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Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)

Titel: Angelika Mann - Was treibt mich nur?: Autobiografie (German Edition)
Autoren: Angelika Mann
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Danach lud er uns in sein Theater „Die Wühlmäuse“ im Herzen Berlins ein. Sieben Wochen lang durften wir jeden Abend – außer montags – vor vollem Hause spielen. Das ist auch in der Hauptstadt im Sommer keine Selbstverständlichkeit.

■ Geht nicht, gibt’s nicht
    2012 ist zu Ende. Nach vielen Jahren verbrachte ich den Heiligen Abend und die beiden Weihnachtsfeiertage zu Hause. Sonst stand ich meist irgendwo auf der Bühne. Endlich einmal frei zu haben, genoss ich sehr. Besonders aber habe ich mich darüber gefreut, seit fast 60 Jahren mit meinem alten Vater zum ersten Mal bewusst Silvester verbringen zu können.
    Während ich an diesem Buch arbeite, hat das neue Jahr Einzug gehalten. Ich werde vierundsechzig Jahre alt und bin wie immer gespannt auf das, was mich erwartet.
    Solange ich kann, werde ich natürlich weiter auf der Bühne stehen – ob ich nun Hausfrauen oder Schneeflocken, betrunkene Gefängniswärter oder Hexen spiele und dabei von „Maria Stuart“ träume. Demnächst habe ich die Ehre, mit ganz großen Schauspielerkolleginnen in der „Comödie Dresden“ in dem Stück „Kalender Girls“ zu arbeiten – Walfriede Schmitt, Uta Schorn, Renate Blume, Viktoria Brams.
    Auch Ursula Karusseit ist dabei, die ich mit großer Bewunderung in vielen Rollen auf der „Volksbühne“ gesehen habe. In Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ ist sie mir als Shen Te unvergessen. Von allen kann ich noch viel lernen.
    Lernen ist in unserem Beruf überhaupt das Wichtigste. Damit hört man nie auf. Nur wer sich ändert, bleibt. Das bedeutet für mich, immer weiter zu machen, Neues auszuprobieren, keinerlei Berührungsängste zu haben.

    Gelernt habe ich durch meine Arbeit auch viel fürs Leben. Eigentlich war ich immer ein bisschen gutgläubig und naiv. Ich wollte von allen geliebt werden und dachte, wer nett zu mir ist, der muss wirklich ein netter Mensch sein. Na, inzwischen weiß ich, dass das nicht unbedingt so ist. Ich habe viel Kollegialität und Freundschaft erlebt, aber auch viel Neid und Häme. Der Neid kam meist von Frauen, die eigentlich schöner und größer waren als ich. Verstehe ich überhaupt nicht. Häme, eine der hässlichsten, menschlichen Eigenschaften, traf mich oft völligunerwartet. Aber das gehört zum Leben, und vielleicht habe ich ja auch den einen oder anderen enttäuscht.
    Wenn ich zurückblicke, hatte ich doch – bei allen Tiefschlägen – großes Glück. Ich lebe bis jetzt seit über vierzig Jahren von dem, was ich am besten kann und was ich am liebsten tue. Und ich werde damit, wenn man mich nur lässt, auch sicher nicht mit fünfundsechzig aufhören. Eine Hexe werde ich bestimmt noch lange spielen können. Das Altern hat für diese Rolle durchaus Vorteile, denn die Schminkzeiten werden mit den Jahren immer kürzer. Und es gibt so viele andere Rollen, die von mir noch gespielt werden wollen. Ich habe mir sagen lassen, dass das mit dem Jugendwahn auch irgendwann aufhört. In anderen Ländern ist man schon so weit. Deutschland hinkt bei solchen Sachen nur leider immer ein bisschen hinterher. Aber ich habe Hoffnung und werde annehmen, was kommt.
    Mein Lebensmotto heißt „Geht nicht, gibt’s nicht“. Und daran werde ich mich auch in Zukunft halten.

■ Grußwort
    Die Lütte – „klein, aber oho“!
    Hört mir auf mit solchen Klischees. Wer das als Beschreibung nimmt, kommt nicht einen Bruchteil an die 149 Zentimeter GROSSE Kleine ran .
    Ich verehre sie seit fast 40 Jahren, persönlich getroffen haben wir uns erst einige Zeit später.
    Die Lütte ist niedlich, ulkig, rundlich, musisch, eifrig, kritisch, kurvig, witzig, geistig (auf der Höhe), herzlich, strittig, mütterlich … „Ich wünsch mir ein Baby sehr“ steht folgerichtig stellvertretend für viele andere Lieder und Texte, die unmittelbar mit ihrem Leben zu tun haben.
    „Mir doch egal“ – „Will mit dir zusammen sein“ – „Kutte“ – „Komm, weil ich dich brauch“ – „Werberelevant“ oder „Maria Stuart“: egal, welches Genre ihre Interpretation bedient, das geht zuerst in den Kopf, rutscht dann zum Herz, macht sich im Bauch breit, klettert wieder nach oben, rinnt als Träne der Rührung oder explodiert als Freudenschrei aus unseren emotionalisierten Kehlen. Mir fällt niemand ein, der gesanglich so viele verschiedene Facetten aus sich extrahierenkann. Laut-leise, aggressiv-weich, schrill-warm und dabei immer berührend, dich zur Aufmerksamkeit zwingend.
    Nach der Wende lernten wir uns endlich
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