Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs
Autoren: A Golon
Vom Netzwerk:
kostbaren Stoffen bezogene Kutschen. Und zu guter Letzt die Karosse Seiner Eminenz!
    Die Straße, die vor dem Hôtel de Beauvais eine leichte Krümmung beschrieb und sich ein wenig verengte, war immer noch erfüllt vom Klingeln der Zaumzeugglöckchen der berühmten Maultiere und dem rhythmischen Hämmern ihrer Hufe, das sich mit dem Beifall und den bewundernden Rufen der Zuschauer vermischte.
    Da näherte sich die von acht Pferden gezogene Karosse Seiner Eminenz des Kardinals, jenes Mannes, der seit so vielen Jahren die Geschicke Frankreichs und ganz Europas mitbestimmte. Doch von all den Karossen dieses Tages war sie die kleinste. Und... die Karosse war leer.
    Der Beifall wurde noch lauter. Mit diesem letzten Kunstgriff eroberte der geschickte Italiener endlich das Wohlwollen der Menge, die ihn so sehr abgelehnt und gehasst hatte. Man jubelte dem Symbol des Mannes zu, der – was niemand abstreiten konnte – durch sein strategisches Genie und den Westfälischen Frieden Europa vom entsetzlichen Dreißigjährigen Krieg erlöst hatte und den Franzosen nun durch den Pyrenäenvertrag den Frieden mit dem Erbfeind Spanien brachte. Das Volk verstand, dass er die Stöße und Anstrengungen des Umzuges gescheut hatte, und umso dankbarer war es ihm, dass er sich gleichzeitig in all seiner Macht gezeigt hatte und doch hinter seinem Bild zurückgetreten war.
    Da schließlich erschien er auf dem Balkon des Hôtel de Beauvais, die Verwüstungen der Krankheit und der Schmerzen unter dicken Schichten von Schminke verborgen.
    Auf welchem der drei Balkone? Diese Frage bleibt unbeantwortet.

    Auf dem der Königinmutter, mit der er an diesem Tag den Höhepunkt ihres langen Kampfes feierte, um den kleinen König und sein Reich zu retten?
    Aber wahrscheinlicher ist es, dass er allein auf einem der anderen Balkone stand, die an dieser schmalen Fassade ohnehin dicht nebeneinanderlagen.
    An seiner Seite nur die derbe, dunkel gekleidete, kurzum militärische und hugenottische Gestalt von M. de Turenne de La Tour d’Auvergne, dem Gefährten seiner Siege.
    Der Beifall hielt an.
    Im Grunde seines Herzens war das französische Volk ihm dankbar dafür, dass er es von der irrsinnigen Tat abgehalten hatte, seinen König zu verbannen, auf den nun alle voll überbordender Bewunderung und Verehrung warteten.
    Die Adligen seines Hofes ritten ihm mit ihrem Gefolge voraus.
    Angélique kannte die Namen zu den meisten Gesichtern. Sie zeigte ihren Gefährtinnen den Marquis d’Humières und den Grafen de Lauzun an der Spitze ihrer hundert Edelleute. Unbekümmert wie eh und je, warf Lauzun den Damen schalkhafte Küsse zu. Die Menge reagierte darauf mit lautem, gerührtem Gelächter.
    Wie sehr man sie doch liebte, diese tapferen, glanzvollen jungen Adligen! Wieder einmal vergaß man ihre Verschwendungssucht, ihren Hochmut, ihre gewaltsamen Auseinandersetzungen und ihre schamlosen Ausschweifungen in den Schenken. Das Einzige, was in Erinnerung blieb, waren ihre kriegerischen und galanten Heldentaten.
    Die Zuschauer nannten sich gegenseitig ihre Namen, als sie vorbeiritten: der in Gold gekleidete Saint-Aignan, an Gestalt und Zügen der Schönste von allen, de Guiche mit seinem Gesicht wie eine Blume des Südens, der allein auf einem feurigen Pferd ritt, dessen Sprünge die schmückenden Edelsteine aufblitzen ließen,
Brienne, mit den in drei unterschiedlichen Längen angeordneten Federn auf seinem Hut, die ihn umflatterten wie die Flügel von märchenhaften weißen und rosafarbenen Vögeln.
    Angélique wich ein Stück zurück und biss sich auf die Lippen, als der Marquis de Vardes mit seinem hübschen, unverschämten Gesicht unter der blonden Perücke an der Spitze der Hundertschweizer mit ihren gestärkten Halskrausen aus dem 16. Jahrhundert vorbeiritt.
    Da durchbrach ein schallendes Trompetensignal den Rhythmus des Zuges.
    Der König nahte, herangetragen von den Wogen des Beifalls.
    Und dann war er da... Schön wie das Tagesgestirn!
    Wie groß er war, der König von Frankreich! Endlich ein richtiger König! Nicht verachtenswert wie Karl IX. oder Heinrich III., weder zu schlicht wie Heinrich IV. noch zu streng wie Ludwig XIII.
    Auf einem rotbraunen Pferd ritt er langsam voran, und in ein paar Schritten Abstand folgten ihm sein Großkammerherr, der Erste Offizier seines Haushalts, sein Oberstallmeister und der Hauptmann seiner Leibgarde.
    Er hatte den Baldachin abgelehnt, den die Stadt für ihn hatte besticken lassen. Er wollte, dass das Volk ihn sah in seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher