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Androidenträume

Titel: Androidenträume
Autoren: John Scalzi
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»Minister Heffer«, sagte er.
    »Mr. Creek«, erwiderte Jim Heffer. »Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen. Oder sollte ich Premierminister Creek sagen? Wir haben von Ihrer Beförderung gehört.«
    »Dafür kannst du dich gelegentlich bei mir erkenntlich zeigen«, sagte Javna. »Ein netter Posten.«
    »Ja, aber wie du siehst, musste ich dafür einiges über mich ergehen lassen.«
    »Wenn die Krönungszeremonie vollzogen ist, werden Sie ihn vermutlich nicht mehr lange genießen können«, sagte Heffer. »Narf-win-Getag hat uns alle hinters Licht geführt. Dass Ben vor Gericht gegen ihn gewonnen hat, ist so ziemlich das Einzige, was für uns gut gelaufen ist. Ich würde einiges darauf verwetten, dass wir drei am Ende des heutigen Tages in ein Kriegsgefangenenlager abgeführt werden.«
    »Trotzdem haben Sie sich hier blicken lassen«, sagte Creek.
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt«, bemerkte Heffer. »Immerhin wurde uns noch nicht der Krieg erklärt. Wir sind Diplomaten, Harry. Vielleicht gibt es noch einen anderen Ausweg.«
    »Vielleicht«, pflichtete Creek ihm bei.
    Jemand tippte Heffer auf die Schulter. Bevor Heffer sich dem Neuankömmling zuwandte, verabschiedete er sich mit einem knappen Nicken von Creek und Javna.
    »Und?«, sagte Javna, nachdem Heffer gegangen war. »Was hast du vor?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du bist hier«, sagte Javna. »Und sie ist hier. Ich habe dir nicht gesagt, dass du aus deinem Versteck kommen kannst, und du bist nicht so blöd, dich erwischen zu lassen. Also führst du etwas im Schilde. Und wie ich gehört habe, bist du nur hier, weil du irgendeinen Handel mit Narf-win-Getag abgeschlossen hast.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Das ist gut«, sagte Javna. »Denn ich habe nicht den leisesten Schimmer, was ich gerade denken soll. Ich hoffe nur, dass du es irgendwie geschafft hast, für uns alle die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Und vielleicht konntest du den guten alten Narf sogar überzeugen, jemanden, der nicht ganz so despotisch ist, zum Herrscher der Erde zu ernennen.«
    »Zumindest weiß ich, dass eine Person nicht mehr für diesen Job in Frage kommt«, sagte Creek und erzählte Javna von Jean Schroeder.
    »Von einem Nidu auf der Ebene von Pajmhi erdrosselt«, sagte Javna anschließend. »Es mag Todesarten geben, die für diesen Drecksack noch mehr Ironie und Poesie hätten, aber im Augenblick fällt mir wirklich keine ein.«
    Hörner ertönten, das Signal für das Publikum, sich auf die Plätze zu begeben.
    »Jetzt wird’s ernst«, sagte Javna.
    »Hör zu, Ben«, sagte Creek und kam ein Stück näher. »Bei der Zeremonie wird etwas passieren, auf das ich dich nicht vorbereitet habe. Etwas, das sehr tief in unsere gemeinsame Vergangenheit zurückreicht. Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erklären. Du wirst wissen, was los ist, wenn du es siehst. Und wenn es passiert, versuch bitte, mich dafür nicht allzu sehr zu hassen.«
    Javna sah Creek an. »Harry«, sagte er. »Was auch immer es ist, wenn es dafür sorgt, dass wir mit heiler Haut aus dieser Sache rauskommen, ist es gut. Mach dir keine Sorgen. Du bist für mich wie ein Bruder. Das weißt du.«
    »Ein denkwürdiger Satz«, erwiderte Creek. »Erinnere dich bei Gelegenheit daran, dass du ihn gesagt hast.«
    Takk kam zu Creek. »Es wird Zeit, zu unseren Plätzen zu gehen.«
    »Was für ein Monster«, sagte Javna, als er zu Takk hochschaute.
    »Hallo«, sagte Takk.
    »Wenn wir im Kriegsgefangenenlager sind, kannst du mir bestimmt ein paar interessante Geschichten erzählen, Harry«, sagte Javna. »Das ist mir schon jetzt klar.«
    »Was meint er damit?«, wollte Takk wissen.
    »Das erkläre ich dir später«, sagte Creek. »Gehen wir.« Das ungleiche Paar kehrte zur Vorderseite der Halle zurück, um dort ihre zugewiesenen Plätze einzunehmen. Takk ging voraus und erzeugte eine riesige Bugwelle in der Menge, so dass Creek mühelos hinterherspazieren konnte.

    Wieder ertönten Hörner, und erneut öffneten sich die Türen der Großen Halle. Diesmal trat Narf-win-Getag hindurch, in den Mantel und den Umhang seiner Sippe gewandet.
    Narf-win-Getag hatte es nicht eilig mit seinem Auftritt. Langsam und gemächlich schritt er den Mittelgang entlang, der durch aufgespannte Seile freigehalten wurde, durch ein Publikum aus viertausend Gästen und hochrangigen Persönlichkeiten. Narf-win-Getag erkannte viele wieder, was nach mehreren Jahrzehnten im diplomatischen Dienst nicht weiter verwunderlich war. Sein Blick suchte und
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