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Ange Pitou, Band 1

Titel: Ange Pitou, Band 1
Autoren: Alexander Dumas
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liebe Herrgott im Himmel, und ernährt er nicht vom Himmel herab alle seine Geschöpfe?
    Das ist wahr, aber wenn er den Vögeln Futter giebt,so bringt er doch die Waisen nicht in die Lehre. Das muß nun für Ange Pitou geschehen, und das wird Sie bei Ihren geringen Mitteln nicht zu viel kosten.
    Wenn Sie aber diese Summe geben, Herr Doktor?
    Welche Summe?
    Die Summe, von der Sie gesprochen, die Summe, die hier in ihrer Tasche ist? fügte die Betschwester bei, indem sie ihren gekrümmten Finger gegen den Schoß des kastanienbraunen Rockes ausstreckte.
    Ich werde sie sicherlich geben, liebe Demoiselle Angelique, doch ich sage Ihnen zum voraus, nur unter einer Bedingung.
    Unter welcher?
    Daß das Kind ein bestimmtes Gewerbe erlernt.
    Es soll eines haben, ich verspreche es Ihnen bei meinem Wort, Herr Doktor, sagte die Frömmlerin.
    Sie versprechen mir im Ernste?
    Ich nehme den guten Gott zum Zeugen der Wahrheit meines Schwures, erwiderte Angelique. Und sie streckte ihre fleischlose Hand in die Höhe.
    Gut, es sei, sagte der Doktor, während er aus seiner Tasche einen Sack mit rundem prallem Bauche zog; ich bin bereit, das Geld zu geben, wie Sie sehen; sind Sie Ihrerseits bereit, mir für das Kind zu haften?
    Bei dem wahrhaftigen Kreuze, Herr Gilbert.
    Schwören wir nicht so sehr, liebe Demoiselle, und unterzeichnen wir ein wenig.
    Ich werde unterzeichnen, Herr Gilbert, ich werde unterzeichnen.
    So gehen wir ein wenig zu dem Notar Niguet.
    Der Papa Niguet, dem infolge einer langen Bekanntschaft der Doktor diesen freundschaftlichen Titel gab, war, wie diejenigen von unsern Lesern schon wissen, die mit unserem Buche Joseph Balsamo vertraut sind, der angesehenste Notar des Ortes.
    Mademolselle Angelique, deren Notar Meister Niguet auch war, hatte nichts gegen die vom Doktor getroffene Wahl einzuwenden.Sie folgte ihm daher in die bezeichnete Schreibstube. Hier protokollierte der Notar das von Demoiselle Rose Angelique Pitou geleistete Versprechen, ihren Neffen Louis Ange Pitou zu sich zu nehmen und zur Ausübung eines ehrenhaften Gewerbes gelangen zu lassen, wogegen sie jährlich die Summe von zweihundert Livres erhalten sollte.
    Am andern Tag verließ der Doktor Villers-Cotterets, nachdem er einige Rechnungen mit seinem Pächter geordnet hatte. Und Mademoiselle Pitou, die wie ein Geier über die genannten, zum voraus zahlbaren zweihundert Livres herfiel, schloß acht schöne Louisd'or in ihren Lehnstuhl ein.
    Was die übrig bleibenden acht Livres betrifft, so warteten sie in einer kleinen Unterschale von Porzellan, die seit dreißig bis vierzig Jahren eine Menge Münzen von allen möglichen Sorten hatte durchziehen sehen, bis die Ernte von einigen Sonntagen die Summe von vierundzwanzig Livres vervollständigte, eine Zahl, bei der immer die genannte Summe eine Verwandlung in Gold durchmachte und von der Schale in den Lehnstuhl überging.

Ange Pitou bei seiner Tante.
    Wir haben gesehen, wie wenig Sympathie Ange Pitou für einen zu langen Aufenthalt bei seiner guten Tante Angelique hegte; mit einem, dem der Tiere gleichen oder ihm vielleicht überlegenen Instinkte begabt, hatte der arme Knabe zum voraus erraten, was bei diesem Aufenthalt seiner harrte an Verdrießlichkeiten, Plackereien und Widerwärtigkeiten.
    Einmal, sobald der Doktor Gilbert abgereist – und das hatte Pitou nicht am meisten gegen seine Tante mißgestimmt – war nicht einen Augenblick mehr davon die Rede gewesen, das Kind in die Lehre zu bringen. Wohl hatte der Notar mit einem Worte die förmliche Uebereinkunft berührt; aber Mademoiselle Angelique antwortete, ihr Neffe sei noch zu jungund besonders von zu zarter Gesundheit, um Arbeiten unterworfen zu werden, die vielleicht seine Kräfte übersteigen würden. Bei dieser Bemerkung bewunderte der Notar das gute Herz von Mademoiselle Pitou und verschob die Lehre auf das nächste Jahr. Dabei war keine Zeit verloren, denn der Knabe hatte erst sein zwölftes Jahr erreicht.
    Sobald er bei seiner Tante war, und während sie darüber nachsann, wie sie den besten Nutzen aus ihrem Neffen ziehen könnte, hatte Pitou, der sich wieder in seinem Walde befand, auch schon alle seine topographischen Anordnungen getroffen, um in Villers-Cotterets dasselbe Leben zu führen, wie in Haramont. Denn eine Wanderung in der Runde hatte ihn in der That gelehrt, die besten Tränkherde wären die am Wege nach Dampleux, am Wege nach Compiegne und am Wege nach Vivieres, und der wildreichste Bezirk sei der der Wolfsheide.
    Nachdem er
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