hatte die vergangenen sechs Monate damit verbracht, als Ehrenamtliche in einem der Krankenhäuser mitzuarbeiten und ihrem Vater auf der Polizeistation zu helfen. An den Wochenenden hatte sie die Aufräumarbeiten in der Stadt unterstützt, aber jetzt hatte sie das Gefühl – was ihr Psychotherapeut unterstützte –, endlich ihr eigenes Leben weiterführen zu müssen. Langsam, aber sicher fand die Stadt wieder zu sich selbst zurück, und es wurde Zeit, darüber nachzudenken, was sie mit
ihrem
Leben anfangen wollte.
    Wie gewöhnlich war Detective Bentz damit nicht einverstanden. Nach dem Hurrikan war er sofort in seine Rolle als Übervater zurückgefallen. Kristi passte das ganz und gar nicht. Schließlich war sie kein Kind und auch kein Teenager mehr. Sie war verdammt noch mal erwachsen!
    »Ich muss los.« Sie blickte auf die Uhr. »Ich habe der Vermieterin gesagt, dass ich heute einziehe. Ich rufe an, wenn ich da bin, und erstatte dir einen vollständigen Bericht. Hab dich lieb.«
    Rick schien erneut mit ihr streiten zu wollen, doch dann sagte er nur schroff: »Ich dich auch, Kleine.«
    Sie umarmte ihn, spürte den Druck seiner Arme und war überrascht darüber, dass sie plötzlich mit den Tränen kämpfte. Sie löste sich von ihm. Wie albern! Sie warf Olivia eine Kusshand zu, dann setzte sie sich hinters Lenkrad und ließ den Motor an. Mit einem Kloß im Hals fuhr Kristi das Auto aus der langen Auffahrt.
    Auf der nassen Landstraße wendete sie und warf einen letzten Blick auf ihren Vater, der den Arm zum Abschied erhoben hatte, dann atmete sie tief aus und fühlte sich plötzlich frei. Endlich hatte sie es geschafft. Endlich war sie wieder auf sich gestellt. Doch als sie den Gang einlegte, verdunkelte sich der Himmel, und im Seitenspiegel erschien das Bild ihres Vater.
    Wieder einmal war alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen, und er sah aus wie ein Geist in Schwarz, Weiß und Grau. Ihr stockte der Atem. Sie konnte noch so weit davonlaufen, der Vision von seinem Tod würde sie nicht entkommen.
    Das zumindest stand fest.
    Und auch, dass es bald so weit sein würde.
     
    Jay McKnight lauschte einer alten Johnny-Cash-Ballade und starrte durch die Windschutzscheibe seines Pick-up nach draußen in den Nieselregen. Mit rund achtzig Stundenkilometern kurvte er durch den tosenden Sturm, zusammen mit seinem halbblinden Hund, der neben ihm auf dem Beifahrersitz kauerte, und fragte sich, ob er dabei war, den Verstand zu verlieren.
    Warum hätte er sonst zugestimmt, ein Abendseminar für die Freundin eines Freundes zu übernehmen, die gerade ein Sabbatical nahm und sich ein Jahr lang ihren Forschungen widmen wollte? Was schuldete er Dr. Althea Monroe? Nichts. Er war der Frau ja kaum begegnet.
    Vielleicht machst du das für dein eigenes geistiges Wohlbefinden. Du kannst eine Chance verdammt gut gebrauchen. Und überhaupt: Was soll ein Seminar über
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