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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame
Autoren: Golon Anne
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nachdem Ihr Euren Gemahl und Beschützer verloren hattet... geräuschlos... wohin auch immer. Das will die Welt nicht wissen. Niemand kennt das Schicksal der Ehefrauen, wenn ein Adliger in Ungnade fällt. Sie sind taktvoll genug, sich in Luft aufzulösen. Vielleicht gehen sie ins Kloster. Vielleicht nehmen sie auch einen anderen Namen an. Nur Ihr folgt nicht diesem ehernen Gesetz. Ihr verlangt Gerechtigkeit...! Das ist ausgesprochen unverschämt, findet Ihr nicht? Also versucht man zweimal, Euch umzubringen. Und nachdem das fehlschlägt, spielt Fouquet den teuflischen Versucher...«
    Angélique seufzte tief.
    Â»Es ist so furchtbar«, sagte sie leise. »Wohin ich mich auch wende, sehe ich nichts als Widersacher und feindselige, hasserfüllte, eifersüchtige, misstrauische, drohende Blicke.«
    Â»Vielleicht ist ja noch nicht alles verloren«, entgegnete Desgrez. »Fouquet bietet Euch die Möglichkeit, Euch auf ehrenvolle Weise aus der Affäre zu ziehen. Man gibt Euch zwar nicht das Vermögen Eures Gemahls zurück, aber Ihr werdet ein sorgloses Leben führen können. Was wollt Ihr mehr?«

    Â»Ich will meinen Mann!«, rief Angélique zornig und sprang auf.
    Der Advokat musterte sie ironisch lächelnd.
    Â»Ihr seid wirklich eine sehr merkwürdige Person.«
    Â»Und Ihr seid ein Feigling! In Wahrheit seid Ihr doch halb tot vor Angst, genau wie alle anderen.«
    Â»Ihr müsst zugeben, dass das Leben eines armen Juristen in den Augen dieser hohen Herrschaften nicht sonderlich viel wert ist.«
    Â»Dann behaltet doch Euer erbärmliches kleines Leben! Behaltet es für die mickrigen Spezereihändler, die von ihren Gehilfen bestohlen werden, und für die neidischen Erben! Ich brauche Euch nicht!«
    Wortlos stand er auf und strich dabei bedächtig ein Blatt Papier glatt.
    Â»Das hier ist eine Aufstellung meiner Ausgaben. Ihr werdet sehen, dass ich nichts für mich selbst behalten habe.«
    Â»Es ist mir gleichgültig, ob Ihr ehrlich seid oder nicht.«
    Â»Nur noch ein Rat.«
    Â»Ich brauche Euren Rat nicht mehr. Von jetzt an werde ich mich von meinem Schwager beraten lassen.«
    Â»Euer Schwager legt nicht den geringsten Wert darauf, in diese Angelegenheit verwickelt zu werden. Er hat Euch bei sich aufgenommen und an mich verwiesen, weil es ihm zur Ehre gereichen wird, wenn die ganze Sache gut ausgeht. Wenn nicht, wird er seine Hände in Unschuld waschen und sich hinter seinen Verpflichtungen gegenüber dem König verschanzen. Darum sage ich Euch noch einmal: Versucht, mit dem König zu sprechen.«
    Er verneigte sich tief vor ihr und setzte seinen verwaschenen Filzhut auf. Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um.
    Â»Wenn Ihr mich braucht, könnt Ihr mich im Wirtshaus Zu den Drei Hämmern holen lassen. Da bin ich jeden Abend.«

    Als er fort war, hätte Angélique plötzlich am liebsten geweint. Nun war sie wirklich allein. Ihr war, als laste ein dunkler Gewitterhimmel auf ihr, finstere Wolken, die sich aus allen Himmelsrichtungen zusammenballten: der Ehrgeiz von Monseigneur de Fontenac, die Angst von Fouquet und Condé, die Schwäche des Kardinals und in ihrer unmittelbaren Umgebung das misstrauische Lauern ihres Schwagers und ihrer Schwester, die sie beim geringsten beunruhigenden Anzeichen aus dem Haus werfen würden …
    Â 
    Im Flur begegnete sie Hortense, die eine weiße Schürze um ihre magere Taille gebunden hatte. Im ganzen Haus roch es nach warmen Erdbeeren und Aprikosen. Im September kochten die guten Hausfrauen ihr Obst ein. Das war eine heikle und wichtige Aufgabe inmitten von großen roten Kupferbecken, zersto ßenen Zuckerhüten und Barbes Tränen. Drei Tage lang stand das ganze Haus Kopf.
    Mit einem ihrer kostbaren Zuckerhüte in der Hand stolperte Hortense über Florimond, der gerade aus der Küche kam und dabei eifrig seine silberne Rassel mit drei Glöckchen und zwei Kristallzacken schwang.
    Mehr brauchte sie nicht, um zu explodieren.
    Â»Nicht genug damit, dass ihr uns zur Last fallt und unseren guten Ruf ruiniert«, keifte sie, »jetzt kann ich mich nicht einmal mehr um meinen Haushalt kümmern, ohne herumgeschubst zu werden. Und dann dieser Lärm! Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen. Und während ich hier schufte, empfängt Madame ihren Advokaten oder streunt durch die Straßen, um angeblich ihren grässlichen Gemahl zu befreien.
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