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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
Autoren: Liesa Maria Nagel
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Mal. Alles, was ich die letzten Wochen tat und lernte, erfuhr ich zum ersten Mal. Mein Alltag war immer noch erfüllt von ' Ersten Mal's', dass ich den Überblick schon völlig verloren hatte. Die Unterscheidung zwischen Dingen, die ich wusste und Dingen, die ich neu lernen musste, war unglaublich schwierig. Dauernd mischten sich unterbewusste und instinktive Handlungen ein. Niemand wusste, was genau in mir steckte. Ich am allerwenigsten. Das war auch Marks Sorge, was die bevorstehende Verwandlung betraf. Seit Tagen redete er von nichts anderem.
    Langsam erhob er sich und streckte seinen immer noch starken, muskulösen Körper. Er war schon alt, älter, als die meisten meiner Art, sah jedoch aus, wie Ende dreißig.
    „Hast du die Bücher durch?“, erkundigte er sich. Immer, wenn er mit mir über das Lernen sprach, hatte er diesen Lehrerblick. Streng und wissend. Man konnte nichts vor ihm verbergen.
    „Fast. Ich werde bis morgen früh alle durchgelesen haben.“
    Mark nickte nur knapp und wandte sich zur Tür. „Du solltest noch etwas schlafen. Du brauchst alle deine Kräfte.“
    Der Ratschlag klang halbherzig, aber wahrscheinlich nur, weil er genau wusste, dass ich kein Auge mehr zutat.
    „Klar“, erwiderte ich und sah ihm nach, „schlaf gut.“
    „Du auch.“ Leise schloss sich die Tür hinter ihm. Ich wartete gerade solange, bis ich das Klicken seiner eigenen Türe hörte, ehe ich nach dem Bücherstapel neben meinem Nachttisch langte.
    Seit ich hier aufgewacht war, hatte ich einige Dutzend Bücher verschlungen. Auch in ihnen hoffte ich auf Dinge, die Erinnerungen in mir weckten. Bisher hatte ich jedoch nur Unmengen über Werwölfe und Dämonen erfahren. Den ganzen Stammbaum der Hölle kannte ich auswendig, jeden Feiertag meiner Rasse. Nur ich selbst war mir nach wie vor ein Rätsel. Da gab es auf diesem Planeten Tausende meiner Art und niemand vermisste mich. Dabei brüstete sich die Elite stets damit, dass sie über jeden von uns ihre Hand hielt. Ich erinnerte mich dunkel daran. Mark hatte mir einiges über den Rat erzählt. Wie sie herrschten und wer an der Spitze stand, aber er sagte mir auch, das Craven kein Ort war, der sich beherrschen ließ. Mark war sein eigener Herr und gehorchte niemandem.
    Bereits eine Woche nach meinem Erwachen war ich wieder vollkommen gesund gewesen. Die Taubheit meiner Glieder, die ich gespürt hatte und die schreckliche Erschöpfung waren verschwunden. Meine Muskeln vollständig erholt.
    Warum ich von Anfang an wusste, dass ich kein Mensch war, hatte mir niemand beantworten können. Aber ich konnte wohl von Glück reden, dass ich in der Obhut eines freien Werwolfrudels aufgewacht war und nicht in den Händen eines Menschen. Die dämonische Weltbevölkerung achtete seit Äonen darauf, unentdeckt zu bleiben. Was geschehen wäre, wenn ein Mensch mich in die Hände bekommen hätte – darüber dachte ich lieber nicht nach.
    Doch seit ich wieder gehen und mich frei bewegen konnte, war es eine Frage, die mich tagein, tagaus beschäftigte. Jeden Abend, wenn das Leben hier auf Craven begann und alle erwachten.
    Wer bin ich?
    Jede Nacht versuchte ich aufs Neue, etwas über mich herauszufinden. Das stellte sich jedoch schnell als schwierig heraus. Internet und Telefon waren zwar große Hilfen, genauso wie die anderen Rudelmitglieder, doch bisher verlief jede Spur im Sande.
    Seth überließ mir für die Suche stets seinen Computer und ich suchte stundenlang das Internet nach möglichen Artikeln über Autounfälle oder vermisste Personen ab. Sogar alle Krankenhäuser, psychiatrische Anstalten und Pflegeheime in und um London hatte ich abtelefoniert. Ergebnislos. Niemand kannte mich oder suchte nach mir. Da war niemand, der mich vermisste. Nichts, was dieses Loch in meinem Herzen erklärte.
    Das Seltsame an meinem Gedächtnisverlust war, dass er sich lediglich auf meine persönlichen Erinnerungen bezog. Als hätte der Jemand, der mich beseitigen wollte, nur ganze bestimmte Bereiche ausgewählt und zerstört. Ich erinnerte mich nicht daran, wo ich aufgewachsen war oder wer meine Eltern waren, dafür aber sehr wohl an die Tatsache, dass ich ein Werwolf war. Mir fehlte das Wissen um mein eigenes Alter, aber ich erinnerte mich daran, wie es war zu jagen und zu töten. Nicht an die Verwandlung selbst erinnerte ich mich, aber ich kannte den Schmerz.
    Seufzend stützte ich den Kopf in die Hand und ließ das Buch über Feiertage und den heidnischen Kalender in meinen Schoß sinken. Wer nur
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