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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
Autoren: Liesa Maria Nagel
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wissen wohin, bin ich gelaufen, immer und immer weiter, bis ich nicht mehr konnte. Ich wusste nicht, wer ich war, woher ich kam. Alles war wie im Nebel, meine ganze Erinnerung. Nichts war geblieben. Nur ein Name.
    Ich war gelaufen - ewig, wie es mir schien. Ohne zu schlafen oder zu essen. Einfach geradeaus.
    Nun lag ich am Boden, irgendwo. Meine Kraft war aufgebraucht. Ich war müde. Erschöpft. Ausgelaugt. Und ich fühlte mich so merkwürdig. Als ob etwas in mir fehlen würde, mir aber nicht klar war, was. Vorher war etwas da gewesen, dort in meinem Herzen, doch jetzt war es fort. Jemand … Jemand, der mir entsetzlich viel bedeutete. Er hatte mich verlassen! Nun war ich allein, verlassen und allein. Ich erinnerte mich nicht, wer er war. Mir schnürte sich die Brust zu vor Schmerz und ein Schatten bemächtigte sich meines Herzens. Ich war allein, ganz allein mit diesem Schatten, diesem grausamen Schatten, der auch ich war. Mein anderes Ich. Diese große, schwarze, machtvolle Kreatur. Dieses Wesen aus Finsternis … Finsternis ...
     
    *
     
    Alles was ich spürte war Schmerz. Tief im Innern meines Körpers und außen auf meiner Haut. Schlagartig katapultierte mich mein Bewusstsein in die wache Welt zurück. Ich keuchte.
    Was war das hier um mich herum? Es war so weich und warm. Leises Knistern und Knacken. Der Geruch von verbranntem Holz und Asche. Doch da war noch mehr. Körperliche, lebendige Wärme. Der sachte Rhythmus eines schlagenden Herzens. Ein Lebewesen, aber kein Mensch.
    Was war mit mir geschehen? Wieso war ich hier? Wo war ich? In meinem Kopf drehte sich alles wie in einem Karussell. Die Fragen überschlugen sich. Der Schmerz, der das Auf und Ab begleitete, raubte mir fast den Atem. Ich krallte die Finger in mein Haar und zog daran, würgte an dem schrecklichen Schmerz, der meinen Kopf in zwei Teile zu spalten schien. Doch auch, wenn ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, eine Erkenntnis schaffte es, sich bis in mein Bewusstsein durchzukämpfen:
    Ich wusste nicht, was geschehen war. Wenn ich versuchte, mich zu erinnern fand ich nur Schwärze.
    Da war nichts!.
    Ruhe kehrte ein in meinem Kopf. Jeder Gedanke, jeder Schmerz wurde von einer plötzlichen, eiskalten Panikwelle erfasst und weggerissen. Mein Atem überschlug sich. Meine Augen, obwohl sie weit aufgerissen waren, nahmen nichts mehr wahr.
    Ein Schrei gellte durch den Raum, ich hörte das Echo der Wände. Es dauerte nur einen einzelnen Herzschlag und ich hörte schnelle Schritte, eine Tür. Jemand fiel neben meinem Bett auf die Knie. Seine Knochen polterten auf dem Boden, der offenbar aus Holz war. Ich versuchte mich wieder gerade aufzusetzen und spürte starke Hände an meinem Rücken, die mir halfen. Mit aller Kraft versuchte ich, sie wegzuschlagen. Ich wollte nicht, dass jemand mich berührte. Doch die Hände gaben nicht auf und mit einem verärgerten Knurren half man mir hoch.
    „Angel! Bitte komm zu dir! Du hast schon wieder geträumt!“
    Ich verstand die Worte nicht. Nur Augenblicke später hörte ich noch mehr eilige Schritte und spürte dann die Wärme mehrerer Körper. Das schnelle Schlagen ihrer Herzen, die eilig Blut durch Adern pumpten und die persönlichen Gerüche eines jeden von ihnen, die sich in dem Raum miteinander mischten. Erstickend und viel zu viel für mein gemartertes Hirn. Ein innerer Instinkt sagte mir mit Sicherheit, sie waren keine Menschen und der Gedanke ließ mich innehalten.
    Keine Menschen. Artgenossen.
    Mich darauf zu konzentrieren fiel mir nicht leicht, aber dann erkannte ich es doch. Ein einzelner, besonderer Geruch stieg mir in die Nase.
    Werwolf …
    Der Geruch war es, der mich auf den Boden der Tatsachen zurückschleuderte. Atemlos blinzelte ich, bis ich wieder klar sehen konnte.
    Ich war hier zu Hause!
    Ich wandte den Blick und fand, wen ich erwartet hatte. Neben mir hockte Seth, seine Finger mit meinen verflochten. Seine sanften braunen Augen mit den goldenen Sprenkeln blickten voller Sorge zu mir auf. Das rotbraune Haar war zerzaust, als sei er gerade erst aus dem Bett gesprungen. Dass er lediglich eine Boxershorts trug, unterstützte diese Vermutung.
    „Schon gut“, keuchte ich und rieb mir mit der freien Hand über die Augen. „Ich … Ich bin wieder da.“
    Ein erleichtertes Aufatmen ging durch den Raum. „Gottseidank“, seufzte jemand und es klang nach einem sehr müden Victor. Ich hob den Kopf und entschuldigte mich bei ihnen allen. Das ganze Rudel stand in meinem Zimmer. Mal wieder
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