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Andersrum durch die USA - Teil 1 - Florida: Ein schwules Roadmovie führt durch Florida und Kalifornien

Andersrum durch die USA - Teil 1 - Florida: Ein schwules Roadmovie führt durch Florida und Kalifornien

Titel: Andersrum durch die USA - Teil 1 - Florida: Ein schwules Roadmovie führt durch Florida und Kalifornien
Autoren: Michael J. Unge
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Beifahrers.
    André verrenkte sich stattdessen lieber noch ein wenig den Hals und schaute traurig zu der hinter uns zurückbleibenden pompösen weißen Villa.
    Ich räusperte mich lautstark. „Würde es dir viel ausmachen, noch mal einen Blick auf die Straßenkarte zu werfen?“, unterbrach ich seine Turnübungen mit brummender Stimme.
    „Hä?“, sein Kopf schnellte herum. „Ach so, ja klar. Also nein. Ach du weißt, was ich meine. Gut, wollen wir doch mal sehen. Wir sind jetzt genau hier. Nein hier. Oder …?“
    Ich verdrehte die Augen und hätte ihm die Karte am liebsten aus den Händen gerissen.
    „Hältst du den Plan auch richtig herum?“
    „Haha, sehr lustig. Lange nicht mehr so herzhaft gelacht.“
    „Ich frag ja nur ...“
    „Fahr mal dort vorne nach links“, wies er an.
    „Das richtige Links oder meinst du wieder das Frauen-Links?“
    „Nein, das richtige“, sagte er und zeigte nach rechts.
    Ich fuhr also die nächste Straße rechts rein.
    „Dann an der nächsten … nein, übernächsten Ampel wieder nach links.“
    „Sag mal, machst du das eigentlich extra?“
    „Was?“, fragte er völlig überrascht.
    „Ach nix“, murmelte ich und konzentrierte mich darauf, an der übernächsten Ampel rechts abzubiegen.
    Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass Straßenkartenlesen nicht so unbedingt zu seinen Stärken zählte?
    Nachdem ich noch drei Mal abgebogen war, wurde die zuvor zweispurige Straße wieder breiter und entfaltete sich zu einer richtigen Großstadtstraße. Also, so eine mit vier Spuren in jede Richtung.
    Ich hielt mal wieder an einer der beknackten roten Ampeln und schreckte zusammen, als ich an André vorbei aus dem Fenster schaute.
    Ich räusperte mich und nickte in diese Richtung, als André mich irritiert anschaute.
    „Oh“, war das einzige, was er zu sagen wusste. Dann schaute er sich verträumt die Villa von Gianni Versace in aller Ruhe an.
    Als die Ampel auf grün sprang, gab ich genervt Vollgas und driftete mit quietschenden Reifen davon.
    „Mann!“, rief André erschrocken aus. „Was sollte das denn?“
    „Was das sollte? Ich wollte dich aus deinen Tagträumen reißen. Außerdem geht mir diese Gurkerei echt langsam auf den Keks. Ich will an den Strand und nix tun!“
    „Ist ja gut. Will ich doch auch. Lass mich nur machen.“
    In den nächsten anderthalb Stunden kamen wir noch sechs Mal an dieser versnobten Villa vorbei! Ich gab mich geschlagen. Mit einem todesmutigen Wendemanöver, fuhr ich über den Mittelstreifen auf die Gegenfahrbahn und folgte den Schildern in Richtung Dania Beach.
    André schrie aus Leibeskräften, doch ich schmunzelte nur. Wenn die hier alle so fahren, warum soll ich da nicht mal mitmischen? Schnauze voll. Das war’s! Wenn es in Miami keinen Strand gibt oder der sich von uns nicht finden lassen will, kann der mir auch getrost gestohlen bleiben.
    Andrés Wegbeschreibungen schoss ich während der Rückfahrt großzügig in den Wind und folgte lieber der Ausschilderung, welche uns nach knapp vierzig Minuten zum Dania Beach führte.
    Eine lange Palmenallee mit unglaublich vielen freien Parkmöglichkeiten verlief direkt neben dem Strand. Ich suchte ein schönes schattiges Plätzchen und hielt an.
    „So. Da wären wir“, erklärte ich und hörte wie André lautstark die Luft ausstieß.
    „Danke für die aufregende Rückfahrt“, gab er mit ironischem Unterton von sich.
    „Immer wieder gerne.“ Ich grinste breit.
    Wir schnappten uns die Strandtasche und suchten einen geeigneten Platz. André machte es sich bereits bequem, doch mir stand der Sinn nach etwas Trinkbarem. Ich steckte meinen Ausweis in die Badehose und bat André: „Gibst du mir ein paar Dollar?“
    Er grinste schelmisch, kramte nach dem Geld und schob es mir mit einem verführerischen Lächeln vorne in die Hose.
    „Danke“, sagte er, „du warst spitze!“
    Mit einem lauten Lachen drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zum nahegelegenen Kiosk.
    „ID?“, wurde ich von dem braungebrannten Surfertypen auf der anderen Seite des Tresens gefragt, nachdem ich zwei Bier bestellt hatte. Ich fummelte meinen Ausweis aus der Badehose oder besser gesagt, ich versuchte es, denn das störrische Ding hatte sich am Bund verfangen und keiner der beiden schien nachgeben zu wollen.
    „Second, please“, bat ich und zog und zerrte an meinem Ausweis herum. Der Surfertyp beugte sich ein wenig nach vorn und schaute interessiert zu.
    „Nice“, stellte er mit einem zuckersüßen Lächeln auf
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