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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
Autoren: Liesa Maria Nagel
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Holzsplitter verteilt, einige gefärbt von seinem Blut. Als ich mich aus meinem Versteck heraus umsah, entdeckte ich zahlreiche Bäume, die ein ähnliches Martyrium hatten ertragen müssen. Überall sah ich das bleiche Innere unter der abgeplatzten dunklen Rinde schimmern.
    Seth' Aufschrei ließ mich wieder den Kopf wenden. Gerade krachte seine Faust auf das harte Holz nieder. Das widerliche Knacken von Knochen und das feuchte, weiche Geräusch von Fleisch trieben zu mir herüber. Ich schluckte schwer. Er musste damit aufhören.
    „Seth! Hör auf!“
    Ich trat hinter dem Baum hervor und stellte mich ihm. Sofort wirbelte er herum und starrte mich an. Sein Blick traf mich wie ein Pfeil direkt ins Herz und setzte mich in Brand. In meiner Brust krampfte sich etwas fest zusammen und machte mir das Atmen schwer.
    „Geh weg!“ Seine Stimme war kaum zu verstehen. Vielmehr ein wütendes Knurren. Animalisch und voller Zorn. Von seinen offenen, geschundenen Fingerknöcheln tropfte das Blut und sickerte in den Waldboden. Der Geruch driftete träge zu mir herüber. Er erinnerte mich an etwas … Etwas, das zu mir gehörte. Aber was? Ich schob den Gedanken jedoch sofort wieder beiseite. Jetzt hatte ich wirklich Wichtigeres zutun.
    „Nein“, erwiderte ich barsch, „Ich gehe nirgendwo hin, bis du damit aufgehört hast.“
    Seth schnaubte wütend. „Du solltest gehen, wenn du nicht willst, dass ich über die herfalle.“
    Seine Ehrlichkeit ließ mich einen Moment in meiner Entschlossenheit straucheln. Doch noch, bevor ich etwas darauf erwidern konnte, kam er auf mich zu und sprach weiter. „Seit du hier bist, kann ich an nichts anderes mehr denken, als an dich. Seit du wach bist, ist es kaum noch auszuhalten. Ich will dich nicht zwingen und ich will dich nicht verletzen, aber wenn du jetzt nicht gehst, garantiere ich für gar nichts.“
    Ich merkte kaum, dass ich den Atem anhielt und zu ihm hinaufstarrte. Er stand nun unmittelbar vor mir, eine breite, blutbespritzte Wand aus Muskeln und Verlangen. Dieser scharfe, süße Duft umgab ihn, wie eine zweite Aura. Schritt um Schritt wich ich vor ihm zurück. Er folgte mir, ließ mich nicht für eine Sekunde aus den Augen. Sein Blick verriet, was er wollte, was er sich wünschte und auch bekommen würde, wenn ich mich ihm nicht entzog.
    Erschrocken keuchte ich auf, als ich den Baumstamm in meinem Rücken spürte, rau kratzte er über den Stoff meines Pullovers. Seth gab mir keine Chance mehr auszuweichen und rammte seine blutenden Hände zu beiden Seiten meines Kopfes in das Holz. Ich war gefangen zwischen seinem Körper und dem Baum.
    Die Muskeln in seinen Armen wölbten sich, als er sich langsam vorbeugte, immer näher kam sein Gesicht meinem. Das Haar klebte ihm schweißnass an der Stirn. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Sein Geruch schien mich zu betäuben. Er war alles, was ich noch wahrnahm. Sein heißer Atem strich über meine Wange, als er mir immer näher kam. Den Kuss erwartend, verharrte ich reglos. Was brachte es mir, mich dagegen zu wehren? Ich wollte bleiben. Wollte mehr von dieser Nähe, dieser Wärme, dieser Zuwendung.
    Seth' Lippen berührten meine nicht. So sanft, dass ein Schauer durch mich hindurchrann, küsste er die weiche Stelle unter meinem Ohr. Ich stöhnte auf. Ein lustvolles, dunkles Knurren kroch aus seiner Kehle und traf mich direkt in meinem innersten Kern. Mir wurde heiß und mein Atem geriet ins Stocken.
    „Du musst nur Nein sagen, Angel. Ein Wort und ich höre auf. Aber sage es jetzt, denn gleich wird es zu spät sein.“
    Ich würde ihn gewähren lassen, das wurde mir in diesem Moment klar.
    Weich und warm spürte ich seine Zunge an meinem Hals. Forschend erkundete er Zentimeter für Zentimeter meine Haut, fuhr die empfindliche Linie der Halsschlagader entlang. Ich zitterte. Es fühlte sich so gut an. Ich wollte mehr davon, aber war ich bereit dafür? Jetzt und heute?
    Langsam ließ die aggressive Spannung in Seth' Körper nach und er ließ sich gegen mich sinken. Sein schwerer Leib presste meinen gegen den Stamm. Seine nun wieder freien Hände fassten meine Hüfte und suchten sich langsam ihren Weg aufwärts. Jede seiner Berührungen verbrannte mich. Er weckte eine Leidenschaft in mir, die ich nicht kannte.
    Und was war, wenn dort doch jemand auf mich wartete?
    Ich stieß ihm beide Hände mit aller Kraft vor die Brust. „Nein!“ Seth taumelte zurück. Verwirrt sah er mich an. „Nein“, wiederholte ich noch einmal und lief los.
    Seth
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