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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame
Autoren: Golon Anne
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dachte...«
    Â»Ach was! Ob Ihr Euch einen Liebhaber nehmt oder nicht, ist vollkommen gleichgültig. Ihr könnt als Nonne leben, wenn es Euch beliebt. Alles, was man von Euch verlangt, ist, dieses Angebot anzunehmen.«
    Â»Aber... im Austausch wogegen?«, fragte Angélique verblüfft.
    Â 
    Madame de Beauvais trat noch näher an sie heran, legte ihren Fächer zur Seite und griff vertraulich nach Angéliques Händen.
    Â»Das ist ganz einfach«, antwortete sie im vernünftigen Ton einer Großmutter. »Ihr zieht in dieses wunderschöne Schloss. Ihr verkehrt am Hof. Ihr fahrt nach Saint-Germain und nach Fontainebleau. Es würde Euch doch gefallen, an den Festen des Hofes teilzunehmen und umschwärmt, verwöhnt und bewundert zu werden, nicht wahr? Wenn Ihr darauf besteht, könnt Ihr Euch natürlich weiterhin Madame de Peyrac nennen. Aber vielleicht zieht Ihr es ja auch vor, einen anderen Namen zu wählen. Ihr könntet Euch zum Beispiel Madame de Sancé nennen... das klingt doch sehr hübsch. Und wenn Ihr vorbeigeht, werden alle sagen: ›Da kommt die schöne Madame de Sancé.‹ Hä hä«, lachte sie meckernd, »ist das nicht eine angenehme Vorstellung?«
    Angélique verlor die Geduld.
    Â»Ich bitte Euch, Ihr glaubt doch nicht im Ernst, ich sei so dumm, mir einzubilden, irgendjemand wolle mich mit Reichtümern überhäufen, ohne dafür auch nur die geringste Gegenleistung zu fordern?«
    Â»Aber genau so ist es! Oder zumindest fast. Man fordert von Euch lediglich, dass Ihr Euch mit nichts anderem mehr beschäftigt als mit Euren Kleidern, Eurem Schmuck und Euren Vergnügungen. Ist das denn so schwer für ein hübsches Mädchen? Ihr versteht mich doch?«, drängte sie und schüttelte Angélique dabei leicht. »Ihr versteht, was ich damit sagen will?«
    Angélique musterte ihr Gesicht. Trotz der betont freundlichen und beruhigenden Miene verlieh ihm die schwarze Augenklappe aus Satin etwas Ordinäres.
    Â»Versteht Ihr mich? Denkt an nichts anderes mehr! Vergesst!«
    Â 
    Sie wollen, dass ich Joffrey vergesse, dachte Angélique. Ich soll vergessen, dass ich seine Frau bin, soll aufhören, ihn zu verteidigen, soll die Erinnerung an ihn aus meinem Leben tilgen. Ich soll sämtliche Erinnerungen auslöschen. Sie wollen, dass ich mich still verhalte und vergesse...

    Plötzlich hatte sie wieder das Bild der Giftschatulle vor Augen. Inzwischen war sie sich beinahe sicher, dass sie der Grund für all das Unheil war, das ihnen widerfuhr. Wer mochte ein Interesse daran haben, dass sie schwieg? Einige der höchsten Persönlichkeiten des Königreichs: Monsieur Fouquet, der Prinz von Condé, all jene, deren sorgsam vergessener Verrat seit Jahren in der versteckten Sandelholzschatulle schlummerte.
    Ã„ußerlich ungerührt schüttelte Angélique den Kopf.
    Â»Es tut mir furchtbar leid, Madame, offenbar bin ich nicht scharfsinnig genug, aber ich verstehe kein Wort von dem, was Ihr sagt.«
    Â»Dann denkt darüber nach, meine Liebe, denkt darüber nach, und sagt mir, wie Ihr Euch entschieden habt. Aber lasst Euch nicht zu viel Zeit. Vielleicht ein paar Tage, einverstanden? Kommt, meine Hübsche, das ist doch immer noch besser...« Sie beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »... als das Leben zu verlieren?«

Kapitel 2
    W as glaubt Ihr, Maître Desgrez, warum sollte mir ein un genannter Herr ein Schloss und eine Pension von einhunderttausend Livres anbieten?«
    Â»Meine Güte«, entgegnete der Advokat, »es wird wohl der gleiche Grund sein, aus dem ich selbst Euch eine Pension von einhunderttausend Livres anbieten würde.«
    Angélique sah ihn verständnislos an, doch als sie den kühnen Blick des jungen Mannes bemerkte, stieg eine leichte Röte in ihre Wangen. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, ihren Advokaten in diesem besonderen Licht zu betrachten. Verwirrt erkannte sie, dass sich unter seiner verschlissenen Kleidung ein wohlproportionierter Körper verbergen musste. Er hatte eine große Nase und unregelmäßige Zähne, aber ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht. Maître Fallot behauptete, abgesehen von seiner Gelehrsamkeit fehlten ihm alle Voraussetzungen, ein ehrbarer Beamter zu werden. Er pflegte kaum Umgang mit seinen Standesgenossen, sondern trieb sich lieber weiterhin in den Schenken herum wie zu seinen Studienzeiten. Daher vertraute
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