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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel
Autoren: Garry Kilworth
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und Akzente nachzumachen, britischen, italienischen oder französischen, oder auch den Slang des tiefen Südens. Momentan waren sie bei der Hälfte von Harper Lees Wer die Nachtigall stört, auch wenn Jamie eigentlich noch zu jung dafür war. Aber er konnte sich mit Scout und den anderen Kindern in der Geschichte identifizieren, und Dave hoffte, dass die Message zum Thema Rassismus wenigstens unbewusst bei ihm ankommen würde. Er hatte keine Probleme damit, sein Kind mit den richtigen Werten zu indoktrinieren.
    Jamie schlief nach der Hälfte des Kapitels ein, so dass Dave es leise für sich zu Ende las. Dann machte er das Licht aus, küsste seinen Sohn auf die Wange und ging zu Celia ins Wohnzimmer.
    » Verdammt tolles Kind hast du da«, meinte er.
    Sie sah von ihrem Roman auf.
    » Danke, du aber auch. Willst du ein bisschen fernsehen?«
    » Nein, ich glaube, ich gehe heute früh ins Bett. Danny und ich haben ab morgen eine Überwachung. Wir sehen uns dann vielleicht ein paar Tage nicht.«
    Sie runzelte die Stirn und zog die Füße unter ihren Rock.
    » Werdet ihr nicht abgelöst?«
    » Irgendwann bestimmt. Du weißt doch, wie es momentan ist, mit all den Bränden. Die Typen sind einfach überall, und der Personalmangel …«
    » Oh, Gott«, murmelte sie.
    » Nein, Schatz, hör zu, wahrscheinlich läuft alles glatt, und ich bin bis Dienstagmorgen wieder da; ich entwerfe hier nur das schlimmste Szenario. Zwei Tage. Mehr wird es bestimmt nicht.«
    Sie rammte den Kopf gegen seinen Arm.
    » Verdammt nochmal, Peters.« Lächelnd fügte sie hinzu: » Und glaub bloß nicht, ich wüsste nicht, warum du früh ins Bett willst. Du weißt genau, dass ich nicht gerne ohne dich aufbleibe.«
    Er präsentierte ihr seine beste Unschuldsmiene.
    » Ich habe keine Ahnung, was du meinst. Wenn du gleichzeitig mit mir ins Bett gehen willst, ist das großartig, aber ich habe ganz bestimmt keine Hintergedanken dabei. Schau mir in die Augen und sag mir, was du siehst. Reine Unschuld?«
    » Hintergedanken«, sagte sie.
    Dann war Celia sogar die Erste im Schlafzimmer. Sie machte sich gerne so bettfertig, als würde sie sofort einschlafen, mit einem langen Nachthemd, das rabenschwarze Haar im Nacken zusammengebunden. Dabei wusste sie genau, dass es höchstens fünf Minuten dauern würde, bis das Nachthemd einen Bettpfosten schmückte und die Haare lose über das Kissen fielen.
    Heute war ihr Liebesakt zärtlich, ohne das Gefühl der Dringlichkeit, das sie manchmal packte. Für Dave stellte der Körper seiner Frau eine ständige Quelle der Wunder dar. Sie war so gerundet, so weich, er konnte sich nicht vorstellen, was für ein delikater Prozess die Herstellung einer Frau sein mochte. Manchmal trieben sie es wie die Kaninchen, so dass hinterher das Bett komplett neu gemacht werden musste, oder sie gingen es langsam an, sahen einander in die Augen, und er war von allumfassender Liebe zu ihr erfüllt. Manchmal hielt er ihr Gesicht in den Händen, wenn sie kam, das Gesicht eines Engels, der von Ekstase überrascht wird. Manchmal waren sie rau, dann war sie ein Dämon, benutzte ihr Spanisch, um ihn anzutreiben, schrie jetzt, jetzt, jetzt, jetzt, bis er vor Leidenschaft fast verrückt wurde und sie am Ende erhitzt und atemlos dalagen. Dann fragte er: » Waren da irgendwelche schmutzigen Wörter dabei? Gott, ich wünschte, ich könnte Spanisch.« Und sie würde ihm eines ihrer geheimnisvollen Lächeln schenken und ihn weiterraten lassen.
    Sie fragten sich nie, ob es dem anderen gefallen hatte, da sie wussten, dass es manchmal nicht von dieser Welt war, manchmal gut und manchmal nicht so gut, aber immer der Mühe wert. Wussten, dass es immer ein nächstes Mal geben würde, und dass jedes nächste Mal ein bisschen anders sein würde als das letzte oder jedes andere Mal.
    Als er das Licht ausmachte, rollte sie sich in Embryonalstellung zusammen, mit dem Rücken zu ihm, und er legte den Arm um sie, zog sie an sich und dachte: Sollte Celia jemals etwas zustoßen, wäre ich für immer verloren.
    In einem anderen Haus führte Ray Reynolds ein ernstes Gespräch mit seiner Frau. Sie wollte ihn überreden, nur noch ein bisschen länger bei der Polizei zu bleiben, nur, bis sie ihre Hypothek in Ordnung gebracht hätten und ein Teil der Möbel abbezahlt wäre.
    Rays Frau Clementine hatte kupferrotes Haar: eine fröhliche Frau mit jeder Menge Sommersprossen, die sich am Ansatz ihrer Stupsnase versammelten. Tagsüber trug sie ihre Haare in einem dicken Pferdeschwanz,
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