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Androidenträume

Titel: Androidenträume
Autoren: John Scalzi
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Analverkehr mit seiner Mutter zu betreiben. Die Ehre gebot es ihm, sich für diese Beleidigung zu rächen.«
    Moeller stach in die Steaks und drehte sie um. »Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, dass die meisten Menschen nicht den leisesten Schimmer haben, was Gerüche für die oberen Zehntausend der Nidu bedeuten.«
    »Es hätte ihm klar sein müssen, war es aber nicht«, sagte Jean und blätterte im Bericht. »Oder es interessierte ihn nicht, was wahrscheinlicher klingt. Er genießt diplomatische Immunität. Er muss sich keine Gedanken darüber machen, ob er sich zurückhalten sollte. Auch bei zwei weiteren Beinahe-Verhaftungen ging es um Streitigkeiten wegen Gerüchen. Hier, diese Geschichte ist gut: Wie es scheint, griff er einen Blumenverkäufer auf einem Marktplatz an, weil einer der Sträuße ihm sagte, er würde Babys mit Füßen treten. Das war erst vergangenes Jahr.«
    »Wahrscheinlich waren Gänseblümchen im Strauß«, sagte Moeller, der sich weiterhin um die Steaks kümmerte. »Der Duft von Gänseblümchen bedeutet ›Kinder‹. Was wollen Sie damit anfangen, Jean?«
    »Nächste Woche beginnen Ihre Verhandlungen mit Sral«, sagte Schroeder. »Inzwischen ist es zu spät, die Agenda zu ändern. Aber Sie verhandeln mit jemandem, der entweder ziemlich dumm oder ziemlich labil ist und der die aktenkundige Neigung zu Wutausbrüchen hat, wenn er glaubt, durch einen Geruch beleidigt zu werden. Daraus muss sich doch etwas machen lassen.«
    »Ich wüsste nicht, wie.« Moeller spießte die Steaks auf und legte sie auf einen Servierteller. »Im Handelsministerium gilt die Regel, dass man den Empfindlichkeiten der Nidu mit großem Respekt begegnen soll. Die Verhandlungen finden nur in Räumen mit speziellen Luftfiltern statt. Wir verzichten auf Parfüm und Rasierwasser – wir sollen nicht einmal duftende Deodorants für die Achselhöhlen benutzen. Verdammt, wir bekommen sogar Spezialseife, die wir beim Duschen verwenden sollen! Und wir nehmen das alles sehr ernst. Während meines ersten Jahres im Handelsministerium habe ich erlebt, wie ein Mitglied unserer Delegation nach Hause geschickt wurde, weil er sich am Morgen mit Kernseife gewaschen hat. Er erhielt tatsächlich einen offiziellen Verweis.«
    »Anscheinend können Sie nicht mit einer Sprühflasche hereinkommen, in die wir die Essenz von ›Leck mich am Arsch‹ abgefüllt haben«, sagte Jean. »Aber es muss eine Möglichkeit geben, etwas in dieser Art zu bewirken.«
    »Hören Sie«, sagte Moeller. »Srals Vater hat bei meinem Vater einen Herzinfarkt ausgelöst. Nichts würde mich glücklicher machen, als diesen Mistkerl aus dem Konzept zu bringen. Aber wir werden es nicht schaffen, ihn insgeheim so sehr anzustinken, dass er in Wut gerät.«
    Zwei Tage später schickte Jean ihm eine Nachricht. Sie lautete: Etwas riecht interessant.
    Am Verhandlungstisch hatten die Nidu die irdische Delegation dazu gebracht, die ecuadorianischen Bananen aus dem Vertrag zu nehmen und sie durch den gleichen Prozentsatz an Bananen zu ersetzen, die von der Philos-Kolonie geliefert werden sollten. Damit waren alle glücklich, weil die Philos-Kolonie dem Planeten Nidu viel näher war als die Erde. Außerdem würden die Plantagenbesitzer von Philos einen geringeren Preis für ihre Bananen akzeptieren, und die Erde wollte sowieso den kolonialen Handel fördern. Moeller gab mit einem Nicken seine Zustimmung. Sral-win-Getag grunzte seine Einwilligung, und dann widmete man sich dem Thema brasilianische Bananen.
    Moeller öffnete auf seinem Schirm das Fenster für die Software des Apparats und tippte den Befehl für »Nachricht senden« an. Das Fenster listete sofort vier Kategorien auf: leichte Beleidigung, sexuelle Beleidigung, Beleidigung der Intelligenz und schwere Beleidigung. Fixer, der den Apparat konstruiert hatte und die beste frei verfügbare Software angepasst hatte, um ihn zu steuern, hatte in der wissenschaftlichen Bibliothek der UCLA ein chemisches Wörterbuch für die niduanische Geruchssprache gefunden. Selbstverständlich hatte er alles rausgeworfen, was keine Beleidigung war, denn Moeller hatte nicht vor, Sral-win-Getag mitzuteilen, dass er hübsch aussah oder dass es Zeit für seine Pubertätsriten war. Außerdem löschte Moeller sofort sämtliche Beleidigungen, die die Intelligenz seines Gegenübers in Zweifel zogen, da sich Dummköpfe niemals die Frage stellten, ob sie vielleicht weniger intelligent als andere waren. Fangen wir klein an, dachte sich Moeller und
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