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ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)

Titel: ANGEL - Wolfsmensch (German Edition)
Autoren: Liesa Maria Nagel
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blieb allein und wütend zurück. Er folgte mir nicht. Sein frustrierter, zorniger Schrei verfolgte mich fast bis zurück zum Haus.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen saß ich schon früh draußen auf den steinernen Stufen, die vom Wintergarten hinunter in den Garten führten. Der Nebel der Nacht zog noch immer durchs Gebüsch und alles um mich war still. Kaum Geräusche, nur das leise Atmen der Pflanzen und Steine. Es war so ruhig, dass auch in mir alles schwieg. Selbst meine Gedanken.
    Der milde Morgen des ersten August ermöglichte es mir, bloß in Shorts und Top draußen zu sitzen. Doch auch die Hitze der letzten Nacht war noch in mir, hatte mich nicht schlafen lassen. Seth' enttäuschtes Gesicht hatte sich tief in mein Gedächtnis gebrannt.
    Leise Schritte und das harte Schlagen eines Herzens ließen mich aufschauen. Verhaltener Atem, schwer und angestrengt. Ich wusste schon, dass es Seth war, ehe er durch das schmale Tor am anderen Ende des kleinen Gartens trat.
    Wie jedes Mal, wenn er sich mir näherte, stieg seine Körpertemperatur und in seinen vollen, wilden Gewitterluftgeruch mischte sich süße Erregung. Seine Erscheinung verriet mir, dass er genauso wenig geschlafen hatte wie ich. Bis zu den Ellbogen waren seine Arme blutig. Mit den Fetzen seines Shirts hatte er sich die Hände verbunden. Immer noch glommen goldene Funken im tiefen Braun seiner Augen.
    Ich musste mich räuspern, bevor ich auch nur einen Ton hervorbrachte.
    „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn leise und meine Stimme schnitt durch die Stille.
    „Morgen“, erwiderte Seth rau und blieb einige Schritte vor mir stehen. Die Hitze, die sein Körper ausstrahlte, war atemberaubend. Ich wusste nicht genau, wie ich mit seinen Gefühlen für mich umgehen sollte. Ich wusste ja nicht einmal, wer ich war und wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen.
    Seth war das egal. Das hatte mir Nick gestern gesagt. Er dachte wie ein Tier. Wenn er etwas wollte, dann kämpfte er darum. Er würde auch um mich kämpfen, sollte dort jemand sein, dem ich gehörte.
    Eine kleine Ewigkeit stand er schweigend da und sah mich an. Irgendwann setzte er sich neben mich.
    „Heute Nacht“, begann er, räusperte sich und begann von Neuem, „Heute Nacht ist Vollmond.“
    Ich sah auf, direkt in seine dunkelbraunen Augen. Ich war so sehr mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen, dass ich überhaupt nicht mehr über eine Verwandlung nachgedacht hatte. Selbst Nick hatte gestern noch davon gesprochen und ich hatte trotzdem keinen Gedanken mehr daran verschwendet. Seth sah in mein erschrockenes Gesicht und lächelte.
    „Du hast nicht daran gedacht, was?“, brummte er leise und ich nickte. „Ist nicht schlimm. Mach dir keine Gedanken darüber. Du schaffst das, da bin ich mir sicher.“ Wieder dieses Lächeln. Warm und so vertraut. Gerade, als ich etwas erwidern wollte, stand er auf und ging an mir vorbei ins Haus.
    Ich sah ihm nach und seufzte traurig. Dieser Mann verwirrte mich. Auf der einen Seite fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Er war attraktiv und stark, seine beschützende Art gefiel mir. Doch auf der anderen Seite ließ mich das Gefühl nicht los, dass ich nicht frei war. Nachdenklich und betrübt stand ich einen Moment später auf. Was blieb zu tun? Ich konnte entweder uns allen weiterhin das Leben zu Hölle machen, indem ich Seth auswich oder ich konnte mit ihm reden. Vielleicht verstand er meinen inneren Konflikt und hielt sich zurück. Ein Versuch war es mir wert. Diese Situation zwischen uns musste aus der Welt geschafft werden, Vollmond hin oder her. Wir mussten reden und zwar sofort.
    Im Haus war es still. So früh am Morgen war für gewöhnlich selten jemand wach, denn als Nachtaktive schliefen die Mitglieder des Rudels um diese Zeit.
    Seth fand ich schließlich im einzigen Badezimmer des Hauses. Seine noch immer aggressive Aura konnte ich sogar durch die geschlossene Tür spüren. Wie glühende Kohlen, ein inneres, loderndes Feuer fühlte ich seine Nähe. Vor der Tür hielt ich inne und atmete noch einmal durch. Ich hatte das Gefühl Kraft sammeln zu müssen, ehe ich ihm entgegen treten konnte. Dann klopfte ich leise.
    „Gleich!“, bekam ich die gebellte Antwort. Statt zu warten, öffnete ich und spähte hinein. Seth saß auf dem Toilettendeckel und versuchte sich umständlich die Finger zu verbinden. Sein Gesicht war konzentriert und von Schmerz geprägt. Die Lippen hatte er so fest aufeinandergepresst, dass sie schon ganz weiß waren.
    Seufzend trat ich ein
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