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Angelique Der Gefangene von Notre Dame

Titel: Angelique Der Gefangene von Notre Dame
Autoren: Golon Anne
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nur wenig, um sie wieder aufflammen zu lassen. Sicher gibt es genügend Leute, die Angst davor haben, dass dieses Zeugnis ihres Verrats ans Licht kommt.«
    Mit einer Bewegung fegte er die auf dem Tisch liegenden Schriftstücke und Gänsekiele beiseite.
    Â»Fassen wir einmal zusammen: Mademoiselle Angélique de Sancé, also Ihr, wird verdächtigt, ein gefährliches Geheimnis zu hüten. Monsieur le Prince oder Fouquet beauftragen den Lakaien Clément, Euch auszuspionieren. Dieser beobachtet Euch jahrelang. Schließlich wird das, was bisher nur ein Verdacht war, Gewissheit: Ihr habt damals das Kästchen verschwinden lassen, und nur Ihr und Euer Gemahl wisst, wo es versteckt ist. Daraufhin geht unser Diener zu Fouquet und versilbert seine Information. Von dem Moment an ist Euer Untergang beschlossene Sache. Alle, die auf Kosten des Oberintendanten leben, und alle, die fürchten, ihre Pension oder die Gunst des Hofes zu verlieren, verbünden sich heimlich gegen den Toulouser Edelmann, der eines Tages vor den König treten und sagen könnte: ›Hört, was ich erfahren habe!‹
    Wenn wir in Italien wären, hätte man einen Dolch oder Gift benutzt. Aber es ist ja allgemein bekannt, dass der Graf de Peyrac gegen Gift immun ist, und außerdem gibt man in Frankreich den Dingen gern einen legalen Anschein.
    Die dumme Kabale von Monseigneur de Fontenac kommt den Verschwörern wie gerufen. Der gefährliche Mitwisser wird als Hexer verhaftet. Der König wird von entsprechender Seite beeinflusst. Man schürt seine Eifersucht auf den allzu reichen
Adligen. Und schon schließen sich die Tore der Bastille hinter dem Grafen de Peyrac. Alle können aufatmen.«
    Â 
    Â»Nein«, versetzte Angélique unbeherrscht. »Ich werde sie nicht aufatmen lassen. Ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, bis man ihm Gerechtigkeit widerfahren lässt. Ich werde persönlich den König aufsuchen und ihm sagen, warum wir so viele Feinde haben.«
    Â»Pst!«, fiel ihr Desgrez ins Wort. »Lasst Euch nicht zu einer unüberlegten Tat hinreißen. Ihr haltet eine Pulverladung in der Hand. Gebt acht, dass sie Euch nicht als Erste in Stücke reißt. Wer garantiert Euch, dass der König oder gar Mazarin nicht längst von dieser Geschichte wissen...?«
    Â»Ich bitte Euch«, protestierte Angélique. »Sie sollten doch dieser alten Verschwörung zum Opfer fallen. Man wollte den Kardinal ermorden und wenn möglich auch noch den König und seinen jüngeren Bruder.«
    Â»Ich weiß, meine Schöne, ich weiß«, erwiderte der Advokat.
    Mit einer entschuldigenden Geste verbesserte er sich.
    Â»Ich erkenne sehr wohl die Logik in Eurer Argumentation, Madame. Aber, versteht Ihr, die Intrigen der Großen sind ein Vipernnest. Man riskiert sein Leben, wenn man ihre Gefühle zu entwirren versucht. Es ist sehr gut möglich, dass Monsieur de Mazarin durch einen seiner unzähligen Spitzel bereits über alles in Kenntnis gesetzt wurde. Aber was kümmert Monsieur de Mazarin eine Vergangenheit, aus der er als großer Sieger hervorgegangen ist? Der Kardinal war gerade dabei, mit den Spaniern über die Rückkehr von Monsieur de Condé zu verhandeln. War das der richtige Moment, ein weiteres Verbrechen in die Liste aufzunehmen, die man gerade unter den Tisch fallen lassen wollte? Der Kardinal hat sich taub gestellt. Man will diesen Grafen aus Toulouse verhaften, nun denn, soll man ihn verhaften! Das ist eine sehr gute Idee. Der König folgt bereitwillig
jedem Rat des Kardinals, und außerdem hat der Reichtum Eures Gemahls seinen Neid geweckt. Es wird ein Kinderspiel sein, ihn dazu zu bringen, den Verhaftungsbefehl zu unterzeichnen, der Euren Gemahl in die Bastille bringt...«
    Â»Aber warum der Bruder des Königs?«
    Â»Der Bruder des Königs? Nun, ihn kümmert es auch nicht mehr, dass Monsieur Fouquet ihn als Kind ermorden lassen wollte. Für ihn zählt nur noch die Gegenwart, und gegenwärtig lebt er auf Kosten von Fouquet. Fouquet überhäuft ihn mit Gold und besorgt ihm seine Favoriten. Der Kleine Monsieur ist noch nie sonderlich verwöhnt worden, weder von seiner Mutter noch von seinem Bruder. Er zittert bei der Vorstellung, jemand könnte seinen Gönner kompromittieren. Kurz und gut, alles stünde zum Besten, wenn Ihr Euch nicht eingemischt hättet. Man hoffte, dass Ihr Euch zurückziehen würdet,
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