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Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Angelfall: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Susan Ee
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ablenken lassen, nicht wahr? Und jetzt, da man ihn gesehen hat und wilde Gerüchte von seiner Rückkehr umgehen, jetzt willst du ihn umbringen? Was ist denn nur mit dir los?«
    Beliel schleudert den Kühlschrank quer durch den Raum. Er sieht aus, als hätte er ihn am liebsten auf den Politiker geworfen. Mit einem Rums landet er außer Sichtweite.
    »Er hat mich angegriffen!« Er deutet mit dem Finger auf Raffe und wirkt dabei wie ein irres Kleinkind auf Anabolika.
    »Und wenn er Säure in deine Hose gekippt hätte, es ist mir egal! Ich hab dir gesagt, du sollst ihn nicht anfassen. Wenn er jetzt stirbt, machen seine Männer ihn zu einem Märtyrer. Hast du irgendeine Ahnung, wie schwer es ist, gegen einen Engelmärtyrer eine Kampagne zu führen? Sie würden bis in alle Ewigkeit Geschichten erfinden, wie er diese oder jene Politik abgelehnt hätte.«
    »Was kümmert mich deine Engelpolitik?«
    »Sie kümmert dich, weil sie mich kümmert.« Der Politiker glättet seine Manschetten. »Oh, aber warum mache ich mir überhaupt die Mühe? Du wirst nie mehr als ein mittelmäßiger Dämon sein. Du hast einfach nicht die Fähigkeit, politische Strategien zu begreifen.«
    »Oh, ich begreife sie durchaus, Uriel.« Wie ein knurrender Hund kräuselt Beliel verächtlich die Lippen. »Du hast ihn zu einem Ausgestoßenen gemacht. Alles, woran er je geglaubt hat, was er je gesagt hat, wird zum irren Gerede eines gefallenen Engels mit Dämonenschwingen. Ich verstehe mehr davon, als du je begreifen wirst. Ich habe es durchlebt, du erinnerst dich? Es ist mir aber egal, ob dir das einen Vorteil verschafft.«
    Uriel fordert Beliel heraus, obwohl er zu ihm aufblicken muss, um ihn wütend anzufunkeln. »Tu einfach, was ich dir sage. Du hast die Schwingen als Bezahlung für deine Dienste bekommen. Jetzt verschwinde.«
    Das Gebäude bebt, als irgendetwas über uns explodiert.
    Das letzte bisschen Willenskraft verlässt mich. Ich kann meinen Kopf einfach nicht länger halten und erschlaffe in Raffes Armen. Mein Kopf hängt herab, meine Augen sind offen, aber der Blick geht ins Leere, und mein Atem ist nicht länger wahrnehmbar.
    Genau wie bei einer Leiche.
    » NEIN! « Raffe umschlingt mich, als könne er so meine Seele an meinen Körper binden. Eine auf dem Kopf stehende Tür taucht in meinem Sichtfeld auf. Rauch zieht durch sie herein.
    Obwohl der Schmerz Raffes Wärme überlagert, fühle ich den Druck seiner Umarmung, fühle, wie sich unsere Körper vor und zurück wiegen, während er immer wieder das Wort »nein« wiederholt.
    Seine Umarmung tröstet mich, und die Furcht ebbt ein bisschen ab.
    »Worum trauert er?«, fragt Uriel.
    »Um seine Menschentochter«, antwortet Beliel. »Eins unserer Frankenstein-Haustiere hat sie getötet.«
    »Nein.« Uriel klingt auf eine entzückte Art empört. »Tatsächlich? Ein Mensch? Nach all seinen Warnungen, sich von ihnen fernzuhalten? Nach all seinen Kreuzzügen gegen ihre böse Hybridbrut?«
    Uriel umkreist Raffe wie ein Hai. »Schau dich nur an, Raphael. Der große Erzengel auf den Knien, mit zwei Dämonenflügeln, die um ihn herumschlackern. Und mit einer kaputten Menschentochter in den Armen!« Er kichert. »Gott liebt mich also doch. Was ist passiert, Raphael? Ist das Leben auf der Erde zu einsam für dich geworden? Jahrhundert um Jahrhundert ohne einen Begleiter außer den Nephilim, die du so edel gejagt hast?«
    Raffe ignoriert ihn, streicht mir weiter übers Haar und wiegt mich vor und zurück, als würde er ein Kind zum Einschlafen bringen wollen.
    »Wie lange hast du widerstanden?«, fragt Uriel. »Hast du sie weggestoßen? Ihr gesagt, dass sie dir nicht mehr bedeutet als jedes x-beliebige Tier? Oh, Raphael, ist sie etwa in dem Glauben gestorben, dass du dir nichts aus ihr machst? Wie tragisch . Das muss dich innerlich zerreißen.«
    Raffe wirft ihm einen mörderischen Blick zu. »Sprich. Nicht. Über. Sie.«
    Unwillkürlich tritt Uriel einen Schritt zurück.
    Wieder schwankt das Gebäude. Staub senkt sich auf die sterbenden Skorpione herab. Raffe lässt mich los und legt mich behutsam auf den Betonboden.
    »Wir sind hier fertig«, sagt Uriel zu Beliel. »Du kannst ihn töten, nachdem er als gefallener Engel Raphael bekannt geworden ist.« Seine Schultern sind von einer steifen Autorität, doch seine Füße machen einen hastigen Abgang. Beliel folgt ihm, sein abgerissener Flügel schleift im Staub hinter ihm her. Ein herzzerreißender Anblick, dass so mit Raffes schneeweißen Schwingen
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