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Androidenträume

Titel: Androidenträume
Autoren: John Scalzi
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wählte die Option »Leichte Beleidigung«. Ein neues Fenster mit vierzig Beleidigungsvorschlägen öffnete sich. Moeller tippte auf diejenige, die in der Liste als Erste angeführt wurde und ganz simpel »Du stinkst« lautete.
    Auf dem Touchscreen erschien eine Sanduhr, und Moeller spürte leichte Vibrationen in seinem Dickdarm, als sich der Apparat aktivierte. Dann wurde ein Dialogfenster angezeigt. »Verarbeitung jetzt möglich«, stand darin. »Feuern Sie, wenn Sie bereit sind.«
    Moeller war praktisch im nächsten Moment feuerbereit. Die Verbindung von Milch und seinem Frühstück mit Gemüse und Schinken hatte in seinem Verdauungstrakt wahre Wunder bewirkt. Um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, bewegte sich Moeller vorsichtig auf seinem Sitz, um den Vorgang zu unterstützen. Er spürte, wie das Gas ein paar Zentimeter tief in die erste Kammer des Apparats eindrang. Das Dialogfenster änderte sich: »Verarbeitung erfolgt.« Moeller spürte eine neue Vibrationsfrequenz im Apparat, als die mittlere Kammer aktiv wurde. Nach etwa fünf Sekunden hörten die Vibrationen auf, und wieder änderte sich der Dialog: »Bereit. Wählen Sie automatische oder manuelle Freisetzung.« Moeller wählte die automatische Freisetzung. Daraufhin zeigte das Fenster einen Countdown an.
    Zehn Sekunden später verließ das leicht komprimierte Gas den Apparat und bewegte sich auf den letzten Ausgang zu. Moeller machte sich keine besonderen Sorgen über die Geräuschentwicklung, denn niemand arbeitete jahrzehntelang im diplomatischen Corps, der nicht gelernt hatte, während der endlosen Sitzungen und Verhandlungen lautlos Druck abzulassen. Moeller beugte sich ein klein wenig vor und ließ das Gas entweichen. Es roch entfernt nach Petersilie.
    Etwa zwanzig Sekunden später reagierte Sral-win-Getag, der bis jetzt den Eindruck erweckt hatte, als würde er jeden Moment einnicken. Mit einem plötzlichen Ruck richtete er sich auf und erschreckte seine Assistenten links und rechts von ihm. Eine Assistentin beugte sich zu ihm herüber, um in Erfahrung zu bringen, was ihren Vorgesetzten so beunruhigte. Sral-win-Getag zischte sie leise, aber eindringlich an. Sie hörte ihm ein paar Minuten lang zu, dann hob sie die Nase und schnupperte kurz, aber unübersehbar. Dann blickte sie Sral-win-Getag an und antwortete mit der niduanischen Entsprechung eines Schulterzuckens, als wollte sie sagen: Ich rieche nichts. Sral-win-Getags Augen funkelten wütend, und dann sah er zu Moeller, der die ganze Zeit mit dem Ausdruck höflicher Langeweile den Tisch angestarrt hatte, während die Bananen-Diskussion weiterging. Die Luftreiniger waren schon dabei, den Geruch zu neutralisieren. Allmählich beruhigte sich Sral-win-Getag wieder.
    Ein paar Minuten später ließ Moeller die Botschaft Du paarst dich mit Unreinen fliegen. Sral-win-Getag stieß einen Grunzer aus und schlug so heftig mit einer Faust auf den Tisch, dass das gesamte Möbelstück erschüttert wurde. Eine Verhandlungspause trat ein, als alle Anwesenden zu Sral-win-Getag blickten, der inzwischen von seinem Sitz aufgesprungen war und hektisch mit der recht nervös wirkenden Assistentin an seiner Seite flüsterte.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte Moeller den zweiten Assistenten zu Sral-win-Getags Linken.
    Dieser Nidu schien die Ruhe selbst zu sein. »Der Repräsentant ist offensichtlich über die Qualität brasilianischer Bananen besorgt«, lautete sein Urteil.
    Sral-win-Getag schaffte es, sich wieder zu setzen. »Ich entschuldige mich«, sagte er und blickte am Tisch auf und ab. »Etwas hat mich überrascht.«
    »Wir können über eine Änderung des prozentualen Anteils brasilianischer Bananen verhandeln, wenn Ihnen dieser Punkt so sehr am Herzen liegt«, sagte Moeller freundlich. »Ich bin mir sicher, dass Panama gerne seinen Anteil erhöhen würde, und wir könnten Brasilien auf andere Weise für den Ausfall entschädigen.« Er griff nach seinem Bildschirm, als wollte er sich eine entsprechende Notiz machen, obwohl er in Wirklichkeit den Befehl eingab, die Mitteilung Du badest in Erbrochenem zu senden.
    »Das ist akzeptabel«, sagte Sral-win-Getag mit tiefem Knurren. Moeller gab Alan mit einer Geste zu verstehen, dass er die Diskussion fortsetzen sollte, wobei er gleichzeitig dafür sorgte, dass ihm die letzte Botschaft entfuhr. Zwanzig Sekunden später bemerkte Moeller, wie Sral-win-Getag schwer atmete und sich bemühte, nicht zu explodieren. Seine Assistentin tätschelte seine Hand, wenn auch etwas
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