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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel
Autoren: Garry Kilworth
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Meter über dem Wasser flog. Er bewegte sich nur langsam vorwärts. Dave tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Helikopter über ein gutes Radarsystem verfügten; selbst wenn es vollkommen finster war, konnten sie ihren Weg finden. Sie waren wie mechanische Fledermäuse in einem Meer aus Dunkelheit. Und Lloyds Männer würden bestimmt auch noch anderes Equipment einsetzen, so etwas wie Nachtsichtgeräte.
    Dave versuchte sich vorzustellen, was Manovitch vorhatte.
    Natürlich würde er die Dunkelheit für sich nutzen, aber wie? Würde er seine Kräfte einsetzen und zu dem Kahn fliegen? Dann würde er seinen verletzlichen irdischen Körper ihren Waffen aussetzen. Nein. Dave glaubte, dass er höchstwahrscheinlich unter Wasser zum Kahn schwimmen würde, während die Polizei den Himmel nach ihm absuchte.
    Angestrengt lauschte Dave auf Geräusche aus dem Wasser. Die Warterei war quälend. Immer wieder versuchte er, durch die Dunkelheit zu spähen, um zu sehen, ob irgendetwas die Wasseroberfläche durchbrach. Er fühlte sich wie in einer Tauchkugel am Grunde des Ozeans, wo die Finsternis nur von leuchtenden Tiefseewesen durchbrochen wurde. Nichts. Er sah nichts, hörte nichts.
    » DAVE, SIND SIE DA?«
    Vor Schreck wäre Dave fast über Bord gesprungen. Lloyd war auf einem der Polizeiboote und benutzte ein Megafon.
    » BENUTZEN SIE IHR TELEFON, DAVE.«
    Dave holte es raus und bemerkte, dass er nach dem letzten Anruf die Verbindung nicht unterbrochen hatte. Wahrscheinlich hatte Lloyd versucht, ihn anzurufen. Er drückte die rote Taste, und sofort klingelte das Telefon. Er meldete sich: » Lloyd?«
    » Ja, ich bin’s. Wir verstärken den Empfang, damit die Verbindung funktioniert. Das ist ja mal eine Geschichte, was? Wahrscheinlich hätten wir mit dem Blackout rechnen müssen. Geht es Ihnen gut?«
    » Im Moment noch, ja«, erwiderte Dave und sah sich nervös um, » aber unser Freund müsste bereits unterwegs sein. Haben Sie bedacht, dass er vielleicht unter Wasser zum Kahn schwimmt?«
    » Bleiben Sie in Kontakt«, meinte Lloyd nur. » Halten Sie sich bereit.«
    » Bereithalten? Wofür? Was läuft hier, Lloyd?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Schweigen, dann antwortete Lloyd: » Das würde Sie zu nervös machen, Lieutenant, glauben Sie mir. Es erfordert ein sekundengenaues Timing, und ich will nicht, dass Sie in Panik geraten und den Moment verpassen. Keine Sorge, es ist ein guter Plan.«
    » Wenn Sie mir sagen würden, was los ist«, schrie Dave, » wüsste ich verdammt nochmal auch, was ich tun soll, oder nicht? Wie soll das denn funktionieren? Die ganze verdammte Stadt ist in Dunkelheit getaucht!«
    » Die Helikopter sehen immer noch alles.«
    » Oh, und dadurch soll ich mich jetzt besser fühlen, ja?«
    Lloyd seufzte hörbar. » Wir werden schon auf Sie aufpassen, keine Sorge.«
    » Versprechen Sie mir das als Offizieller oder als Privatmann?«
    » Das verspreche ich Ihnen als Freund«, erwiderte Lloyd.
    » Okay, ich werde Ihnen vertrauen. Ich muss Ihnen vertrauen. Warten Sie, ich höre etwas …«

35
    Vom Bug des Kahns kam ein plätscherndes Geräusch. Da Dave ganz vorne im Boot stand, wurde ihm sofort klar, dass er hier in Gefahr war. Kurz überlegte er, ob er über den mit Stroh bedeckten Bereich in der Mitte des Kahns springen konnte, entschied sich dann aber dagegen. Stattdessen sprang er auf das Dollbord und balancierte vorsichtig Richtung Heck, wobei er auf dem abgenutzten Holz immer wieder um sein Gleichgewicht kämpfen musste. Er war schon fast an dem Strohbereich vorbei, als er ausrutschte und fiel.
    Beim Sturz gelang es ihm, eine Relingstütze zu erwischen, und er klammerte sich an dem glitschigen Balken fest. Sein Körper lag verdreht über dem Rand des Kahns. Einen Moment lang hing er dort, dann konnte er den rechten Fuß über das Dollbord schieben. Während er fast schon kopfüber am Boot hing, rutschte seine Waffe aus dem Holster und verabschiedete sich mit einem leisen Platschen, als sie ins Wasser fiel. Sein Handy wäre wohl ebenfalls verschwunden, wenn es nicht mit dem Haltebügel an seiner Jackentasche befestigt gewesen wäre.
    » Scheiße«, murmelte Dave.
    Er schob sich am Rand des Kahns entlang, bis er das Heck erreichte. Dort zog er sich wieder an Deck. Sofort griff er zum Telefon.
    » Lloyd, ich habe mich gerade ans andere Ende des Bootes begeben. Ich stehe jetzt am Heck, verstanden?«
    Angespannt starrte er in die Dunkelheit. Die widernatürliche Nacht fühlte sich tropisch an,
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