Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel
Autoren: Garry Kilworth
Vom Netzwerk:
nicht. Inzwischen hätten sie ihn angreifen und zu den Öfen lotsen müssen. Peters hätte sich zeigen und sich als Köder anbieten müssen. Manovitch sollte schließlich blind losstürmen und Peters angreifen, dann in einem Ofen in die Falle tappen, den sie durch Fernsteuerung in Gang setzen würden.
    Aber hier war kein Peters.
    Er stand da, mit blutenden Schnittwunden, und überlegte, was er jetzt tun sollte. Von seinem Standort aus konnte er durch eines der Fenster auf den Fluss sehen. Dort stand ein Mann auf einer Art Floß oder Kahn. Manovitch erkannte Peters.
    Da ist er ja, dachte Manovitch voller Befriedigung. Sie versuchen also, mich aus der Deckung zu locken.
    Peters stand aufrecht an einem Ende des Kahns und beobachtete das Krematorium.
    Er weiß, dass ich hier bin, dachte die tote Seele. Das ist interessant.
    Dann widmete er sich dem Problem, wie er an Peters herankommen konnte, ohne dabei verletzt zu werden. Sobald er dort war, würde alles enden. Er würde Peters töten und seine Seele mitnehmen auf die weiten Schlachtfelder von Armageddon, wo er ihn endgültig auslöschen würde. Es ging einfach nur darum, an die Stelle zu gelangen, wo sein Feind auf ihn wartete, ohne dabei gejagt und beschossen zu werden. Um sich selbst machte er sich dabei weniger Sorgen, mehr darum, dass der Körper, den er benutzte, Schaden nehmen könnte.
    Es schien keine einfache Sache zu werden, an Peters heranzukommen.
    Und in diesem Moment schickte Manovitch seinen Feinden die neunte Plage.
    Der HERR sprach zu Mose: Recke deine Hand gen Himmel, dass es so finster werde in Ägyptenland, dass man’s greifen mag. Und Mose reckte seine Hand gen Himmel; da ward eine dicke Finsternis in ganz Ägyptenland …
    Dave hatte gerade auf dem Handy mit Lloyd telefoniert, als es passierte.
    Plötzlich wurde London vom Wahnsinn befallen: Eine dicke, zähe Dunkelheit überzog die Stadt und klebte wie Öl auf Daves Haut. Er geriet in Panik, hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, und wollte um jeden Preis von dem Kahn runter, auf dem er stand. Sein Verstand rotierte und hätte fast den Dienst quittiert, doch dann fiel ihm die neunte Plage ein.
    » Verdammte Scheiße«, knurrte er.
    Dave blieb reglos stehen und wagte es nicht, sich zu rühren. Er wusste nicht genau, was sich unter dem Stroh befand, aber er konnte es sich denken. Jedenfalls wäre es keine gute Idee, im Dunkeln auf dem Kahn herumzustolpern. Jetzt musste er versuchen, cool zu bleiben, was unter den gegebenen Umständen nicht ganz einfach war.
    » Mutter Teresa«, betete er, » sie haben mich nach dir benannt. Du warst immer eine gelassene Frau. Ich brauche dringend deine Hilfe.«
    Durch die alles verschlingende Schwärze drangen Geräusche vom Ufer zu ihm herüber. Dave hörte gedämpfte Schreie. Lichter flammten auf. Polizeiboote auf beiden Seiten des Flusses schalteten ihre starken Suchscheinwerfer ein und richteten sie auf den Kahn. Andere Strahler, die man wahrscheinlich von der Royal Festival Hall ausgeliehen hatte, wo sie normalerweise das Gebäude beleuchteten, kamen hinzu. Auf den Brücken und in den Straßen gingen die Laternen an. In den angrenzenden Gebäuden wurde ebenfalls Licht gemacht, doch es strahlte nur schwach und trübe.
    Normalerweise wären die Suchscheinwerfer, die auf den Fluss gerichtet waren, sehr hell gewesen. Doch nun war die Dunkelheit so drückend, das sie kaum von ihnen durchbrochen wurde. Ihre Konsistenz war fast schon zähflüssig. Die blassen gelben Strahlen, die über das Wasser drangen, waren nicht heller als der Mond hinter dichten Wolken. Der Schein des Erzengels war nur noch ein dumpfes Glühen, wie das einer sterbenden Sonne, und spendete der Szene auf dem Fluss kaum Licht.
    Dave versuchte es wieder mit dem Handy. » Lloyd, können Sie mich hören?«
    Nichts als statisches Rauschen. Offenbar unterdrückte die dicke Suppe auch Funkwellen. Das Letzte, was Lloyd ihm gesagt hatte, war, dass Manovitch im Krematorium sei. Die tote Seele hatte einen Menschen getötet und einen weiteren schwer verletzt, dann hatten sie ihn irgendwo im Inneren des Gebäudes aus den Augen verloren. Man ging davon aus, dass er sich wieder auf die Dächer geschwungen hatte, aber niemand wusste etwas Genaues.
    Angewidert klappte Dave das Telefon zu und stopfte es in seine Jackentasche. Tja, wo auch immer er jetzt ist, er wird auf dem Weg hierher sein, dachte er.
    Aus westlicher Richtung tauchten die schwachen Scheinwerfer eines Helikopters auf, der nur wenige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher